Im heutigen Interview: Marc Tillmann

Vor einigen Monaten bin ich über Instagram auf Marc Tillmann gestoßen. Wir interessieren uns für die gleichen Themen, wie z.B. Persönlichkeitsentwicklung, aus einer Krise heraus etwas Großartiges erschaffen, Meditation, Rituale und noch gefühlt 1000 andere Dinge mehr. Es war also kein Wunder, dass ich ihn "gefunden" habe! In seinen Posts konnte ich herauslesen, dass er nachdenklich und positiv zugleich ist, dass er weiß, was er will - und was er nicht will. Kurzum: ich wusste, dass ich Marc interviewen und seine inspirierende Geschichte erzählen möchte.

Deshalb freue ich mich nun sehr, dass ich Euch mit in seine Welt nehmen darf, eine Welt, in der viel arbeiten und Bedürfnisse ausblenden sehr lange eine sehr große Rolle gespielt hat. Dieses "Wegdrücken" hat ihn schließlich krank gemacht, was er aber - bewundernswerter Weise - als große Chance sah, um sein Leben von Grund auf zu überdenken und neu zu starten. Lasst uns starten zu dieser Reise in seine Welt!

Begonnen hat er nach der Schule - wie fast alle Männer zu dieser Zeit - mit der Wehrpflicht bei der Bundeswehr. Diese Welt, die kaum jemand verstehen kann, der nicht in dieser Gemeinschaft war, hat ihn 8 Jahre seines Lebens begleitet. Man muss sich die Bundeswehr wie eine Familie vorstellen, in der vieles geteilt wird - wie Zeit, Gedanken und Erfahrungen, die einen zusammenschweißen. Hier begegnet man Menschen, mit denen man zusammenlebt und den Alltag miteinander teilt, die oft Freunde fürs Leben werden. Nach diesen 8 Jahren bei der Bundeswehr hatte Marc dann Anspruch auf Berufsförderungsdienst, was bedeutet, dass er sich auf Kosten des Staates so weiterbilden kann, dass er nach seiner Bundeswehrzeit gut ausgebildet ins Berufsleben starten kann. Und Marc hat diese Zeit wahrlich genutzt! Er hat eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht, außerdem seinen Fachwirt für kaufmännische Datenverarbeitung und seinen Wirtschaftsinformatiker oben drauf gesetzt. Er war also nach dieser Zeit bestens für die freie Wirtschaft gerüstet.

Mit Anfang 20 hat er dann seine 1. Frau geheiratet. Sein erster Job war in einer Multimediaagentur, in der er als Projektleiter für Webseiten und IT-Shops gearbeitet hat. Nach und nach war ihm klar, dass er etwas Neues probieren wollte, dass das noch nicht alles sein konnte. So kam er über eine Zeitarbeitsagentur in eine Automobilzulieferfirma, in der er insgesamt 7 Jahre gearbeitet hat. Während dieser Zeit ist seine Ehe zerbrochen. Statt genau hinzusehen und Schmerzen und Wunden zu verarbeiten, hat er sich dann erst so richtig ins Berufsleben gestürzt, um sich abzulenken. Innerhalb des Unternehmens wechselte er schließlich in die Unternehmensberatung. Zu dieser Zeit hat er dort seine 2. Ehefrau kennengelernt. Da ihm der vertraute Job schließlich über war, wollte er wieder etwas Neues versuchen und ist schließlich in die freie Unternehmensberatung gewechselt, auch weil er in der alten Firma am Ende der Karriereleiter angekommen war. Diesen Job übte er 13 Jahre aus, als schließlich auch die zweite Ehe zerbrach. Wieder hat Marc diese Gefühle und Schmerzen weggedrängt, er wollte sich einfach nicht damit beschäftigen, Arbeit war hier sein Ventil, wodurch er seinen unterdrückten Schmerz wunderbar kompensieren konnte.

Depression und Burnout

Ende 30 kam dann schließlich der Hammer, wie er es selbst sagt. Immer schwerer kam er aus dem Bett, konnte sich kaum noch aufraffen, in die Arbeit zu gehen. Der Arzt stellte schließlich eine Depression mit Burnout fest, schon der Gedanke an die Arbeit stresste Marc.
Die damit einhergehenden Symptome wie Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, innere Leere, nur noch funktionieren und sich ständig kaputt fühlen hat er wohl über 10 Jahre mit sich herum geschleppt, ohne sie wirklich zu beachten. Das Verdrängen hat also die letzten Jahre überaus effektiv geklappt, allerdings suchen sich Gefühle und Bedürfnisse immer ihren Weg. Wie ein Ball, der unter Wasser gedrückt wird. Das mag eine Zeit lang funktionieren, jedoch kommt er dann mit umso größerer Wucht an anderer Stelle wieder hoch! Unterdrücken ist also zwecklos! Aber das muss wohl jede/r von uns selbst einmal mitgemacht haben, um schließlich einzusehen, dass das "Wegdrücken" wenig Sinn macht.

Nach der Diagnosestellung hat sich Marc dann für 6 Wochen in eine psychosomatische Klinik zur Reha begeben. In dieser Zeit hat er eine Lebensinventur gemacht und endlich hingeschaut.

Was lief in den letzten Jahren falsch?

Warum ist alles so gekommen?

Warum habe ich immer versucht, es allen recht zu machen? Allen, außer mir?

Diese Fragen und das Hinschauen waren rückblickend die Rettung und Lösung zugleich.

  • Wer bin ich eigentlich?
  • Was kann ich?
  • Was macht mir Spaß?
  • Was will ich?

Ich persönlich finde ja, dass sich diese Fragen jede/r von uns früher oder später im Laufe seines Lebens stellen sollte, um seinen persönlichen Weg zu finden. Marc hat sich diese Fragen zum Glück beantwortet! In zahlreichen Gruppengesprächen wurde Vieles geklärt, vor Ort in der Klinik hat er aber auch gemerkt, dass er mit einem Coach weiter daran arbeiten möchte. Durch diesen ist er im Leben vorangekommen, konnte sich nun endlich auf seinen persönlichen Weg begeben und bei sich ankommen.

Bis zur Depression lebte Marc in der Privatinsolvenz, er wollte einfach immer ein perfektes Familienleben nach außen leben, obwohl es innen anders aussah. Auch die Eigentumswohnung musste schließlich verkauft werden. Dieser mutige Schritt zur Privatinsolvenz hat ihn finanziell gerettet.

Minimalismus als Weg

Seitdem lebt er minimalistischer, hat keinen unnötigen "Schnickschnack" mehr, konzentiert sich auf das Wesentliche. Und dass das nicht die Dinge oder Statussymbole sind, die er in der Vergangenheit durch viel Arbeiten angehäuft hat, hat er begriffen. Damit einher ging auch ein Umzug in eine kleinere Dachgeschosswohnung, in der er sich zum ersten Mal wirklich mit sich im Reinen fühlt. Durch weniger Platz hat er weniger Dinge, das bedeutet weniger Anhäufen und Aufräumen, dadurch weniger Stress. Marc ist angekommen und entspannt, hat mehr Zeit und auch mehr Geld! Was für eine bewunderswerte Lektion, oder? Er ist seitdem glücklicher Single, konzentriert sich nun erst einmal voll auf sich und sein Leben. Heiraten war ihm immer wichtig, die Mama war alleinerziehend, mit aller Gewalt wollte Marc immer eine heile Welt. Aber der Preis ist manchmal zu hoch, das hat er begriffen. Der Mangel an etwas war noch nie ein guter Ratgeber.

Wie ging es beruflich weiter?

Zurück im Berufsleben (in seinem Job in der Unternehmensberatung) hat er weiter als Prozess- und Organisationsberater gearbeitet, er hat sich auf Veränderungsprozesse und insbesondere die Menschen darin spezialisiert (während dieser Zeit hat er sich laufend nebenbei zum Business-Coach mit dem Schwerpunkt Veränderungsmanagement weitergebildet). Hier hat er jedoch schnell gemerkt, dass ihn diese Arbeit einfach zu viel kostbare Lebenszeit kostet. Ein interner Wechsel, den er wollte, war leider (oder zum Glück?) nicht möglich, so dass er die Firma schließlich verließ. Nebenbei bildet er sich nun weiter in der psychologischen Beratung und im Coaching, worin er seine Stärken sieht. Anderen Menschen aus ihrem Leid zu helfen, wer könnte da wohl besser beraten? Das ist nun das Ziel: Lifecoachings für andere, ihnen beistehen und Wege aus der Krise heraus in ein neues Leben aufzeigen. Er möchte seine Erfahrung weitergeben, sie davor bewahren, diese Fehler auch zu machen und ihnen Wege zeigen, wie sie ihr Leben in die Hand nehmen können. So wie es sein Coach damals gemacht hat.

Auf meine Frage, ob denn die Exfrauen von seiner Depression nichts bemerkt hätten, meinte er nur, dass er seine "Rolle" einfach perfektioniert hatte. Er hat sie so verinnerlicht und glaubwürdig gespielt, dass er sich selbst ja geglaubt hat! Er hat immer alles verdrängt und sich prima abgelenkt, die viele Arbeit (70 Stunden pro Woche war keine Seltenheit) hat ihn erschöpft, dennoch gab es aber viel Anerkennung und Geld von allen Seiten.

Diese Umstellung von vollen Arbeitstagen, an denen man zu müde ist, um sich über sein Leben Gedanken zu machen auf totale Freizeit (nach der Kündigung) war enorm!

Aber herumsitzen und in den Tag leben ist nicht sein Ding! Er hat sich einen für ihn passenden Tag kreiert, der auch aus für ihn passenden Routinen besteht. (Anmerkung am Rande: Ich beschäftige mich seit Jahren mit der Biographie und den Gewohnheiten von für mich bewundernswerten Menschen. Dabei konnte ich so viele Gemeinsamkeiten aller beobachten, was mich zu dem Schluß kommen lässt, dass es u.a. genau an diesen Gewohnheiten liegt, warum Menschen erfolgreich sind! Dazu zählen z.B. frühes Aufstehen, meditieren, Dankbarkeitsübungen machen, kalt duschen, Podcasts hören, wenig bis kein TV schauen, v.a. keine Nachrichten, viel lesen, visualisieren seiner Ziele usw. Vielleicht gibt es hierzu bald gesondert einmal einen Blogartikel).

Aktiv statt reaktiv

Das ist nun das Motto, das ihn begleitet. Wie sieht nun sein perfektes Morgenritual aus?

  • Früh aufstehen (jetzt weiß er auch, wofür!)
  • Flüssigkeit zuführen (am liebsten warm mit Zitrone)
  • Dehnen & strecken (darüber freut sich v.a. der Rücken)
  • Körperpflege (immer kalt als Abschluss, auch wenn es anfangs Überwindung kostet)
  • Kaffee mit Kokosöl
  • Ca. 30 Minuten meditieren (oft macht er geführte Mediationen per App, z.B. von 7Minds)
  • Führen eines Dankbarkeitsbuches

Seit er diese Routinen fest in sein Leben etabliert hat, hat er morgens nicht mehr das Gefühl, nicht aus dem Bett zu wollen - im Gegenteil freut er sich einfach auf jeden neuen Tag! Der größte Unterschied im Vergleich zum vorherigen Leben besteht darin, dass er nun gerne aufsteht, weil er weiß, wofür! Und dieses Gefühl trägt einen 1000 mal besser aus dem Bett als jeder Wecker es je könnte! Denn dieses achtsame Leben fühlt sich endlich lebenswert und echt an - er weiß, wer er ist und was ihn ausmacht!

Depression als Chance? Ja!

Im Nachhinein sieht Marc die Depression und das Burnout als den Gamechanger seines Lebens, wie ein Warnschuss, der ihn aufgeweckt hat! Ich habe ihn natürlich gefragt, was davon er alles auch veröffentlicht haben möchte, weil es doch sehr persönlich ist! Aber er schämt sich nicht, im Gegenteil! Weshalb ich das hier alles so berichten darf, wie es war! Was ich sehr bewundernswert finde! Aber das zeichnet ihn wohl auch aus! Mit seiner Geschichte andere Menschen aufzurütteln, schließlich möchte er ihnen helfen, ihr Leben ebenfalls selbst in die Hand zu nehmen. Was ist hier authentischer als die eigene Geschichte aus der Krise in eine glückliche Gegenwart! Und genau das will er weitergeben: "Leute, zeigt Euch! Seid ehrlich, v.a. zu Euch selbst! Spielt keine Rolle, sondern lebt dieses Leben!"

Wichtig ist ihm außerdem, mehr nach innen zu schauen. Seit ca. 1 Jahr schaut er kein TV mehr, er will sich nicht mehr ablenken von den wichtigen Dingen; jetzt sind lesen, Podcasts hören, Menschen kennenlernen viel wichtiger. Er beschäftigt sich viel mit sich selbst, mit Persönlichkeitsentwicklung, absolviert gerade eine Ausbildung zum Personal- und Business-Coach - gecoacht hat er andere Menschen in seinem Umfeld irgendwie schon immer - vermutlich ist es seine Berufung.

Zum Abschluss habe ich Marc dann noch einige Fragen gestellt:

Welche Podcasts hörst du gerne?

"Ich liebe Podcasts und höre sie v.a. abends gerne - statt fernsehen."

Welche Bücher haben dein Leben verändert?

"Generell Bücher über Persönlichkeitsentwicklung, die Fragen wie: Warum bin ich hier? und Wer bin ich? beantworten bzw. beleuchten. Hier ist auf jeden Fall ein Buch besondern zu benennen: Café am Rande der Welt von John Strelecky*

Was tust du in deiner Freizeit gerne?

"Ich gehe gerne in die Natur zum Spazieren, außerdem koche ich gerne."

Welchen Tipp würdest jemandem geben, der unter Depressionen bzw. einem Burnout leidet?

"Sei du selbst und hör' auf dich zu verstellen und Rollen zu spielen."

Wo stehst du in einem Jahr?

"Ich habe meinen festen Kundenstamm aufgebaut, gebe Coachings, Workshops und Seminare zu bestimmten Themen, wie z.B. Klarheit, Ängste überwinden, mutig ins Leben gehen usw. Ich lebe mein Leben und weiß, wer ich bin und was ich will. Und ich möchte anderen Menschen helfen, dass sie das auch (wieder) wissen!"

Und zum Schluss wollte ich noch sagen...

"Geh' da raus und mach' dein Ding! Es ist egal, was andere davon denken und darüber sagen, denn es ist dein Leben. Lebe es authentisch und mutig in Freiheit!"


Ich danke Marc Tillmann für dieses tolle Interview, das mich sehr berührt hat. Dass er seine Geschichte erzählt, damit andere daraus lernen. Damit sie nicht die gleichen Fehler machen und ihre Bedürfnisse und Wünsche unterdrücken. Was für eine Inspiration! Bitte teilt mir gerne mit, wie es euch gefallen hat, was ihr Marc mit auf den Weg geben wollt, ob Ihr vielleicht etwas ähnliches durchlebt habt und gestärkt aus der Krise hervorgegangen seid!

Aufgeräumte Grüße,
Eure
Petra

*enthält einen affiliate-Link: Wenn Du über diesen Link etwas kaufst, erhalte ich einen kleinen Teil vom Verkaufserlös, ohne dass für dich dabei weitere Kosten entstehen. Danke, dass Du damit meine Arbeit bei Die Aufräumerei aktiv unterstützt!


Im heutigen Interview: Sunray Dollase von "The organized Cardigan"

Sunray Dollase

Heute darf ich Euch Sunray von The organized Cardigan vorstellen.

Über Michael von minimalismus-leben.de habe ich ja schon einmal berichtet, das vollständige Interview könnt Ihr hier noch einmal nachlesen. Michael hat mir jedenfalls die von Sunray ins Leben gerufene Facebook Gruppe #OrdnungsCoaches_D-A-CH empfohlen, in der sich Ordnungs-/Aufräumcoaches aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem munteren und sehr inspirierenden Austausch virtuell und z.T. auch real versammeln. Dankbar über diesen Tipp bin ich dieser Facebook-Gruppe beigetreten und so auf Sunray aufmerksam geworden. Obwohl, so ganz stimmt das noch nicht. Sie ist mir vorher schon aufgefallen, da ich seit einiger Zeit ihren Newsletter von TOC (The organized Cardigan) abonniert habe, da ich mich als Minimalistin sehr für das Konzept "Capsule Wardrobe" interessiere.

Diese ist nämlich ihr Steckenpferd, worüber sie auf ihrem Blog ausführlich und inspirierend informiert. Eine Capsule Wardrobe ist eine - vereinfacht gesagt - multifunktionale Garderobe, bei der die wenigen und ausgesuchten Teile gut miteinander kombinierbar sind. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein? Stimmt. Dennoch ist es ein Segen für alle, die genau wie Sunray und ich - gerne ihre Zeit woanders als früh vor dem Schrank verbringen. Weil das dadurch genau so einfach ist, da man ausschließlich Lieblingsteile besitzt, die in der ein oder anderen Form mit den anderen Teilen zusammenpassen.
Sunray kam zufällig hierzu, Auslöser war ein Farb- und Stilberatungskurs, den sie vor Jahren mit einer Freundin an der VHS in Braunschweig besucht hat. Wie so manche Frau ging es ihr auch so, dass sie einen ganzen Kleiderschrank voller Nichts-zum-Anziehen-Sachen hatte. Dort wurde eine Farbberatung durchgeführt, anhand von Farben wurde ihr typgerechter Stil herausgearbeitet. Daraufhin hat sie ihren Kleiderschrank komplett ausgemistet. Das war 2012.

In diesem Seminar hat sich nicht nur ihre Garderobe verändert, sondern ihr ganzes Leben! Was jetzt sehr dramatisch klingt, ist genauso gemeint! In der Vorstellungsrunde des Seminars stellte sie sich als Arbeitsvermittlerin, die sie damals noch war, vor. Die Reaktion der Seminarleitung war aufgrund einer vorherigen Erfahrung mit einer Arbeitsvermittlerin mit der Auslöser, warum Sunray innerhalb einer Woche nach jahrelanger Unzufriedenheit ihren Berufsweg änderte. Der Job einer Arbeitsvermittlerin ist leider oftmals wenig positiv angesehen, man wird angefeindet und mit Vorurteilen wird munter um sich geworfen. Das war einfach zu viel und daraufhin wurde Sunray klar, dass sie das nicht mehr möchte. Dass sie sich nicht mehr verteidigen möchte, dass sie mit ihrem Pädagogikstudium Menschen helfen möchte und keine Ablehnung mehr diesbezüglich erfahren möchte. Deshalb hat sie also nicht nur den Schrank ausgemistet sondern auch ihr Arbeitsleben auf den Kopf gestellt. Sie meldete sich zu einem Studium für E-Learning an und machte dort ihren Master. Privat wurde sie daraufhin im Freundes- und Bekanntenkreis immer mehr um Rat gefragt, da sie ordentlich und strukturiert ist und nun eben auch noch kompetent in Sachen "Capsule Wardrobe" war.

Für Sunray war es wie ein Dreischritt des Aufräumens, wie eine persönliche Formel des Aufräumens:

  1. Kleiderschrank
  2. Zuhause
  3. Zeit

Wenn diese drei Bereiche in ihrem Leben aufgeräumt sind, ist sie glücklich. Dieses Bewusstwerden ist es: dass man auf seine Bedürfnisse hört anstatt auf gesellschaftliche Konventionen, das befreit von der schleichenden Unzufriedenheit. Unbewusst leben, dadurch angewiesen auf äußere Faktoren, die Befriedigung verschaffen. Weil sie im Inneren nicht gehört und wahrgenommen werden. Durch diese Ordnung im Äußeren kann also die Ordnung im Inneren entstehen. Auf die Frage, ob sie Minimalistin sei, sagt Sunray, dass sie sich bewusst nicht in eine Schublade stecken lassen möchte, da ja Minimalismus oft die Reduzierung der Dinge (z.T. auf eine bestimmte Anzahl) bedeutet. Ihr geht es aber eher um das bewusste Leben mit ausgewählten, sie glücklichmachenden Gegenständen, damit, womit sie ihre Zeit aktiv verbringt und v.a. mit wem.

Ich bin da ganz bei Sunray, ich finde nämlich, dass diese "Einteilung" in Schubladen oder Lebensstile oft sehr schwammig ist bzw. oft in andere Lebensphilosophien mit übergehen, so dass es kaum genaue Abgrenzungen gibt, wenn man so etwas denn überhaupt abgrenzen möchte. Jedenfalls ist sie da über die Jahre hinweg reingewachsen, alles fließt mit der Zeit ineinander über. Wir hatten eine sehr anregende Diskussion, ob nicht letztendlich alles irgendwie zusammenhängt, ob nicht ein minimalistischer Lifestyle - weil ressourcenschonend - automatisch irgendwann ein green-living-livestyle wird, ob zero- bzw. lesswaste nicht auch mit plastikfrei-leben zu tun hat usw. Ein Ausmisten bedeutet immer auch, sich über Müll und Recycling Gedanken zu machen, ob das nun nachhaltig ist oder ob man Teile verkauft oder gebraucht erwirbt. Das hat ja Jana von martha's so schön auf ihrem Blog beschrieben, über sie habe ich im April hier berichtet. Dass es so viele verschiedene Wege im Leben gibt, bei deren Beschreibung ich mich überall etwas wieder fand. Weil eben keiner davon so klar abzugrenzen ist von den anderen.

Im Juli 2018 hat sich Sunray dann selbständig damit gemacht, dass sie online bzw. virtuell Menschen beim Ordnung- machen und mit ihrer Capsule Wardrobe helfen möchte. Bei dieser Arbeit mit den Menschen zeigte ihr dann die Erfahrung, dass ihr das nicht mehr genügt, dass sie eine Ebene darüber ansetzen möchte. Also nicht nur im Außen, sondern vermehrt auch im Innen. Und hier kommt wieder dieser Dreischritt, wobei er dieses Mal tiefer geht.

  1. Wer bin ich?
  2. Was brauche ich
  3. Wie soll mein Leben aussehen?

Durch ihr Pädagogikstudium, ihre Trainerausbildung und verschiedene Schlüsselkompetenzen ist sie hier absolut die Richtige. D.h., dass es zukünftig genau in dieser Richtung weitergehen soll. Sie möchte weiterhin den Menschen helfen, ihr Leben auszumisten, sich Gedanken darüber zu machen, was sie wirklich wollen, denn dann findet sich das "Außen" von selbst. Ein Aufräumen im Außen ist ja nie "nur" aufräumen, es bewirkt immer etwas im Innen. Diese neue Selbständigkeit möchte sie nun leben, deshalb steht sie morgens mit Freude auf.

Wie geht es weiter?

Die Capsule Wardrobe wird sie auch weiterhin begleiten. Der Blog The Organized Cardigan, den es schon seit Jahren deshalb gibt, weil sie einen Austausch mit Gleichgesinnten wollte (und weil sie einfach verdammt gut und witzig schreibt), wird natürlich auch weiter geführt.

Hier gibt es Artikel über unterschiedlichste Themen, z.B. Tipps zu einem aufgeräumten Zuhause, zu einem erfüllten Leben und noch so einiges mehr. Schaut auf jeden Fall einmal dort vorbei, es lohnt sich! Dieser Austausch mit den Menschen gibt ihr viel. Die Familie steht voll hinter ihr, unterstützt sie in ihrem Tun. Und das ist auch nötig, die Selbständigkeit hat nämlich gerade anfangs ihren Preis. Aber wenn man weiß, wofür man das tut, ist er das wert. Sie ist diesen Schritt bewusst gegangen, hatte Lust auf diese Selbstverwirklichung, wollte ihr Geschenk an die Menschen geben, sonst hätte sie sich das immer vorgeworfen. Ich drücke Sunray die Daumen und weiß, dass diese tolle und vor Lebenslust sprühende Frau (das habe ich durch's Telefon gehört und gespürt!) ihren Weg geht, dass sie Menschen helfen kann, ihren Weg zu gehen, indem sie Klarheit und Aufgeräumtheit im Inneren vermittelt.

Zum Schluss habe ich Sunray dann noch einige Fragen gestellt:

Hast du ein Lebensmotto?

"Spontan hätte ich fast "Nein." gesagt, aber eigentlich gibt es doch eine Grundeinstellung, die mich begleitet und ausmacht und die ich gerne auch anderen mit auf den Weg gebe, nämlich: Ich kann nicht wohnt meistens in der Ich will nicht Straße."

Welche Podcasts hörst du gerne?

"Podcasts höre ich tatsächlich eher weniger kontinuierlich, sondern eher nach Bedarf und in reduzierten Dosen. Meistens sind Podcasts ja darauf aus, uns etwas beizubringen, zumindest die, die mir immer über den Weg laufen. Da ich aber nicht ständig, immer und andauernd "ernsthaft etwas lernen" möchte, sondern auch oft einfach mal relaxen möchte, höre ich eigentlich die meiste Zeit lieber Hörbücher per OnleiheApp. Wenn ich aber einen Podacst auswählen müsste, dann wäre das zur Zeit "OrdnungHOCHzwei" von Nadine Hirte - Entspannte Ordnung und Julia Goldberg - Agentur für Ordnung. Und nicht nur, weil ich dort auch schon zu Gast war. ;) Hier kannst du reinhören!"

Welche Blogs inspirieren dich?

"Das wechselt - so wie bei den Podcasts - je nach Bedarf. Momentan lasse ich mich gerne auf und von Kimberly Wilson kreativ anregen und habe durch sie mit dem Art Journaling angefangen. Außerdem mag ich Fiona Ferris´ unkonventionelle und straighte Art auf http://www.howtobechic.com/ sehr gerne. Wie sie aktiv ihr Leben gestaltet und sich als Self-Publishing-Autorin ein Business aufgebaut hat, inspiriert mich allerdings total. Darum kann ich auch ihren Autoren-Kurs sehr empfehlen."

Pflegst du Routinen?

"Auf jeden Fall! Ohne einen ruhigen Start in den Tag mit Frühstück geht bei mir gar nichts. Das wurde mir schon als Kind so näher gebracht und ich schätze das nach wie vor sehr. Ebenso brauche ich meine "gesunde Mittagspause" mit viel Gemüse, Zerstreuung und Stretching und viele Spaziergänge in der Woche, am liebsten abends als Teil meiner Feierabendroutine."

Welche Erfahrung / Satz / Buch etc. hat in deinem Leben die größte Veränderung bewirkt?

"Es gibt so viele wichtige persönliche Erfahrungen, die ich gemacht habe und machen musste, aber in der Kategorie "Buch" würde ich wählen: "Coach Dich selbst, sonst coacht Dich keiner!: 101 Tipps zur Verwirklichung Ihrer beruflichen und privaten Ziele" von Talane Miedaner  Dieses Buch habe ich zufällig direkt zu Beginn meiner Berufstätigkeit 2007 gelesen. Ein Tipp ist: Leg dir soviel Geld zurück, dass du ein Jahr nicht arbeiten gehen musst. Das verändert ungemein deinen Handlungsspielraum im Leben und so konnte ich zum Beispiel 2012 meinen beruflichen Switch machen, in Teilzeit studieren und arbeiten, mir 2016 ein Jahr Auszeit für meine Masterarbeit und zum Reisen nehmen und seit Juli 2018 meine Selbständigkeit ausprobieren."(persönliche Anmerkung: Das Buch war vor Jahren auch für mich ein Gamechanger! Sehr empfehlenswert!)

Wann wusstest du, dass du dein Leben verändern willst / selbständig werden möchtest?

"Der Auslöser war meine Unzufriedenheit in meinem letzten Job und die Gewissheit, dass sich in der Konstellation für mich nichts ändern wird. Die Gewissheit hatte ich durch einen ein Jahr langen Versuch meinerseits, Wege zu finden, in dem Job doch irgendwie zufrieden zu werden. Aber nach einem Jahr habe ich eingesehen, dass es einfach nicht passt. Da ich schon einmal selbständig war, hatte ich wenig Berührungsängste damit, mich erneut selbständig zu machen."
Was liest du gerade? "Mach, was Du willst: Design Thinking fürs Leben" von Bill Burnett und Dave Evans.

Und zum Schluss wollte ich noch sagen...

"Danke für deine tollen Fragen und das angenehme Interview mit dir!"


Das kann ich absolut zurückgeben, das Interview war wirklich sehr angenehm, interessant und lustig. Ich habe dieses Interview mit Sunray am Telefon geführt, während ich auf einer Parkbank an der Pegnitz saß. Ich musste einige Male laut auflachen, die Passanten haben mich des Öfteren belustigt angeschaut, aber hey: wir hatten Spaß und ich habe einfach zurückgelächelt!

Ich hoffe, dass Ihr Sunray Dollase einmal auf ihrer Website besucht, außerdem hat sie noch weitere interessante Social-Media-Kanäle zu bieten, die Ihr Euch nicht entgehen lassen solltet - hier sind sie:

Aufgeräumte Grüße,
Eure
Petra


einfach achtsam

Was macht eigentlich ein Aufräum-Coach und wer steckt hinter „Die Aufräumerei“?

Da ich diese Frage mittlerweile schon sehr oft gehört habe, dachte ich, dass ich sie Euch heute einmal hier beantworten möchte. Das ist außerdem eine gute Gelegenheit, um mich einmal zu “zeigen", damit Du das Gesicht hinter der "Aufräumerei" siehst.

Die Bilder hat Michael Dietmann, ein guter Bekannter von mir gemacht, er ist ein begnadeter Fotograf, der mich durch seine Mimik beim Fotografieren ständig zum Lächeln gebracht hat - perfekt, oder? Außerdem hat er mich dadurch genau so eingefangen, wie ich nun mal bin. Ich gehe lächelnd und mit einer positiven Einstellung durch das Leben, möchte Dir zeigen, dass ich mit anpacke, mich in Schlafzimmern, Kellern und auf Dachböden herumtreibe und bei Bedarf auch schwere Kisten schleppen kann ;)

Warum sollte man also einen Aufräum-Coach buchen?

Es ist oft so viel an Dingen, was sich über die Jahre angesammelt hat, alles erscheint wie ein riesiger Berg, der sich auftürmt. Durch diesen Berg fühlt man sich verunsichert, ist verzweifelt, beginnt aufzuräumen und kapituliert irgendwann. "Wo soll man denn hier anfangen? Es ist einfach so viel Zeug. Wo kommt denn das eigentlich her? Wer hat das alles angesammelt, ich habe doch erst aufgeräumt..." Falls Dir das irgendwo her bekannt vorkommen sollte, bist Du bei mir genau richtig.

Hast Du schon einmal davon gehört, dass Profisportler seit vielen Jahren mit Coaches arbeiten? Dass es ein großer Schritt in die richtige Richtung ist, sich bei einem Thema professionelle Hilfe zu holen, bei dem man selbst gerade nicht weiter kommt? Einen Aufräum-Coach zu buchen hilft dir dabei, dir einen Überblick zu verschaffen, mit klarem Plan und Konzept Dein Leben aufzuräumen und mit einfachen Routinen Ordnung zu halten. So einfach! ​

WAS DICH NICHT GLÜCKLICH MACHT, KANN WEG!

Vorab klären wir die Frage, wie du in Zukunft leben möchtest!

Wir kreieren Dein Idealleben, was hat darin Platz, weil es Dich glücklich macht?

Welche Gegenstände dürfen in Deinem Leben bleiben, mit welchen Dingen willst Du dich in Zukunft umgeben?

Zum Beispiel:

  • ein Kleiderschrank voller Lieblingsteile, bei dem es morgens einfach ist, sich eine tolle Kombination herauszusuchen
  • aufgeräumte und klare Räume, die gemütlich sind und zum Entspannen einladen, ohne dass der Blick an Unordnung hängen bleibt
  • helle und lichtdurchflutete Zimmer, die frei von Ballast sind
  • sortierte Unterlagen, bei denen alles auf einen Blick zu finden und kein Suchen mehr nötig ist
  • endlich Zeit für die wichtigen Dinge im Leben haben, weil aufräumen nun ein Kinderspiel ist
  • neue Projekte angehen können, weil man sich gedanklich nicht mehr mit überflüssigen Dingen beschäftigen muss
  • für immer Ordnung halten, weil alles einen festen Platz hat
  • usw.

Wie gehe ich bei einem Coaching vor Ort vor?

Kennenlernen & Überblick verschaffen:

Gemeinsam wird der Bereich oder Raum begutachtet, um den es Dir geht:

  • Wie sieht er derzeit aus?
  • Warum sieht er so aus?
  • Was sind die Ursachen dafür?
  • Wie soll er in Zukunft aussehen?
  • Welche Schritte sind nötig, um den Bereich aufzuräumen, umzustrukturieren und neu zu ordnen?
  • Welche Hilfsmittel benötigen wir (zum Ausmisten, zum späteren Aufbewahren)?
  • Wohin mit den aussortierten Dingen?

Lebensfahrplan erstellen:

Anschließend erstellen wir einen Plan anhand einer Liste, die alle nötigen Schritte umfasst. Gemeinsam fangen wir nun an, uns Punkt für Punkt durchzuarbeiten. Es geht vom Leichten zum Schweren, da man sich das Ausmisten wie einen Muskel vorstellen kann, der trainiert werden muss.
Marie Kondo (DIE japanische Ordnungsberaterin und Bestsellerautorin), unterteilt die einzelnen Dinge in 5 verschiedene Kategorien:

  • Kleidung, Taschen und Schuhe
  • Bücher
  • Unterlagen und Dokumente
  • restlicher Kleinkram
  • Erinnerungsstücke

Ausräumen und Ordnung schaffen:

Deshalb vermeiden wir es auch, mit Erinnerungsstücken (Fotos, Briefen usw.) zu beginnen, da man hier oft hängenbleibt und nicht vorwärts kommt, weil das Loslassen einfach zu schwer fällt (vielleicht hast Du genau in so einem Bereich in der Vergangenheit oft gestartet, hast dich dann verzettelt und beschlossen, dass es doch nichts für dich ist mit dem Aufräumen - weil es einfach zu viel ist). Deshalb beginnen wir mit leichten Dingen, damit wir uns nach und nach - gestärkt durch dieses Training und die damit verbundenen Erfolge - an die schwer loszulassenden Gegenstände zu wagen. Du wirst sehen, das klingt vermutlich noch nicht so logisch für Dich, aber ich konnte mittlerweile schon so vielen tollen Frauen helfen, diese Schritte zu gehen. Und es ist immer wieder eine Freude, wie Frauen nach einigen Stunden leichthändig entscheiden, unliebsame Teile wegzuschmeißen, obwohl sie vorher dachten, dass sie das "bestimmt noch irgendwann einmal brauchen könnten" (kurze Anmerkung: irgendwann kommt nie!).

Genau dafür bin ich da - um Dich zu unterstützen, wenn Du nicht weiter weißt. Du musst zu keiner Zeit etwas aussortieren, wenn Du das nicht willst. Ich bin an Deiner Seite und stelle Fragen dazu (z.B.: Macht Dich dieser Gegenstand glücklich? Willst Du ihn in Deinem zukünftigen Leben (das wir vorher skizziert haben) behalten? Macht Dich die Erinnerung glücklich oder hast Du eher ein schlechtes Gefühl, wenn Du daran denkst?) Im Gegenteil rate ich oft dazu, Gegenstände bei Unsicherheiten lieber noch aufzubewahren - mit dem Wissen, dass es später ohnehin noch einmal überdacht wird, wenn Du im Ausräumprozess weiter voran geschritten bist.

Die Frage, wie die Dinge verstaut werden sollen oder wohin mit dem Teil, weil es doch teuer war, wertvoll ist, noch gut in Schuss ist usw. klären wir immer erst im Anschluss. Schließlich geht es darum, nur noch Dinge in Deinem Leben zu lassen, die Dich glücklich machen. Nicht darum, Dinge zu behalten, die zu schade zum Weggeben sind. Sonst wohnst Du irgendwann in einem Museum voller Erinnerungsstücke - und genau das möchtest Du wahrscheinlich nicht, oder?

Feedback:

Nach dem Coaching besprechen wir dann, wie es weiter gehen wird. Wenn wir mit dem Bereich fertig sind, werden wir zwei Feedbacktelefonate führen (nach drei und nach 7 Tagen). Veränderungen werden nur angegangen, wenn sie innerhalb von 72 Stunden nach dem Entschluss in Angriff genommen werden. Deshalb ist v.a. das erste Telefonat so wichtig, da Du nun alleine auf Dich gestellt bist. Wir besprechen anhand einer Liste, was noch zu erledigen ist (z.B. Verkauf von Gegenständen, Anruf einer Freundin, an die etwas verschenkt werden könnte, Reparatur eines Gegenstandes in Auftrag geben usw.) und wie Du vorangekommen bist. Außerdem natürlich, wie es Dir seitdem ergangen ist, was sich ggf. verändert hat. Dann besprechen wir, was in den nächsten Tagen ansteht, also quasi eine kleine Hausaufgabe - was wir dann nach 7 Tagen beim Abschlusstelefonat besprechen. Wenn Du das möchtest, lasse ich Dir noch ein Protokoll über das Coaching inkl. Veränderungsprozess zukommen. Falls gewünscht, machen wir sowohl vorher als auch nachher bzw. währenddessen Fotos, da man sich oft nicht mehr erinnert, wie es denn vorher ausgesehen hat. Diese Fotos werden selbstverständlich niemals veröffentlicht - es sei denn, Du stimmst dem vorher schriftlich zu.

Erleichterung - Step by Step ein gutes Gefühl

  1. Schritt: Gegenstand für Gegenstand durchsehen und fragen, ob er Dich (noch) glücklich macht. Wenn er Dich glücklich macht, wird er behalten.
  2. Schritt: Ausmisten der Dinge, die das nicht mehr tun (und gleich einteilen in die Kategorien: Müll, verschenken, verkaufen, reparieren, sonstiges)
  3. Schritt: Gleiche Dinge an einem Ort lagern, um eine bessere Übersicht zu haben (und zukünftig Fehlkäufe zu vermeiden, weil man alles auf einen Blick sieht) und festen Platz dafür finden
  4. Neue Ordnung und Strukturen schaffen, um diese auch zukünftig zu behalten
  5. Simple, maßgeschneiderte Routinen für Dich definieren
  6. Besprechung, wo die noch guten ausgemisteten Gegenstände hinkommen.

Wer bin ich?

Ich heiße Petra Bäumler , ich bin Diplom-Bibliothekarin (FH) und sozusagen von Berufswegen ein systematischer und ordnungsliebender Mensch. Außerdem bin ich alleinerziehende Mama eines wunderbaren Jungen, wir leben mit unserem Kater "Tiger" zusammen in Nürnberg. Nach einer Trennung und durch einen Schicksalsschlag musste ich den elterlichen Haushalt auflösen und quasi bei null beginnen - in dieser Zeit hätte ich mir Unterstützung und Hilfe gewünscht, da gerade die Befreiung von emotional behafteten Gegenständen und Erinnerungsstücken eine schier unüberwindbare Aufgabe bedeutet. Hier hilft ein neutraler Blick von außen - frei und objektiv.

Mein Anfang

Der Schritt zur Trennung, der Neustart danach und aus einer Krise heraus ein neues glückliches Leben beginnen sind mir ebenso wenig fremd wie Menschen dazu zu motivieren, ihr Leben in die Hand zu nehmen und das Beste daraus zu machen - also ihr "Herzensprojekt" frei von Ballast in Angriff zu nehmen. ​Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem Thema "Minimalismus", der als bewusste Beschränkung auf ein Minimum definiert wird. Für mich ist es zu einer Lebenseinstellung geworden, mich auf das für mich Wichtige im Leben zu konzentrieren. Und das sind die Menschen, die ich liebe, mit ihnen schöne Momente und Erlebnisse verbringen. Klarheit, wie ich zukünftig leben möchte (einfach, zufrieden und selbstbestimmt); ich liebe es, neue Menschen kennenzulernen und ihre Geschichte zu erfahren, von anderen zu lernen, draußen in der Natur zu sein, lesen ... Ich mag die einfachen Dinge im Leben, deshalb vereinfache ich mir mein Leben immer mehr. Das Ausmisten und Ordnung halten ist eigentlich eine sehr praktische Weise für mich, einfach zu leben. Kein ständiges Suchen und Finden, keine aufwändigen Prozeduren, nicht zu viele Gegenstände anhäufen. Feste Strukturen und Routinen (ich weiß, das mag auf den ersten Blick sehr langweilig klingen) erleichtern meinen Alltag als berufstätige Mama ungemein. Kein langes Überlegen, wann und wie ich putzen soll, wann denn der Einkauf am besten in die Woche passt, kein tägliches Überlegen, was es denn zu Essen gibt (perfekt geplant durch einen Wochenmahlzeitenplan, verbunden mit der Einkaufsliste)...Und so weiter. Du siehst, ich habe Spaß an solchen Listen und Plänen, die - einmal gemacht - routiniert das Leben vereinfachen.

Weniger Zeug, mehr Zeit! 

Als ich vor einigen Jahren tiefer in diese Thematik eingestiegen bin, habe ich neben vielen Coaching-Büchern auch das Buch von Marie Kondo (Magic Cleaning)* entdeckt und mich sofort angesprochen gefühlt Es hat buchstäblich mein Leben verändert! Nur noch von Dingen umgeben zu sein, die mich glücklich machen - das war fortan mein Weg.

Somit habe ich mein Leben in allen Bereichen ausgemistet. Angefangen vom Kleiderschrank, Unterlagen, Bücher, Gegenstände, Keller und Dachboden, Garage, Büro... Durch die Befreiung von überflüssigen Dingen hat sich mein Leben komplett verändert. Danach ging es auch auf anderen Ebenen weiter: alte Kontakte, Briefe, Mails usw. standen genauso auf dem Prüfstand wie Termine und Verpflichtungen. Wie innen, so außen...Und umgekehrt! Ausmisten bewirkt etwas -und zwar in allen Bereichen des Lebens. Es ist ein Prozess, ich merke, dass ich noch lange nicht am Ende bin (zum Glück!). Dinge, die ich noch vor einigen Jahren als sehr wichtig erachtet habe, sind mittlerweile nicht mehr so bedeutend, so dass ich sie loslassen kann. Ich wachse, stehe nie still, entwickle mich weiter, dadurch verändert sich auch die Einstellung in vielen Bereichen.

Und was mache ich, wenn ich nicht beim Aufräumen helfe?

​Ich lese gerne, liebe es, Podcasts zu hören - v.a. beim Putzen oder Wäsche zusammenlegen - bügeln habe ich abgeschafft, mein Motto lautet hier: Bügelst Du noch oder lebst du schon? Außerdem bin ich gerne draußen in der Natur, durch meinen Sohn darf ich öfter abenteuerliche Dinge wie Kletter- und Freizeitparks besuchen. Ich gehe gerne laufen, spazieren, ins Kino, treffe mich mit Freunden, liebe Netflix-Abende mit meinen Lieben daheim, versuche mich des öfteren am Kochen und Backen - mit mehr oder weniger Erfolg ;) Außerdem liebe ich es, Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen, deshalb schreibe ich u.a. diesen Blog. Ich netzwerke sehr gerne, bringe unterschiedliche Menschen zusammen. Eines Tages werde ich einmal alle von mir Interviewten an einen großen Tisch bringen, das wird ein riesiger Spaß! Ich mag es, Menschen zu helfen, ihr Leben aufzuräumen - in allen Bereichen - und möchte die Veränderung sein, die ich mir selbst wünsche. Ich will etwas bewegen und anderen helfen, die Welt positiv zu sehen und sie täglich ein Stück besser zu machen. Und dass dafür wenig Dinge nötig sind.

Nun hoffe ich, dass ich Dir meine Arbeit und mich etwas näher bringen konnte, dass ich Dir vielleicht die Scheu nehmen konnte, sich Hilfe zu nehmen. Denn das ist keine Schande, im Gegenteil. Ich unterstütze bei den ersten Schritten, laufen lernst Du dann alleine - glaub mir!

Aufgeräumte Grüße,
Deine
Petra

*enthält einen affiliate-Link: Wenn Du über diesen Link etwas kaufst, erhalte ich einen kleinen Teil vom Verkaufserlös, ohne dass für dich dabei weitere Kosten entstehen. Danke, dass Du damit meine Arbeit bei Die Aufräumerei aktiv unterstützt!


Im Interview: Miriam Hempel von hempeline

Im heutigen Inspiration Friday möchte ich Euch Miriam Hempel vorstellen. Miriam und ich mussten uns sozusagen kennenlernen. Sicher könnt Ihr Euch noch an Sarah von NUERNBERGSPOTS erinnern, die ich vor einiger Zeit hier auf dem Blog interviewen durfte. Das ganze Interview könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.

Im Gespräch meinte Sarah immer wieder einmal, dass Miriam, eine sehr gute Freundin und ich uns unbedingt einmal kennenlernen sollten, da wir in vielen Dingen wohl sehr ähnlich denken, z.B. was das Vertrauen in die Welt, den Glauben an sich selbst und seine Fähigkeiten und weitere Aspekte angeht. Da war meine Neugier natürlich geweckt! Kurzerhand telefonierten Miriam und ich - und was soll ich sagen: Sarah hatte absolut recht! Da ich ja bekanntlich nicht an "Zufälle" glaube, sollte das also sein, dass wir beide uns treffen. Nach einem anregenden Telefonat, in dem wir gleich voll ins Thema nebenbei gründen als berufstätige Mama eingestiegen sind, vereinbarten wir einen persönlichen Termin, an dem ich Miriam dann interviewen durfte.

So besuchte ich sie dann an einem sonnigen Nachmittag bei ihr Zuhause unweit von Nürnberg entfernt (nebenbei bemerkt: Sie wohnt mit ihrer Familie zusammen in einem wunderschönen alten Haus, das sie zusammen liebevoll und mit sehr viel Geschmack restauriert haben, so dass aus der ehemaligen Scheune ein echtes Traumhaus wurde!). Das macht sie zu einer #lokalheldin für mich, was mich umso mehr freut, da ich ja finde, dass Nürnberg und Umgebung so unendlich viele Lokalhelden zu bieten hat, die mit ihrer Energie und ihren Ideen die Stadt so toll machen.

Von dieser Frau möchte ich Euch nun berichten, ich freue mich darauf, ihre Geschichte mit Euch zu teilen, die wieder einmal Mut macht, an sich zu glauben, auf seine Fähigkeiten zu vertrauen und auf das Bauchgefühl (oder ist es das Herz?) zu hören.

Im August 2018 hatte Miriam nun also den Gedanken, sich nebenbei mit einer eigenen Kosmetiklinie und dem Verkauf von hochwertigem Schmuck - in diesem Fall Perlen, die sie auf einer Messe gesehen hat - selbständig zu machen. Auf dieser Messe hat sie Perlen entdeckt, die sie einer Freundin mitbringen wollte. Sie wurde durch den Aussteller vor Ort gut beraten und damit war die Idee geboren. Gleich im September machte sie wahr und holte sich ihren Gewerbeschein, um das Ganze offiziell zu machen. (Anmerkung: Immer wieder geht es in ihrem Leben darum, sich Fragen zu stellen. Was kann ich, was sonst keiner kann? Was ist zu tun? Welche Schritte sind als nächstes zu gehen?) Miriam hat von Natur aus ein großes Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten, weiß, was sie will und was sie nicht will. Und jetzt war klar: Sie will Schmuck produzieren. Diese starke Persönlichkeit hatte - wohlgemerkt - mit Schmuckproduktion bisher nichts zu tun! Außer natürlich, dass wohl jede Frau gerne Schmuck trägt bzw. geschenkt bekommt. Aber die Vorstellung, etwas mit Perlen zu machen, kam einfach und somit war klar, dass es Perlen sein sollten, die sie zu unglaublich schönem Schmuck verarbeiten wollte.

Sie ging auf die Suche nach Lieferanten, machte sich auf, passende und hochwertige Ressourcen zu finden. Von der Produktion eigentlich noch keine Ahnung vertraute sie ihrem Bauchgefühl. Es klingt wie aus dem Bilderbuch! Ohne richtigen Lieferanten (die Recherche dauerte noch an), ohne wirklichen Plan - nur ihrem Wissen vertrauend, dass hier etwas Tolles, das Richtige entsteht, fing sie an. Auf die Frage: Was ist als nächstes zu tun? folgte ein Meilenstein dem nächsten. Von Anfang an war klar, dass die zweifache Mama und Ehefrau

  1. keinen Kredit hierfür aufnehmen wollte und
  2. am Anfang das Geschäft ausschließlich im online-Shop betreiben wollte.

Schließlich arbeitet sie hauptberuflich bei der Nürnberg-Messe, was ihr sehr viel Spaß macht und auch viel mit reisen verbunden ist. Dennoch war klar, dass sie noch etwas für sich selbst brauchte, in dem sie all ihre Fähigkeiten und Talente einbringen konnte, das sie herausfordert und ganz neue Ressourcen in ihr weckt, in dem sie Dinge tut, die getan werden müssen - z.B. einen Online-Shop aufbauen, eine Website zu gestalten, auf die Suche nach Lieferanten zu gehen, sich die Fähigkeiten zur Schmuckverarbeitung anzueignen usw.

Miriam hat einige Händler angeschrieben, erst einmal hat sich jedoch nichts ergeben. Eine Rückfrage bei einer weiteren Händlerin hat schließlich ergeben, dass diese die Mail versehentlich gelöscht hat (dranbleiben lohnt also!). Daraufhin wurde sie an einen deutschsprachigen Händler in Indonesien verwiesen, mit dem der Kontakt von Anfang an gepasst hat und von dem sie mittlerweile ihre Akoya-Perlen bezieht. Von einem Goldschmied in Deutschland hat sie dann gelernt, wie sie die Perlen zu Ketten, Ohrringen bzw. -stechern verarbeitet muss. Um die Perlen selbst vorzubohren (für Ketten) hat sie eigens eine Bohrmaschine von einer Japanreise mitgebracht, auch hier hat einfach alles wieder reibungslos geklappt, in dem ihr der Zufall nette Kontakte in die Hände gespielt hat, die das vermitteln konnten (wir beide glauben nicht an Zufälle im eigentlichen Sinne, sondern dass Dinge aus bestimmten Gründen passieren, die so mühelos und leicht erscheinen, dass sie wie zufällig wirken).

Dann ging alles ziemlich schnell. Ein Name musste her, der eher nebenbei im Gespräch mit einer Kollegin entstanden ist (eine Abwandlung des Nachnamens plus Instagram-Profil-Name). Diesen hat sie sich gleich über einen Markenanwalt schützen lassen, um ihr Unternehmen unter diesem Namen in mehreren Bereichen ausbauen zu können. Ein Logo bzw. Label musste entworfen werden - mit allem was dazu gehört (Briefpapier, Visitenkarten, Boxen für den Schmuckversand usw.). Dies hat sie über die Design-Plattform 99designs zur Ausschreibung gegeben, wo sich zahlreiche junge Designer um den Auftrag bemühten. Ausgesucht wurde dann schließlich nach Bauchgefühl, dem sie ja bekanntlich gut vertrauen kann. Somit war ihr Corporate Design geboren.

Nun geht es daran, Reichweite aufzubauen. Sarah unterstützt Miriam hier sehr tatkräftig, v.a. über Instagram, Facebook, ihre Website mit dem dazugehörigen Online-Shop und einem Blog wird die Zielgruppe so nach und nach aufgebaut (Miriam bewirbt auch aktiv ihre Produkte, z.B. war eine Kooperation mit Frauke Ludowig äußerst erfolgreich für die Bekanntheit). Im Shop gibt es außerdem auch hochwertige Kaschmirschals und Kaschmirdecken, der Aufbau einer Kosmetiklinie steht schon in den Startlöchern. Hier arbeitet sie eng mit ihrem Mann zusammen, der ohnehin schon Kosmetikprodukte herstellt.

Man darf also gespannt sein, was hempeline noch so alles auf die Beine stellt! Dieser unperfekte Start, wie sie ihn selbst bezeichnet, hat also Erfolg auf ganzer Linie gezeigt, was wieder einmal beweist, dass man nicht alles können und wissen muss, bevor es losgeht! Dass die zu lernenden Dinge unterwegs und dann, wenn sie nötig sind, by doing gelernt werden. Ist es nicht eher die Unsicherheit und Angst, die uns stoppt, genau deswegen noch nicht loszugehen? Weil etwas noch nicht bekannt ist und noch nicht getan wurde? Ich vermute, dass wir uns genau damit selbst blockieren, weil wir Angst vor der eigenen Courage haben, Angst, in die eigene Kraft zu gehen, egal, was andere sagen. Weil wir uns nicht erlauben, anders zu sein, weil es doch alle so und so machen.
Auch Miriam bekam diese Kritik von außen zu hören und zu spüren. Dennoch - oder vielleicht auch deswegen - hat sie es gewagt, diesen Schritt zu gehen. Ihr Mann unterstützt sie nach Herzenskräften, die Kinder und Familie stehen auch voll hinter ihr. Überhaupt ist sie deswegen jetzt keine schlechtere Mama, weil sie ihr Ding macht und ihren Herzenswunsch verwirklicht. Im Gegenteil - und da sind wir uns einig - ist sie dadurch viel ausgeglichener und glücklicher, genau WEIL sie das macht. Weil sie ihnen damit auch ein Vorbild ist, weil sie dadurch auch neue Energie und Lebenslust tankt und sogar eine bessere Mama sein kann.

Zum Abschluss habe ich Miriam dann noch einige Fragen gestellt:

Was machst du in deiner Freizeit gerne, wenn du nicht gerade für hempeline arbeitest?

Am besten entspanne ich mich beim Yoga, diese Zeit einmal pro Woche gehört ganz mir, hier schalte ich ab und tanke neue Energie, das tut meinem Körper und dem Geist gut.

Hast du ein Lebensmotto?

Ja, um es kurz zu machen: viel, schnell und spaßig ;) (Also dem zu folgen, was leicht ist und Spaß macht! Was ja durch die hempeline voll bestätigt wird).

Was war für dich der ausschlaggebende Moment oder ein Ereignis in deinem Leben, um deinen eigenen Weg zu gehen? Woher wusstest du, dass du das JETZT machen möchtest mit deinem Konzept zu hempeline?

Als ich mir Fragen dazu gestellt habe, was mich glücklich macht. Was ich kann, was sonst keiner so kann wie ich! Dann war es klar, dass ich das einfach machen musste.

Und zum Schluss wollte ich noch sagen...

Vertraut dem Wissen, das in dir ist. Und dass der Rest schon kommt, wenn du ihn brauchst!


Vielen Dank an Miriam für dieses kurzweilige und interessante Interview, was für eine vor Energie und Ideen sprühende tolle Frau! Auch diese Geschichte beweist wieder einmal, wie wichtig es ist, auf sein Bauchgefühl zu hören und darauf zu vertrauen, dass man auf dem richtigen Weg ist, wenn man sich dazu entscheidet. Ansonsten kann man ja auch immer noch einen anderen Weg gehen - aber die Entscheidung setzt alles in Gang!

Aufgeräumte Grüße,
Eure
Petra


Eine Ode an die Ecken & Kanten

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Über mehrere Ecken wurde ich auf Jessica Könnecke von Mit Ecken und Kanten aufmerksam. Zum einen natürlich, weil ich mich seit einiger Zeit immer mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige, zum anderen, weil mich #localheroes sehr interessieren, da ich so gerne über sie berichte, weil Nürnberg diesbezüglich einfach so viel(e) zu bieten hat. Außerdem gab es bei Effektvoll einen Beitrag über Jessica und beim Podcast No Time for Average von Jeanine Hurte auch noch ein Interview. Also kontaktierte ich Jessica spontan über ihren Facebook-Account und bat sie um ein Treffen für ein Interview, das dann letzte Woche in ihrem Laden in Nürnberg stattgefunden hat.

by Petra Bäumler, privat

Zuerst durfte ich mich im Shop umsehen. Da schlägt das Nachhaltigkeits-Herz wirklich höher (falls Ihr noch nicht da wart, schaut unbedingt einmal vorbei!) Es gab Seifen, Deocremes, Notizbüchlein, Hautpflege, Shirts, Kinderkleidung, Rasierhobel, Strumpfhosen, Yoga-Matten usw. - also ALLES.WAS.DAS.HERZ.BEGEHRTE!

Ich habe mir gleich diese wunderschöne Glastrinkflasche von Carry gekauft, die mich seitdem begleitet und schon für sehr nette Gespräche sorgte! Natürlich habe ich sofort den Laden empfohlen!

All diesen nachhaltig und fair produzierten Dingen gibt Jessica eine zweite Chance, sie würden sonst auf Grund von "Ecken und Kanten" nicht mehr verkauft werden können und in den meisten Fällen im Müll landen! Schönheitsfehler können z.B. sein: ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum, eine kleine Macke im Karton, Produkte, die aus dem Sortiment auslaufen, so dass sie nicht mehr verkauft werden können, Webfehler oder Farbflecken etc.

Ich durfte mir die zu verkaufenden Sachen anschauen, in den allermeisten Fällen konnten wir beide nichts erkennen. Jessica meinte, dass die Dinge oft mit einem Post-it-Zettel an der betreffenden Stelle gekennzeichnet sind und sie erkennt es oft selbst nicht. Umso besser für den Laden und die Kunden! Somit haben sie die Möglichkeit, diese tollen und hochwertigen Produkte oft sogar für die Hälfte des Originalpreises zu kaufen! D.h. eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten - schließlich ist es ja auch den Unternehmen ein Anliegen, dass ihre Produkte nicht weggeschmissen werden müssen sondern letztendlich doch noch an den Kunden kommen.

Why so perfect, honey?

Das Motto, das sich durch Jessica's Leben zieht, passt perfekt zu der dynamischen, vor Energie und Lebensfreude sprühenden jungen Frau. Perfekt war es anfangs nicht, aber das hat sie nie daran gehindert, einfach zu starten. Und der Erfolg gibt ihr Recht. Wann ist man schon bereit für so etwas? Die meisten Dinge, die seitdem auf sie zukamen, wurden gemäß dem Prinzip learning by doing getan. Vieles ergibt sich eben erst aus der Situation heraus, dann reagiert sie - und das scheint genau ihr Ding zu sein.

Während ihres Masterstudiums im Marketing in Schweden, das sie im Juni 2017 beendete, arbeitete sie für zahlreiche nachhaltige Start-Up-Unternehmen im Bereich Fairfashion oder Foodkooperation, für die sie z.T. die Website oder den Blog betreute. Hier schrieb sie auch ihre Masterarbeit, die sich mit dem Thema faire Kindermode befasste.

Nach Ende des Studiums ging sie nach Berlin, wo es sie ebenfalls in Richtung Nachhaltigkeit und circular economy zog (hier werden Ressourcen und deren Abfallproduktion minimiert und gelangen dann wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf, z.B. durch Reparatur oder Weiterverwendung). Auch hier arbeitete sie wieder für Start-Ups im Bereich Fairfashion. Jessica knüpfte schnell Kontakte, u.a. zu einer Schneiderin, die Musterteile ihrer Kollektionen nicht verkaufen konnte. Diesen "Ausschuss" zu sehen, der in die Mülltonne gelangen sollte, war sicher mit einer der Hauptgründe, warum sie ihre Idee zu Mit Ecken und Kanten hatte. Das Konzept hierzu kam dann schließlich auf der Zugfahrt am Ende ihrer Berlin-Zeit. Sie wollte diesen Dingen eine zweite Chance geben, wollte sie retten und sie wieder zurück in den Kreislauf bringen. Das war im Sommer 2017.

Den Online-Shop hat Jessica dann bereits im November 2017 mit ihrem Freund zusammen gegründet - im Keller des Elternhauses. Hier hat sie die Sachen gestapelt und für den Versand vorbereitet.

Ihr Konzept ging von Anfang an auf. Als das dann einfach zu viel wurde, sie immer mehr Produkte stapeln und v.a. verpacken und verschicken musste, wurde sie durch Zufall auf ein Ladenlokal in der Nürnberger Südstadt aufmerksam, das sie kurzerhand mietete. Den Laden eröffnete sie dann im September 2018 ohne große finanzielle Rücklagen, anfangs kaufte sie die Produkte noch auf Kommission. Sie schrieb die Firmen, mit denen sie kooperieren wollte, einfach direkt an. Von Anfang an ist sie hier nur auf positive Resonanz gestoßen, genau so ein "Outlet" für nachhaltig und fair produzierte Ware fehlte einfach noch. Und das macht Jessica und den Laden so erfolgreich und sie perfekt für meinen Blog, in dem ich Euch über Menschen berichte, die ihr Herzensprojekt bereits verwirklicht haben. Sie sah ein Problem, für das es noch keine Lösung gab - und machte es kurzerhand einfach selbst!

Die Firmen, die sie heute beliefern, sind z.B.

Foto by Jessica Könnecke, privat

Natürlich kann sie vorher nie wissen, welche Artikel in welcher Anzahl kommen, weshalb die Stücke aber umso exklusiver sind. Sie werden dann sowohl im Online-Shop als auch im Laden angeboten. Jessica und ihr Team (ihr Freund und zwei fleißige Werkstudentinnen) nehmen dort die eintreffenden Artikel in Empfang, fotografieren sie, lagern sie im hinteren Teil des Geschäftes ein, bearbeiten die Bestellungen und bestücken die Regale. Auch der Versand wird hier auf großen Packtischen vorbereitet, mehrmals pro Woche kommt der DHL-Fahrer, um alles zeitig an die glücklichen Kundinnen und Kunden zu verschicken. Inzwischen hat der Laden an zwei Tagen pro Monate geöffnet, die Zeiten findest du aktuell immer hier. Aber keine Sorge: der online-Shop ist immer offen, die Bestellungen werden dann baldmöglichst bearbeitet, so dass Ihr schnell an die tollen Teile kommt!

Früher war Jessica auch öfter in Berlin, um ihre Ware in Pop-Up-Stores zu verkaufen. Das sind zu Einzelhandelsgeschäften umfunktionierte Läden, in denen man kurzfristig Ladenfläche mieten kann. Sie und die Produkte kamen auch hier sehr gut an. Mittlerweile vermietet sie selbst für befreundete Unternehmen einen Teil ihres Ladens hierfür . Das befruchtet schließlich beide Seiten. Überhaupt ist Jessica eine begeisterte Netzwerkerin und mag es, wenn Synergien und Kooperationen entstehen. In diesem Zusammenhang veranstaltet sie auch Workshops zu unterschiedlichen Themen mit nachhaltigen Unternehmen. So war z.B. vor kurzem ein Workshop zur Herstellung von Naturkosmetik, demnächst gibt es einen Zero-Waste-Workshop und einen zum Thema Kalligraphie.
Doch das ist noch lange nicht das Ende, Jessica hat noch unzählige Ideen, die sie verwirklichen möchte. Ich bin sehr gespannt darauf, was diese inspirierende Frau noch alles bewirken wird - ich bleibe auf jeden Fall an ihr dran!

Unser Gespräch im Interview wurde sehr schnell sehr persönlich, genau das mag ich an diesen Menschen, die ihre Ideen und Träume leben und auf ihr Gefühl hören - man ist sofort auf der gleichen Ebene, weil jeder die Welt ein bisschen besser machen möchte! Und das macht Spaß und verbindet!

Zum Abschluss habe ich Jessica dann noch einige Fragen gestellt:

Was machst du in deiner Freizeit gerne, wenn du nicht gerade für Mit Ecken und Kanten arbeitest?

Am besten entspanne ich beim Yoga bzw. allgemein beim Sport, außerdem koche ich gerne und beschäftige mich intensiv mit Ernährung und Lebensmitteln, lebe seit Jahren quasi vegan (außer wenn ich zu Besuch bei meiner Oma bin).

Was war für dich der ausschlaggebende Moment oder ein Ereignis in deinem Leben, um deinen eigenen Weg zu gehen? Woher wusstest du, dass du das JETZT machen möchtest mit deinem Konzept zu Mit Ecken und Kanten?

Ich fahre total gerne mit der Bahn, höre dann entweder über meinen Kopfhörer Podcasts oder genieße einfach nur die Stille, in der wunderbare Gedanken möglich sind. Die Idee hierzu hatte sie ja schon vorher, aber auf der Fahrt von Hamburg nach Berlin hat es plötzlich Klick gemacht. Ich vertraue schon seit längerem sehr stark meinem Bauchgefühl und das wusste einfach, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um zu starten. Auch wenn ich noch nicht perfekt vorbereitet war, aber das ist man wohl nie.

Welche Blogs inspirieren dich?

Hauptsächlich welche zum Thema Nachhaltigkeit und Minimalismus, hier wären z.B.

Welche Podcasts hörst du gerne?

Ich liebe Podcasts und höre sie gerne, v.a. in der U-Bahn. Mich stresst Lärm, deshalb habe ich grundsätzlich meine Noise Cancelling-Kopfhörer auf. Am liebsten mag ich:

* Bei Jeanine Hurte hat Jessica vor einiger Zeit ein Coaching über Skype gemacht, um ihre Ziele zu definieren und Meilensteine zu setzen - ein voller Erfolg!

Hast du ein Lebensmotto?

"Hab keine Angst, deine Ideen auszuprobieren!"

Und zum Schluss wollte ich noch sagen...

"Mach es einfach und geh los! Lieber 1 Schritt in die richtige Richtung gehen als keinen, weil es noch unperfekt ist!"


Danke an die wundervolle Jessica für ihre tolle Geschichte, die Mut macht, Dinge und Ideen auszuprobieren - auch wenn nicht alles von Anfang an perfekt ist. Man sollte wieder mehr seinem Bauchgefühl vertrauen, das ein guter Berater ist, wenn man es zulässt.
Besucht Jessica unbedingt einmal im Laden Mit Ecken und Kanten - es gibt dort so viel zu entdecken! Und richtet liebe Grüße von mir aus!

Aufgeräumte Grüße,
Eure
Petra


Spot on: Nuernberg

Vor einigen Wochen habe ich über Instagram die wunderbare Sarah von NUERNBERGSPOTS kennengelernt. Mich haben sofort ihre tollen Fotos von Nürnberg angesprochen, die sie mit ganz viel Liebe zum Detail und passender Beschreibung inszeniert. Bei denen man sofort Lust hat, Nürnberg zu erkunden, genau die Plätze zu besuchen, die sie auf den Fotos zeigt. Deshalb habe ich sie spontan über Instagram kontaktiert und gefragt, ob sie Lust hätte, dass wir uns einmal kennenlernen. Weil ich gespürt habe, dass hier jemand genau das tut, was er liebt.

Diese Geschichte hat mich interessiert, deshalb wollte ich Sarah treffen und sie für den Blog hier interviewen. Nach anfänglichen Terminschwierigkeiten von beiden Seiten hat es dann doch geklappt, dass wir ein sehr nettes Telefonat hatten und uns dann endlich treffen konnten. Was lange währte, wurde endlich gut ;)

Sie schlug das Kaffe Hörna als Treffpunkt für unser Gespräch vor (lest gerne im #tuesday_tipp vom 02.04.19 nach) - ich war natürlich sofort Feuer und Flamme, da ich es doch liebe, immer wieder neue Cafés und Orte in Nürnberg kennenzulernen, die ich noch nicht kenne.

Nun haben wir uns also endlich getroffen - und es war wunderbar. Wie unter alten Freunden, ich kann es nicht anders beschreiben. Es verbindet unglaublich, wenn man jemanden trifft, der auch sein Herzensprojekt lebt, der genauso mit Liebe und Leidenschaft an seinem Projekt arbeitet. Als ob alles klar ist und die Gesprächsbasis einfach stimmt. Und die tolle Location, der leckere Kaffee und der Kuchen haben ihr Übriges getan, um unseren Nachmittag für mich unvergesslich zu machen! Doch lest selbst, warum ich so fasziniert und begeistert bin und diese Geschichte hinter NUERNBERGSPOTS unbedingt mit Euch teilen möchte!

Weil wir Nürnberg lieben. Weil wir lieben, was wir sehen und weil wir euch daran teilhaben lassen wollen #nuernbergspots.

So beschreibt Sarah ihren Blog selbst. Die Idee dahinter ist, dass sie ihre Erfahrungen mit Anderen teilen möchte. D.h. tolle Cafés, gute Kneipen, Bruch-Locations, Biergärten, Museumstipps, coole Shops uvm., die sie selbst besucht hat, kann sie anderen mit gutem Gewissen empfehlen. So wie man das eben "unter Freunden" macht. Mit dem Unterschied, dass die Tipss über ihre Website und den Instagram-Account natürlich längst weit über den Freundeskreis hinausgehen.

Und genau das macht sie mir vermutlich so sympathisch: Wenn Sarah etwas für gut befindet, dann darf jeder daran teilhaben. Weil gerade Nürnberger Touristen eben keine Ahnung haben, wo man in ein tolles Café zum Frühstücken gehen kann, weil die kleinen und feinen Läden am Ende in keinem Reiseführer stehen. Als gebürtige Nürnbergerin liebt sie ihre Heimatstadt, das spürt man in jedem einzelnen Post. Sie hat einen guten Blick für Details, sie geht offen durch's Leben, spricht gerne Menschen an, mag ihre Geschichten. So testet sie beispielsweise neue Kaffeestuben zum Frühstück, lässt sich auf intensive Gespräche mit den Besitzern ein und schreibt danach tolle Berichte für die Website bzw. ihren Instagram-Account.

Diese Leidenschaft übt sie neben ihrem eigentlichen Beruf aus (sie ist in einer Firma für Online- und Websitemarketing tätig), außerdem arbeitet sie in ihrer Freizeit auch noch für deinnämberch.de. Woher sie all' diese Energie nimmt? Die zieht sie genau daraus, dass sie alles mit Leidenschaft und Liebe macht. Das fühlt sich nicht wie Arbeit an, Fotos schießt sie ohnehin gerne immer und überall, mit Menschen ins Gespräch kommt sie ohne Probleme und sehr gerne und schreiben war schon immer ihr Hobby. Die Texte sind locker und flockig geschrieben, gut lesbar, so als würde man sich eben mit ihr zu einem Kaffee oder Bier treffen und sie erzählt so nebenbei von selbstgemachten Kuchen (z.B. im Retrocafé Kuchenstolz), der leckersten Pizza oder Indoor-Tipps für schlechtes Wetter (z.B. Escape Rooms, Schwarzlichtminigolfen, Bouldern im Café Kraft usw.). Hier merkt man schnell, dass sie das alles selbst getestet hat. Und sie ist kritisch - auf eine sehr positve Art. Alles, was für gut befunden wird, wird empfohlen. Der Rest nicht. Keine Ausnahme.

NUERNBERGSPOTS ist ihr Baby, dafür hat Sarah noch sehr viele Ideen, angefangen bei einer Art "Qualitätssiegel" für die Geschäfte, die sie getestet und für gut befunden hat, die also ihren persönlichen Anforderungen entsprechen und so auch gleich für Besucher sichtbar sind, z.B. mit einem Aufkleber an der Tür, ähnlich dem Michelin-Stern. Vielleicht wird es eines Tages einen NUERNBERGSPOTS-Reiseführer geben, in dem alle "untersuchten" Locations stehen - das klingt für mich wie ein Reiseführer unter Freunden. (Den hätte ich dann bitte gerne, grins). Denn guten Freunden gibt man ja schließlich nur die besten Informationen weiter, oder? Diesbezüglich wird sie sogar von Followern bei Instagram oder Facebook angeschrieben, ob sie nicht gute Tipps für ihren Nürnberg-Aufenthalt für sie hätte. Weil diese Bilder und Berichte eben sehr persönlich sind und man bei Sarah gleich ein gutes Gefühl hat.

Eine weitere Idee wäre ein kleiner Laden, in dem sie eigene Produkte verkauft. Selbst designt, coole und schlichte Mode mit eigens gestaltetem Label mit Nürnberger Schriftzug, clean & schick. Mode ist ihr Ding! Dazu könnte es auch einen Online-Shop geben, in dem sie diese ausgesuchten und für gut befundenen Teile vertreibt - online unterwegs zu sein ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen, davon hat sie nie genug, das liegt der 30-jährigen Sarah. Und das kann sie. Texte formuliert sie, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, Bilder macht sie mit dem Handy oder auch gerne mit einer Spiegelreflexkamera, einstellen, zack&fertig. Und genau das merkt man ihr an: Da ist nichts gestellt oder lange inszeniert, sie schreibt wie sie spricht, geradeheraus und unkompliziert, Oberflächlichkeit liegt ihr nicht. Sie beschreibt sich nicht als typische Influenzerin, noch eine von vielen Gemeinsamkeiten, die uns verbindet. Es geht hier schließlich nicht um sie als Person (wobei sie eine ganz tolle Frau ist, die viel zu sagen und zu berichten hat), aber eben nicht im aufdringlichen Sinne, sondern im informativen Sinne, wie sie andere an ihrem Nürnberg-Wissen teilhaben lassen kann. Deshalb sieht man nicht sie, sondern Impressionen von Nürnberg. Und diese Bilder begeistern weit über 2000 Follower!

Natürlich interessiert mich neben dem Projekt NUERNBERGSPOTS auch der Mensch Sarah, was macht sie sonst in ihrer Freizeit, welche Bücher liest sie, welche Blogs, welche Podcasts usw.? Und was wäre (m)ein Interview, würde ich diese Fragen nicht stellen? Schließlich macht sie das ja aus, macht sie zu der, die sie ist. Und genau das interessiert mich ebenfalls sehr. Deshalb nun noch einige persönliche Fragen:

Was war der ausschlaggebende Moment oder ein Ereignis in deinem Leben, um deinen eigenen Weg zu gehen? Woher wusstest du, dass du das JETZT machen möchtest mit NUERNBERGSPOTS?

"Der ausschlaggebende Punkt war ein privater Schicksalsschlag der mir zeigte, dass das nicht alles gewesen sein kann. Ich bin selbst für mich und mein Glück verantwortlich, dem ich mich jetzt widmen möchte. Auf meine ganz persönliche Art. Und woher ich das wusste, was ich machen soll? Ich hab auf meinen Bauch gehört und schnell ergab sich eines zum anderen. Man merkt schnell, wenn man Freude an etwas hat."

Hast du ein Lebensmotto?

"Ich habe kein wirkliches Lebensmotto, versuche aber, die "kleinen, schönen Dinge überall" zu sehen und mich auch über Kleinigkeiten zu freuen."

Pflegst du Routinen?

"Ja, am Sonntag Nachmittag nehme ich mir nur Zeit für mich, für Yoga, lesen, Podcasts hören..." (zum Thema Podcast habe ich Sarah natürlich ausführlich befragt, weil ich hier immer offen und begeistert für Neues bin! Sie liebt den Podcast von 7Mind zum Meditieren, hört gerne den lustigen "Beste Freundinnen" zu, übt Mentaltraining mit der netten Wienerin Klara Fuchs von Foxi Mind, gönnt sich vor dem Schlafen "Gemischtes Hack" und motiviert sich mit Celebrating Yin von der wunderbaren Kristin Woltmann." (Da sind auch für mich neue Ideen dabei, juhu!)

Hast du Vorbilder?

"Für mich gibt es kein wirkliches Leitbild o.ä. Was mich inspiriert hat, ist, dass ich einfach gelernt habe, auf mich selbst zu hören, mir selbst zu vertrauen und v.a. meinem Bauchgefühl." (wow, mit 30 Jahren war ich persönlich noch nicht so weit! Ich bleibe an ihr dran, bin sehr gespannt, was wohl in 10 Jahren aus ihr wird!)

Was liest du gerade?

"Zum Lesen bleibt mir gerade wenig Zeit. Aber meine Urlaubslektüre ist hauptsächlich von Sebastian Fitzek. Mein Instagram-Account ist quasi mein Buch ;) "

Und zum Schluss wollte ich noch sagen...

"Egal, wer an deinen eigenen Ideen, Motivationen usw. zweifelt oder negativ redet: es ist dein Leben, du entscheidest, wie es zu laufen hat! Nur du alleine!"

Schaut unbedingt einmal auf ihrer Seite NUERNBERGSPOTS vorbei, informiert euch auf dem Instagram-Account - und lernt Nürnberg von einer ganz anderen Seite kennen - es lohnt sich!


Ich danke der wunderbaren Sarah für dieses wunderbare Gespräch im Kaffe Hörna, für den Einblick in ihr Leben und ihre Geschichte.
Aufgeräumte Grüße,
Eure Petra


Interview mit Jana von Martha`s Blog: sei neugierig und offen für Veränderungen!

Heute darf ich Euch eine sehr inspirierende Frau vorstellen - Jana Schlichtenberg, die in ihrem Blog Martha's über ihr nachhaltiges Leben schreibt. Ich lese ihren Blog schon seit einiger Zeit und bin fasziniert von den tollen Texten, die mit viel Liebe zum Detail versehenen Bildern veranschaulicht werden. Ich habe beim Lesen ihrer Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit sofort gespürt, dass hier jemand sein Herzensprojekt verwirklicht hat. Also perfekt für mich und den Blog!

Deshalb habe ich Jana vor einiger Zeit per Mail angeschrieben und sie um ein Interview gebeten, dem sie gerne nachgekommen ist. Zum Glück! Denn ihre Geschichte macht Mut etwas zu starten, was einem wichtig ist. Und auch, etwas zu beenden, wenn es nicht mehr gut tut. Auf sich und seinen Körper zu hören, seinem Bauchgefühl zu vertrauen - Wege zu gehen, die sich erst dann vor einem auftun, wenn man sie geht. Und genau diese Geschichte möchte ich heute mit Euch teilen.

Die studierte Architektin mit zusätzlichem BWL-Diplom hatte schon immer einen Blick für die schönen Details im Leben, weshalb sie 2011 auch einen Online-Shop für Möbel und Wohnaccessoires gründete. Dieser war äußerst erfolgreich, was nicht verwundert. Gerade schöne Dinge machen das Zuhause ja erst gemütlich und wohnlich, weshalb jemand mit besonderem Gespür hier Inspiration sein kann - v.a. wenn diese Gegenstände wunderschön fotografiert und dekoriert sind. Jana hat schon immer gerne Bilder gemacht, was den Shop u.a. sehr erfolgreich gemacht hat - zu erfolgreich. Sie wurde quasi vom Erfolg überrannt, auch der Blog, in dem sie von ihrem Shop und dem Leben berichtete, lief von Anfang an immer nebenbei mit. Das alles machte Jana neben ihrem Vollzeitjob als Architektin für eine Privatschule, in der sie tolle Projekte für diese entwerfen kann. Doch es war dann irgendwann einfach zu viel, sie war kurz vor dem Ausbrennen. So ein erfolgreiches Geschäft möchte laufend mit Neuigkeiten und aktuellen Kollektionen versorgt werden, so dass "Martha" irgendwann die Notbremse ziehen musste und den Shop einstellte. Sie bekam etliche Verkaufsangebote, war aber nicht so weit, ihr "Baby" aus der Hand zu geben, d.h. es ruhte einfach.

Erst nach einem Coaching bei der Female Future Force wurde ihr bewusst, welches Thema in Zukunft ihr Thema ist. Weil es das eigentlich schon immer war. Es ging und geht um Nachhaltigkeit! Schon in der Grundschule war die heute 43 Jährige im Umwelt-Club und wollte die Welt besser machen - als ihr das klar wurde, war es plötzlich sonnenklar, wie der Weg weiter gehen wird, als ob er sich vor ihr ausbreiten konnte. Und plötzlich war auch klar, dass der ruhende Blog Martha's genau die Plattform war, mit der sie Menschen erreichen konnte und wollte. Dass ein Bruch zwischen Vergangenheit und Gegenwart bis in die Zukunft kein Hindernis darstellte, sondern im Gegenteil genutzt werden sollte. Weil Menschen und Ansichten sich eben auch verändern, weil man älter wird und weiser, weil man Erfahrungen macht und an ihnen wächst. Weil Fehler uns lehren, wie es in Zukunft besser gehen kann, wie der Weg nun anders beschritten werden darf. Wobei die Vergangenheit als Shopinhaberin keinesfalls ein Fehler war, eher ein Schritt und Meilenstein in ihrem Leben, der nötig war, um sie zu der zu machen, die sie heute ist. Deshalb hat Jana auch die älteren Blogbeiträge nicht gelöscht, weil man die Vergangenheit eben als das akzeptieren darf, was sie ist. Vergangen, mit Wurzeln, die bis in die Gegenwart reichen.

Wieso der Blog überhaupt Martha's heißt? Weil die Namensgeberin Martha Steward (eine US-amerikanische Fernsehmoderatorin) immer super Tipps für die Hausfrau parat hat, sei es zu den Themen Haushalt, Garten, Partys, Kochen oder Backen. Und genau so wollte Jana über ihren nachhaltigen und bewussten Weg informieren. Tipps zum einfachen Leben geben, wie man sie Freundinnen mit an die Hand gibt, weil man z.B. ein super leichtes und leckeres Kuchenrezept gefunden hat, das man gerne weitergibt. In diesem Fall sind es aber auch die Tipps zu plastikfreiem Leben, zur Vermeidung von Müll im Alltag, Rezepte für regionales und saisonales Kochen, gärtnern auf dem Balkon, Ressourcen-schonend durch's Leben gehen usw.

Jana ist ein praktischer Mensch und als alleinerziehende Mama weiß sie die Unkompliziertheit von Gerichten und Routinen zu schätzen, oft muss es schnell gehen, das heißt jedoch nie, dass es nicht gut sein darf.

Pragmatisch und unkompliziert soll es sein. Und darüber schreibt sie wunderbar leicht, als ob man zusammen mit ihr am Esstisch sitzt und nebenbei bereitet sie uns die Galettes mit frischen Feigen zu, die wir dann zusammen in der warmen Sommerluft am Balkon verspeisen, mit Blick auf den selbstangebauten Kräutergarten.

Außerdem findet man zahlreiche praktische Tipps zum sofortigen Umsetzen (das ist überhaupt die Botschaft des Blogs: praktisch und leicht nachzuahmen, man muss nicht perfekt sein, wichtig ist, dass man startet. Sei es plastikärmer zu leben, Ressourcen zu schonen, auf das Fahrrad umzusteigen oder was auch immer. Hauptsache man beginnt. Und diese Tipps gibt sie immer voll auf Augenhöhe, niemals mit erhobenem Zeigefinger. Es ist ihr Weg, an dem sie die Leser teilhaben lässt, was jeder daraus macht, bleibt ihm überlassen. Deshalb ist der Blog m.E. eine super Inspiration, um sich tolle Anregungen für alle Bereiche zu holen und sich das Beste für sich herauszupicken. Und morgen wieder etwas, und übermorgen auch...).

Auch die Themen Mindset, Geld, Selbermachen und Reisen werden hinsichtlich der nachhaltigen Einstellung beleuchtet. Spannend fand ich v.a. die Blogreihe "7 Arten von nachhaltigen Lebensstilen". Nachdem ich mich von meiner Lebensphilosophie bisher eigentlich als Minimalist eingeschätzt habe, war ich hinterher wirklich unsicher. Alle Lebensstile fließen früher oder später ineinander über, da waren Jana und ich uns beim Telefonat einig. Sei es Zero Waste, Minimalismus, Slow Culture, Frugalismus, Lohas & Lovos, Leben ohne Plastik und nachhaltig und gesund essen - auf lange Sicht wird man wohl aus jedem Stil etwas für sich auswählen. Und genau darum geht es ja auch. Jeder darf seinen Weg gehen, nimmt vielleicht andere Abzweigungen oder rollt das Feld von hinten auf, aber letztendlich ist der nachhaltige Weg der Weg zu sich selbst.

Mit diesem Blog erfüllt Jana sich ihr Herzensprojekt. Sie lebt und schreibt authentisch und berichtet darüber. Das Feedback, das sie erhält, ist durchwegs positiv - und war es von Anfang an. Auch zu dem Wandel.

Wie wird es weitergehen mit Jana und dem Blog? Auf jeden Fall möchte sie weitermachen, sie hat noch so viele Ideen, ist auch noch lange nicht am Ende, es gibt noch so viel zu schreiben.

Der Sohn wird ab September zum Studieren weggehen, so dass sie mehr Zeit für sich und ihre Projekte haben wird. Vielleicht wird sie sogar in eine kleinere Wohnung umziehen. Auf jeden Fall soll die Zeit genutzt werden: zum Entspannen, um sich sozial zu engagieren und um neue Ideen zu kreieren. Vorstellbar wäre es für Jana, Ratgeber, Bücher oder Seminare zu einem nachhaltigen Leben zu entwickeln.

Insgesamt lebt sie minimalistisch, aber nicht im dogmatischen Sinne (also ihr Glück hängt nicht von einer bestimmten Anzahl an Gegenständen ab). Es gibt einfach genau so viel, wie nötig ist zum Wohlfühlen. Eine große Leidenschaft ist das Reisen, das Erkunden fremder Länder und das Eintauchen in andere Kulturen. Gleich spricht sie von selbst ihre Ambivalenz gegenüber den Flugreisen im Vergleich zu dem nachhaltigen Leben an. Einerseits lebt sie hier daheim in Oberursel so bewusst und ressourcenschonend wie möglich, andererseits wird durch die Reisen mit dem Flugzeug ziemlich viel Kohlenstoffdioxid verursacht. Allerdings gilt es auch hier, ein Bewusstsein zu schaffen, wann es nötig und sinnvoll ist, zu fliegen oder wie generell gereist werden kann. Ausschließlich ferne Länder werden alle paar Jahre so bereist und dann auch für mehrere Wochen und nur dann, wenn es nicht anders geht. Ansonsten reist sie per Bahn oder nimmt das Fahrrad. D.h., es ist eine bewusste Entscheidung, eine Reise zu machen, um den Blickwinkel zu verändern, um Erfahrungen zu machen. So war sie beispielsweise auf Bali und Sri Lanka und wurde Zeuge von Müllbergen, die offen fast an jeder Ecke verbrannt wurden. Das schärft auch wieder den Blick auf das Müllverhalten daheim.

Ich bewundere sehr, dass sie ihren Lebensstil authentisch lebt, d.h. auch der Sohn und ihr Partner werden mit einbezogen und leben genauso. Plastikfrei gehört zum Alltag, es gibt leckeres, einfach zubereitetes Essen, sie ist unbewusst ein Vorbild für ihre Männer. Und das steckt an. Ich finde ja ohnehin, dass ein Vormachen immer besser ist als ein Vorsagen (und selbst anders machen). Also ist dieser Lebensstil nicht nur Singles vorbehalten, die evtl. nur für sich sorgen müssen, sondern eben in den Familienalltag gut integrierbar. Natürlich muss das auch kommuniziert werden, aber was kann Jana besser, als über ihre Passion zu sprechen? Das Kommunizieren fällt ihr auch bei Instagram und Facebook leicht, das merkt man ihren Beiträgen an. Sicher ist es auch ein zeitlicher Aufwand, aber der steht durch das positive Feedback durchaus im richtigen Verhältnis. Gerade auch der Austausch mit Gleichgesinnten ist es ja, der sie wachsen lässt, der sie inspiriert, wo sie merkt, wie gut das ankommt, was sie schreibt.

Dadurch, dass sie sich mit Menschen umgibt und durch ihre Leser auch viel in dem Thema bewegt, hat sie manchmal das Gefühl, dass doch eigentlich alle schon nachhaltig leben. Aber dann bemerkt sie doch wieder, dass der Mainstream außerhalb dieser "Blase" noch überhaupt nicht so weit ist. Dass hier noch ganz viel getan werden muss, bis alle - zumindest ansatzweise - so weit sind.

Auch in ihrem Brotjob hat sie großen Einfluss in Bezug auf Nachhaltigkeit, hat z.B. eine Nachhaltigkeits-Gruppe (sustainability board) gegründet, die sich mit unterschiedlichen Prozessen auseinandersetzen, um die Schule in diesem Bereich voran zu bringen. So wird den Kindern mittels verschiedenen Projekten beigebracht, dass sie selbst etwas tun können, dass recyclen und Strom sparen schon ein guter Weg sind, um die Welt zu retten, aber dass eben noch mehr möglich ist.

Perfekt ist die Verknüpfung beider Jobs für sie, in denen sie sich voll ausleben kann. Diese scheinen in erster Linie nicht viel gemeinsam zu haben, bei näherem Betrachten merkt man aber schnell, dass sie in beiden ihre Leidenschaft zum Verändern und Bewegen voll einbringen kann.

Zum Abschluss habe ich Jana noch ein paar Fragen gestellt:

Was war der ausschlaggebende Moment oder ein Ereignis in deinem Leben, der bei dir eine Veränderung ausgelöst hat?

"Das Coaching bei der Female Future Force war ein wichtiger Schritt, um zu wissen, das ich das Thema Nachhaltigkeit zukünftig in allen Bereichen, v.a. auch im Blog, mehr leben möchte. DER entscheidende Moment war dann jedoch der Besuch des Unverpackt-Ladens in Frankfurt, in dem ich zum ersten Mal mit Plastikfasten in Berührung kam. Das war es. Auf Plastik verzichten, so einfach und doch so lebensverändernd, dass es mich nicht mehr losgelassen hat."

Hast du ein Lebensmotto?

"Mein Opa sagte früher immer, dass nicht die Dinge wichtig sind im Leben, sondern dass du neugierig bist, dir Wissen aneignest und weitergibst. Denn dieses Wissen kann dir keiner mehr nehmen."

Was liest du gerade?

"Das Buch Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft von Richard David Precht."


Vielen Dank an Jana für dieses tolle Gespräch, das mich selbst wieder ein Stück weit inspiriert hat, mein Leben achtsamer zu leben und meine Schritte auf Nachhaltigkeit zu überprüfen - ganz bewusst und niemals mit dem Ziel der Perfektion!


Pssst! Heute wird es persönlich...

Normalerweise gibt es ja hier am #inspiration_friday ein Interview mit einer (anderen) Person, die ihr Herzensprojekt verwirklicht hat. Weil ich solche Geschichten hinter den Menschen mag, weil sie mich inspirieren, weil ich das teilen möchte, als Motivation für die Welt. Weil ich es sehr spannend finde, wie jemand dazu gekommen ist, genau diesen einen Weg zu gehen. Deshalb finde ich in letzter Zeit immer mehr Menschen, die so leben, die "ihr Ding machen". Als ob ich sie plötzlich in mein Leben ziehe, auf wunderbare Art und Weise.

Heute ist es allerdings anders! Heute wird es sehr persönlich! Heute möchte ich Euch meine Geschichte erzählen, die den Weg beschreibt, wie ich zum Minimalismus kam und wieso die Aufräumerei MEIN Herzensprojekt ist. Was Herzensprojekte überhaupt mit aufräumen zu tun haben.

Ich durfte vor Kurzem selbst ein Interview geben. In einer Facebook-Gruppe zum Thema Minimalismus wurden Interviewpartner für eine Studienarbeit in Psychologie gesucht. Gefragt wurde, wie man zum Minimalismus kam, wie man den Lebensstil für sich definiert, wie man ihn lebt, welche Auswirkungen er auf die Mitmenschen und die Umwelt hat und noch einiges mehr.

Bei dem sehr netten Gespräch mit der angehenden Psychologin wurde mir wieder einmal sehr bewusst, wieso der Minimalismus genau die passende Lebensform für mich ist. Ich sollte berichten, wann und wie ich angefangen habe. Beim darüber Sprechen wurde mir der eigentliche Zeitpunkt plötzlich klar (den ich vorher vermutlich verdrängt hatte). Der Anstoß war der Umzug von einer deutlich größeren (und schöneren) Wohnung in eine sehr viel kleinere Wohung vor einigen Jahren, als ich mich plötzlich von all' den mich umgebenden Dingen erdrückt zu fühlen glaubte. Christian hat es letzte Woche so schön: "Wieder Luft zum Atmen" genannt. Genau dies hat mir in diesem Moment (und den Monaten davor) gefehlt - Luft! Alles wurde plötzlich so eng und eingeschnürt, ich war von Dingen (und einer nicht mehr funktionierenden Partnerschaft) umgeben, die mich definitiv nicht mehr glücklich machten. So konnte es nicht weitergehen, jetzt war ich mir der Sache bewusst!

Ich fing nach und nach an, Dinge, die ich nicht mehr brauchte, auszumisten und wegzuschmeißen. Angefangen bei meinen Studienunterlagen, die ich quasi allesamt in den Altpapiercontainer schmiss. Was war das für eine Befreiung! Weiter ging es mit Kleidung, die einfach nicht mehr zu mir passen wollte. Ich fragte mich, ob mich das Teil (noch) glücklich machte. Erschreckenderweise tat es das bei Vielem nicht (mehr).

Ich hatte mich verändert, der Umzug und das Leben haben mich verändert, deshalb fiel es mir sehr leicht, diese nicht mehr stimmigen Dinge wegzugeben. Vieles habe ich verkauft, einiges auch direkt weggeschmissen. Ich hatte das Gefühl, dass ich bestimmte Sachen einfach gleich aus den Augen haben musste. Kennst du das? Wenn du dich von etwas trennst und es sofort danach weg muss? Mir ging es bei ziemlich vielen Teilen so. Als ob sie mir die Luft zum Atmen nahmen, dafür verantwortlich waren, dass ich mich nicht mehr gut fühlte. Scheinbar hat das gestimmt! Als ich sie nämlich weggegeben habe (wohin auch immer), ging es deutlich besser. Als ob man Stück für Stück freischaufelt, was die Seele belastet. In dieser Zeit kam dann auch die unabdingbare Trennung, nach der ich aus der Wohnung ausgezogen bin. Das war nicht leicht, natürlich. Es tat sogar verdammt weh. Aber es war gefühlt wie bei einem Pflaster, das man mit einem Ruck abzieht. Es tut wahnsinnig weh, aber dann ist es vorbei. Dann kann es nur noch besser werden. Weil der Schmerz nun langsam nachgelassen hat, weil die Wunde heilen konnte. Ab dann ging es nicht gleich bergauf. Ich musste mich erst finden, wer war ich nun? Wer wollte ich in Zukunft sein? Alles hatte sich verändert in meinem Leben, es war eigentlich kein Stein mehr auf dem anderen. Meine Basis war weggebrochen. Alles war anders! Aber hier sah ich das erste Mal die Chance, was ich noch aus mir und meinem Leben machen konnte.
Mit wenig Gepäck bin ich ausgezogen. Ich merkte für mich, wie gut mir das tat. Mit leichtem Gepäck durch's Leben reisen gefiel mir. Weil ich nicht mehr an Dingen hing, sie bedeuteten mir nicht mehr so viel wie früher. V.a. wollte ich mich durch Gegenstände nicht an Situationen in meinem Leben erinnern, die schmerzten. Ich wollte ja neu beginnen. Ist es da nicht verständlich, dass man neue Erinnerungen und Momente schaffen will? Freilich kamen nach und nach wieder Sachen in mein Leben, ich lebe nicht asketisch oder nur mit 100 Dingen. Ich finde, dass eine bestimmt Anzahl an Gegenständen nichts darüber aussagt, wie ich zu leben habe. Ich habe noch genug, aber es genügt mir so, wie es ist. Nach einem schweren Schicksalsschlag, verbunden mit dem Auflösen eines Haushaltes, wurde mir noch mehr bewusst, dass man am Ende nichts mitnehmen kann. Deshalb habe ich beschlossen, dass ich im Hier und Jetzt leben möchte, leicht und unbeschwert, frei von Ballast und störenden Dingen. Also musste ich komplett ausmisten - alles. Und wenn ich alles schreibe, meine ich buchstäblich alles. Ich hatte mir einen Monatsplan erstellt (ich liebe Listen & Pläne), nach dem ich systematisch vorgegangen bin. Im Mai war das Außen dran, im Juni das Innen!

Für alle, die nicht gerne ausmisten und aufräumen, sei gesagt: das Ausmisten und neue Ordnung schaffen im Äußeren war definitv die leichtere Aufgabe. Vom Keller bis zum Dachboden kam jeder.einzelne.Raum dran! Die Männer vom Wertstoffhof kannten mich in dieser Zeit sehr gut, schließlich war ich oft dort. Ich bin durch jeden einzelnen Raum gegangen und habe eine Bestandsaufnahme gemacht. Was ist hier, zu welchem Zweck halte ich mich hier auf, was möchte ich behalten, was stört mich und soll verändert werden? Ich schrieb alles auf. Jedes einzelne Teil wurde in die Hand genommen, geprüft, ob es noch bleiben darf, weil ich es möchte. Ob es mich "glücklich" macht, habe ich mich gefragt.

Natürlich machen mich Haushaltsgegenstände wie Staubsauger und Co. nicht zwingend glücklich, aber funktionelle und mir dienliche Dinge durften dennoch bleiben. Aber ich habe unzählige Tassen, Kissen, Schüsseln, Vasen, Dekogegenstände, Bücher, Stifte, Blöcke usw. entsorgt bzw. verschenkt oder verkauft, so dass ich eine überschaubare, mich glücklich machende Anzahl von Gegenständen behalten habe. Klamotten waren natürlich ebenfalls auf dem Zettel und wurden nach diesem Credo sortiert. Ausräumen ist ein Prozess, ich habe ein tolles Kleiderschranksystem (selbst entworfen und mit Hilfe gebaut), mein nächstes Projekt in dieser Richtung ist der Aufbau einer Capsule Wardrobe, das entspricht von der Idee genau meinem Geschmack. Wenige, ausgewählte Lieblingsteile, die man allesamt gut miteinander kombinieren kann, so dass ich früh nur einen kurzen Blick auf meine Kleiderstange oder in meine Kommoden werfen muss, um sofort schick und bequem angezogen zu sein. Nach Marie Kondo und ihrem Buch Magic Cleaning* eingeräumte Schubladen machen das Leben ohnehin schon sehr leicht. Diese Dame, in ihren Ansichten zum Teil etwas radikal, hat aufräumtechnisch mein Leben verändert!

Ihr Motto:

"Does it spark joy?"

- macht es dich glücklich? hat mir wirklich geholfen. Außerdem habe ich eine genaue Vorstellung von meinem Leben, meinem sogenannten "Idealleben", also wie ich einmal leben möchte. Deshalb habe ich die Frage für mich noch etwas ausgeweitet, so dass es lautete:

Macht es mich glücklich und hat es Platz in meinem Idealleben?

Ein Augenöffner für mich! Marie Kondo empfiehlt die Einteilung in verschieden Kategorien, nach denen man ausmisten solle. Für mich war das von Anfang an schlüssig. Schließlich ist das Ausmisten wirklich wie ein Muskel, den man trainieren muss. Vom Leichteren zum Schweren. Deshalb beginnt man mit unverfänglichen Teilen und arbeitet sich zum Kern vor. Sie unterteilt die Sachen in fünf Kategorien:

  1. Klamotten
  2. Bücher
  3. Unterlagen
  4. Kleinkram (das ist so ziemlich alles andere)
  5. Erinnerungsstücke

Nach Klamotten und Büchern ist man wirklich im Ausmistfieber, dann tut es auch nicht mehr weh, versprochen! Auf keinen Fall würde ich mit Erinnerungsstücken beginnen, das ist zu heftig, man hält sich zu sehr bei Briefen, Bildern, Fotos auf. Schwelgt in Erinnerungen, Gedanken an die Vergangenheit, die vielleicht auch ihre Tiefen hatte.

Deshalb war der zweite Teil meiner selbst gewählten Aufräumprozedur (das Innere) so etwas wie die 5. Kategorie bei Marie Kondo. Fotos, Alben, Briefe, Schmuck usw. wurden genauso gesichtet wie alte Glaubenssätze, Verpflichtungen, Verbindlichkeiten, Kontakte (kurz nach dieser Zeit ist plötzlich mein Handy defekt geworden, ich hatte nach einem Update keinen einzigen Kontakt mehr! Zufall? Vielleicht eine Fügung des Schicksals, so radikal hätte vermutlich nicht einmal ich ausgemistet. Aber wie durch ein Wunder habe ich heute genau die Kontakte wieder, die mir etwas bedeuten). Ich habe Briefe an meine Eltern, Ex-Partner, Freunde usw. geschrieben (es ging mir nie um das Abschicken, nur um das Schreiben und Verarbeiten). Alles, wofür ich wütend und auch dankbar war, wurde niedergeschrieben. Das war z.T. äußerst schmerzhaft, ich habe in dieser Zeit sehr viel geweint. Aber ich musste durch diesen Reinungsprozess durch, bin danach befreiter und entspannter herausgegangen - wie Phönix aus der Asche! Als ob man den Schmerz noch einmal durchleben muss, damit er gehen kann. Ich habe alles verziehen, bereue nichts. Ich bin gestärkt und gefestigt dadurch.

Dann, nach all dem Abwerfen von innerem und äußerem Ballast, habe ich es gespürt: Nämlich das, was ich wirklich will! Ich habe so vieles in meinem Leben durchgemacht und erlebt. Und es hat mich genau zu der gemacht, die ich jetzt bin. Mit allen Schwächen, aber v.a. mit all' meinen Stärken und Fähigkeiten, die ich nun nicht mehr hinterm Berg halten möchte. Ich weiß, dass ich dafür brenne, mein Herzensprojekt zu leben. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das Aufräumen bei mir der Schlüssel war. Und das Schloss ist nun offen! Und diese Energie, diese Leidenschaft war wirklich unter all dem Ballast und Müll vergraben, unter Erinnerungen und Verpflichtungen, so dass ich überhaupt keine Idee davon hatte, was ich wirklich will im Leben.

Und mit jedem Teil, das weggegeben wurde, mit jeder Verpflichtung, die ich losgelassen habe, mit jedem negativen Kontakt, der gekappt wurde, kam mehr und mehr von mir und dem Wunsch zu Tage, etwas Sinnvolles zu tun, anderen Menschen dabei zu helfen, ebenfalls ihr Herzensding zu finden - unter ihrem seelischen Müll und äußeren Ballast.

Wie außen so innen. Wie innen, so außen!

Weil ich weiß, auf was es ankommt. Weil ich die Tücken des inneren Schweinehundes kenne (wir sprechen mittlerweile eine Sprache), der sich wehrt. Der sich vor allem gegen Neues wehrt, egal ob gut oder schlecht. Aber etwas altes und unliebsames hinter sich zu lassen, ist immer gut. Es sprengt Ketten und befreit. Und fortan wusste ich, dass ich dabei unterstützen will, diese Ketten bei anderen Menschen zu sprengen. Mit denen den ersten Schritt zu gehen, die vor lauter Terminen und Dingen nicht dazu kommen, sich ihr Leben anzuschauen und zu prüfen, ob darin noch alles passt. Oder ob sie schnurstracks an ihren Träumen (sofern überhaupt noch vorhanden) vorbeileben. Ich bin der Meinung, dass jeder ein besonderes Geschenk für die Welt hat, dass er mit seiner bestimmten Gabe oder Fähigkeit sich und anderen Gutes tun kann. Und dieses in aller Munde bekannte Ausmisten ist für mich der perfekte Schlüssel dazu. Weil er alles öffnet, was geöffnet werden muss, was den Weg versperrt. Das ist er sicher nicht für alle, aber alle, für die er ist, sind bei mir goldrichtig.

Der Blog ist deshalb entstanden, da ich immer mehr Menschen kennenlerne (bzw. nachhelfe), die ihr Herzensding schon voll ausleben. Das inspiriert mich, ich mag eben die Geschichten dahinter, wie kam es dazu, was war ausschlaggebend für den Start, welchen Weg sind sie gegangen, welche Steine lagen im Weg und mussten beiseite geschafft werden, welche Lektionen wurden gelernt... Ich spüre die Energie, die solche Herzensmenschen verbreiten und bin der Meinung, dass diese verbreitet werden soll - als Inspiration für alle, die vielleicht noch nicht ganz so weit sind, die noch zaudern oder in den Startlöchern stehen - oder die sich wie ich einfach an tollen Geschichten erfreuen können.

Das war nun meine ganz persönliche Geschichte dahinter, damit du endlich auch erfährst, was es mit der Aufräumerei und dem Blog (der erst einmal nichts damit zu tun zu haben scheint) auf sich hat. Ich habe meine Erfahrungen und mein Wissen schon immer gerne geteilt, weil ich denke, was mir gut tut, darf und will ich nicht für mich behalten. Ich liebe es selbst, immer wieder durch Gespräche oder per Zufall tolle Buch-, Blog-, Podcast- oder Seminartipps zu bekommen, so dass es ein Geben und ein Nehmen im Leben ist, ein natürlicher Kreislauf. Und manchmal ist es eben der eine Podcast-Tipp, der im Innen etwas bewirkt. Oder der Blogbeitrag von xy, der dir die Augen öffnet. Ich selbst liebe Podcasts, die ich beim Putzen oder Wäsche zusammenlegen höre, ich mag diese inspirierenden Ansätze, die oft genau richtig und passend für meine Stimmung sind, machmal ist das fast etwas unheimlich, wie passend sie sind. Andere Menschen haben vielleicht genau das schon durchlebt, was mir gerade jetzt noch fehlt. Und es ist doch perfekt, dass wir nicht alles im Leben selbst durchmachen müssen, oft reicht doch auch ein Input von außen, der mir genau das fehlende Puzzleteil bringt, das mein Bild vervollständigt. Genauso können es Bücher und Blogbeiträge, Zitate und Bilder sein - deshalb bin ich der Meinung, dass ein fleißiges Teilen dieser Hinweise immer gerade irgendjemandem gut tun! Jeder braucht etwas anderes und das auch oft zu einem anderen Zeitpunkt. Ich bin hier und bin bereit, wenn du es auch bist!

Mein Motto lautet:

Mach's einfach

Und genau das habe ich jetzt getan!

Und nun? Ich bin noch lange nicht am Ziel angekommen, bin aber auf einem sehr guten Weg, den ich wirklich genieße. Mit allem, was passiert. Mir wird es immer wichtiger, einfach zu leben.

Einfach im doppelten Sinne. Das Leben genießen, Freude an allem zu haben, Freude daran, mit meinen Lieblingsmenschen Zeit zu verbringen und die Momenten voll auszukosten. Und einfach im praktischen Sinne: Ursprüngliche Lebensmittel konsumieren, einen nachhaltigen Lebensstil führen, ich will mit einem guten Gefühl durchs Leben gehen, für das andere später nicht büßen sollen. D.h. der Verzicht auf Plastik, das Schützen und Bewahren der Natur, Vermeiden von stark verarbeiteten Lebensmitteln und von Produkten aus nicht tiergerechter Haltung usw. stehen im Vordergrund. Ich versuche außerdem, immer mehr selbst herzustellen, weil es einfach und günstig und befriedigend ist, zu wissen, was drin ist - weil ich es so gemacht habe. Dazu ist es ein wunderbares Gefühl, alles in schönen Gläsern mit meinen Aufklebern stehen zu haben. Die Ordnung & Ästhetik schließen sich nämlich in keinem Fall aus - im Gegenteil. Klar und pur mag ich es; gewisse Routinen erleichtern meinen Alltag, so dass ich mir über bestimmte Abläufe (wie putzen, einkaufen, planen) keine Gedanken machen muss, weil sie fester Bestandteil des Alltags sind. Das entspannt mich ungemein. Und genau davon versuche ich möglichst viel in mein Leben zu bauen - denn wer sagt denn, dass es NICHT einfach sein darf? Ich mache mir also "die Welt, wie sie mir gefällt (Widdewiddewit)", frei nach Pippi Langstrumpf ;)

Ich freue mich nun, dass wir diesen Lebensweg zusammen gehen und uns gegenseitig ein Stück begleiten und bereichern!

Aufgeräumte Grüße,
Deine Petra

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Christian Baier: Wieder Luft zum Atmen

Vor einigen Monaten habe ich auf Pinterest Christian entdeckt. Seine Bilder zu Minimalismus, passivem Einkommen, finanzieller Freiheit und seine Ansichten über das Geldverdienen haben mich beeindruckt, so dass ich ihn spontan angeschrieben habe. Ich hatte sowas eigentlich vorher noch nicht gemacht, hatte aber einfach das Gefühl, dass ich ihm dieses positive Feedback mitteilen muss. Denn genau davon leben doch Blogger meiner Meinung nach auch, oder? Ihnen nicht nur mitzuteilen, wenn sie eine in unseren Augen andere Ansicht vertreten, sonderen eben eine Bestätigung zu geben, wenn sie etwas inspirierendes und wertvolles geschrieben haben. Jedenfalls ist durch meine Mail im Oktober 2018 eine "lose Brieffreundschaft" entstanden, die ich nicht mehr missen möchte. Beeindruckt hat mich v.a. auch, dass er neben seiner Arbeit und dem Bloggen seine Oma liebevoll pflegt. Das verbindet uns sicher auch, weil ich genau weiß, wie intensiv das sein kann. Zum einen zeitlich, zum anderen auch emotional. Davor habe ich großen Respekt! Nun lest aber selbst, was Christian so schreibt:

"Ich schließe gern meine Augen, atme tief durch und genieße den Moment. Manchmalso stark, dass es in mir kribbelt. Eine Art Verliebtheit zum Leben mit Respektvor dem Tod. Noch vor einigen Jahren hatte ich keine Zeit, dieses Kribbeln zugenießen. Keine Zeit und ein vollgepacktes Leben nahmen mir die Luft.

Wer ich bin? Ich bin Christian, 40 Jahre jung und komme aus einer kleinen Stadt nahe Bitterfeld.Eine Gegend, wo zu DDR-Zeiten viele Fabrik-Abgase in die Luft gepumpt wurden. Daserklärt wahrscheinlich, dass ich anders bin (schmunzel).Ich liebe es zu kribbeln, zu bloggen, zu genießen und zu vereinfachen. Nebenbei geheich arbeiten, bin Teammanager eines Verkaufsteams für einen weltweit bekanntenPC- und Druckerhersteller. Petra fragte mich, ob ich einige Worte und meine Ansichten zum Minimalismus und Einfachheit beschreiben möchte. Gern. Los geht’s.

Keine Luft mehr zum Atmen

Die Vergangenheit zeigt einem immer auf, was besser gemacht werden kann. Meine Vergangenheit bestand aus massigem Müll. Zeitschriften, CDs, Sammelfiguren,Spielkonsolen und Kleidung. Teilweise konnte ich im aufgeräumten Zustandnicht durch meine Zimmer gehen ohne zu stolpern. Ich wohne in einemBauernhaus, der Rest der Familie war auch eher die Sammlergeneration. DieGroßeltern gebrandmarkt aus Kriegszeiten und die Mutter als Verkäuferin einesHaushaltswarenladens sorgten dafür, dass unser Haus voll war. Voll mit Dingen, dieman nicht nutzt … eher mal irgendwann gebrauchen konnte. Wir hatten alles, wasman so brauchte. Leider verstarben Opa, Mutter und Schwiegervater innerhalbkürzester Zeit und ich durfte nicht nur anfangen zu entrümpeln, sondern begriffdurch die Ereignisse, dass es Wichtigeres gibt als Gegenstände. Dinge können selten glücklich machen.

Ich fing an zu entrümpeln. Wegwerfen, Flohmarkt, versteigern und verschenken. Es war eine ganze Menge Arbeit, doch mit jedem Gegenstand weniger bekam ich etwas mehr Raum zum Atmen und auch ab und zu ein kleines Kribbeln.

Was ist Minimalismus?
Für mich ist es so zu leben, dass ich maximale Freiheit und Unabhängigkeit genießen kann. Selbstverständlich gehört im ersten Schritt die Entmaterialisierung dazu. Doch auch das kontrollierte …

by Christian Baier, privat

Weniger ist besser...

das ist ein Credo meines Minimalismusses. Weniger Gegenstände geben dir mehr Luft zum Atmen! Weniger WhatsApp Kontakte geben dir mehr Zeit. Weniger Verpflichtungen garantieren Freiheit. Selbst weniger Einflüsse von Nachrichten, TV und Co. tun gut. Von allem weniger sorgt dafür, dass du mehr hast. Ich habe bemerkt, dass ich mich um das Wenige, was übrig bleibt, mehr kümmern kann. Zeitnehmen für Menschen, Qualität einkaufen und Luft zum Atmen bekommen. Unbezahlbar im Gegensatz zu Dingen.

Von allem weniger sorgt dafür, dass du mehr hast

Alle diese Erkenntnisse fanden über Jahre zu mir. Es ist nicht so gewesen, dass ich mit den Fingern geschnipst habe und dann „verminimalisiert“ war. Nach den vielen Schicksalsschlägen in der Familie dachte ich nach. Auf der langen Suche, was mir gut tut, war die Antwort oft das WENIGER. Es lebt sich damit viel besser, auch wenn einige Bekannte und Verwandte das nicht verstanden haben und verstehen werden.Als einfach lebender Mensch mit viel Genügsamkeit war und bin ich oft ein Außenseiter, ein Anti-Kommerz-Alien vom anderen Stern. Oft höre ich die Aufforderung: “Leiste dir doch auch mal was!“ Doch was soll ich mir leisten, wenn ich jetzt glücklich und dankbar bin?
Dies bekomme ich vor allem von Menschen zu hören, die sich nicht mehr viel leisten können (schmunzel). Früher habe ich mich für dieses Anders-Sein etwas geschämt, jetzt bin ich stolz. Was so ein paar zufriedene Jahre ausmachen können …

Ordnung und Gerümpel
Von den Dingen her betrachtet bin ich noch ein wenig von dem puren Minimalismus entfernt. Doch lebe ich seit Jahren ein Credo, welches mein Leben in kleinen Schritten kontinuierlich leichter macht. Es gehen mehr Dinge als kommen. Es wird nie etwas gekauft ohne etwas anderes zu ersetzen und es wird regelmäßig entrümpelt. Eine Mammutaufgabe in einem recht großen Bauerngehöft. In den Bereichen, wo ich aktiv lebe, ist Ordnung. Doch es warten noch einige Ecken im Nebenhaus oder in den Ställen darauf, aufgeräumt zu werden.

Bei so vielen und langen „Ausmist-Phasen“ bekam ich einen ganz anderen Blick auf Dinge. Gegenstände, die meine Ureltern für wertvoll hielten, berührten mein Herz nicht wirklich und mussten sich deshalb schon verabschieden. Diese Erfahrungen bestärken mich, nicht zu viel von meinen Sachen für zu wertvoll zu halten. Später interessieren diese Sachen keinen mehr. Auch habe ich durch das Entrümpeln gelernt, dass Gegenstände früher deutlich länger genutzt wurden und die Menschen trotzdem glücklich waren. Meine Vorfahren hatten ganz andere Wertvorstellungen von Dingen und Gegenständen. Diese habe ich mir angenommen. Weniger kaufen, dafür mit Qualität. Natürlich ist jeder Gegenstand weniger immer ein Stück Freiheitmehr.

Egal was ich ausgemistet habe, ich habe nie etwas vermisst. Beim Aufräumen sagte ich mir immer: „Wenn ich es wirklich noch mal brauche, dann kann ich es jederzeit wieder kaufen“ – dieses Denken macht es einfach, Sachen wegzuwerfen oder zu verschenken. Es ist interessant festzustellen, wie sich Werte im Laufe der Zeitverändern können. Nicht mal 10 Jahre zurück geblickt, hätte ich mein heutiges ICH verachtet für die einfache und dankbare Lebensweise.
Es sind wahrhaft wenige Dinge, die mich glücklich machen. Alles Dinge, die du nicht anfassen kannst. Etwas Familie, gute Freunde, eine Arbeit, die Spaß macht, Freizeit genießen zu können, Bewegung, kreativ sein und in allem ein wenig Dankbarkeit zu sehen – das macht mich glücklich.

Alles Dinge, die du nicht anfassen kannst

Glück ist etwas, wofür jeder selbst verantwortlich ist. Es wird umso stärker, je weniger dich davon ablenkt. Am Ende sind es ganz elementare Dinge, die glücklich machen. Wenn du das begreifst, fehlt dir nicht wirklich etwas in deinem Leben – auch wenn Werbung und die Konsum-Matrix dir etwas anderes vormachen.
Ein gutes Beispiel ist meine Mikrowelle. Sie ist vor einiger Zeit kaputt gegangen. Ichhabe mich dann gefragt, wie lange ich ohne dieses Küchenwunder auskommen kann. Nun, einige Jahre später habe ich immer noch keinen Ersatz. Ein Herd und ein Backofen - gepaart mit dem Willen, frisch und gesund zu essen, brauchen keine Mikrowelle. Ähnlich erging es mir mit meinen ganzen Kosmetik-Artikeln. Seife, Shampoo, Rasierer,Zahnbürste und Zahnpasta – mehr nutze ich nicht mehr. Eine Ausstattung, die nicht mal fünf Euro wert ist, doch die Unabhängigkeit dadurch istunbezahlbar. Wenn du wahrhaft hinterfragst, was du brauchst, dann bleibt (mit ein wenig Nachdenken) nicht viel über. Und dieses „ÜBER“ ist das, was du brauchst umglücklich zu sein. Und meistens ist das auch immer noch zu viel (schmunzel).

Rituale und Ziele
Mein Ziel ist es, durch das Weniger immer unabhängiger zu werden. Dabei hilft einebescheidene Lebensweise automatisch zu sparen. Es ist unglaublich, wieviel Geldam Monatsende übrig ist, wenn du sehr bedacht lebst. Mein Ziel ist es, dieseErsparnisse so zu investieren, dass ich mit 50 Jahren finanziell frei bin. Ich möchte zudiesem Zeitpunkt noch arbeiten gehen, doch maximal zwei bis drei Tage pro Woche.
Ich bin auf einem sehr guten Weg, den jeder gerne auf meinem Blog hier verfolgen kann. Zusätzlich möchte ich dann auch nur noch so viel besitzen, dass es für mich leicht ist, ortsunabhängig zu leben. Ziel ist es, mit einem VW-Sprinter mit einer Fahrt komplett umziehen zu können. Etwas träumen tue ich gern von einem kleinen, beweglichen Tiny House.

Petra fragte mich, ob ich Rituale beim Ordnung-halten habe. Ja – ein ganz verrücktes Ritual habe ich. Ich verwende einmal pro Woche eine Stunde, um Ordnung zumachen. Mehr nicht. In dieser Stunde drehe ich fast durch und versuche soviel wie möglich zu schaffen. Aufräumen, sauber machen, Wäsche … so als hätte sich Besuch angekündigt und ich habe nur noch 60 Minuten, um alles besucherfertig zu machen. Was ich dann nicht schaffe, kommt in der kommenden Woche dran. Ich weiß, das klingt ein wenig verrückt und einige Leser werden den Kopf schütteln, doch ist für mich Lebenszeit immer noch deutlich mehr wert als Putz-Zeit (schmunzel).

Weitere Rituale sind für mich das sehr frühe Aufstehen (4:45 Uhr) und schon bevor die Welt erwacht an Blog und T-Shirt Business zu arbeiten, dabei die Stille undUngestörtheit zu genießen. Wer schon einmal so früh an Dingen gearbeitet hat, diewahrhaft Spaß machen, kennt dieses Erfolgs-Kribbeln am Morgen. Und ein letztesRitual, was ich nennen möchte ist, dass ich bei vielen Dingen, wie zum Beispiel Putzen,Radfahren, Gartenarbeit und Co. gute Podcasts höre, um mich in dieser Zeitweiterzubilden oder Inspirationen fürs Leben zu bekommen. Ich nehme dafür vielZeit, um zu bloggen, etwas mit Freunden zu unternehmen, allein das Leben zu genießen und viel zu lesen. Aktuell lese ich begeistert: „Wer hat den Ball? Mitarbeiter einfachführen.“

Ist Minimalismus Trend?
Ich denke (noch) nicht. Natürlich gibt es immer mehr Minimalisten bzw. Menschen, die sich dazu öffentlich bekennen, doch ist dies immer ein sehr kleiner Teil der Menschheit. Viele sind im Hamsterrad des „Mehr ist besser“ gefangen und merken(noch) nicht, dass materieller Konsum wie eine Droge wirkt. Kurze Befriedigung und dann braucht man mehr. Ich finde es gut, dass immer mehr Menschen sich davon trennen und auch wenn jeder den Minimalismus anders definiert, ist der Grundgedanke ein sehr wichtiger Ansatz, da er ein besseres Leben für sich selbst und ein bewusstes nachhaltiges Leben für die Menschheit bedeutet. Möglicherweise ist es ganz gut, dass der Minimalismus kein Massen-Trend ist, denn sonst würden viele Menschen auch diesen Bereich kommerziell ausschlachten.
Das hat der Minimalismus nicht verdient.

Minimalismus ist für mich auch ein anderes Wort für ein selbstkontrolliertes und aufgeräumtes Leben. Oma sagt immer „Bescheidenheit“ dazu. Und genau diese Eigenschaft geht in einer Welt von Überfluss verloren. Wenn diese dann die Luft zum Atmen nimmt, sehnen sich die Menschen wieder nach Einfachheit. Möglicherweise ist der Minimalismus kein Trend, sondern eine Art Medizin gegen materialistische Verblendung. Immer mehr Menschen brauchen diese Art des Hustensafts …Wenn dieser Saft dann verdaut wurde, dann findet die Besinnung auf die wichtigen Werte des Lebens statt. Bei mir sind das:

  • Entschleunigung und Genießen
  • Pünktlichkeit und Respekt
  • Empathisches Denken und Handeln
  • Verantwortung übernehmen und sich nicht selbst zu ernst nehmen
  • Kreativ zu sein
  • Qualität vor Quantität

Dies sind alles Werte, die sich in einem unaufgeräumten Leben nicht genug entfaltenkönnen.Wenn du mich fragst, wer meine Vorbilder sind, dann sind es Menschen, die genaudiese Eigenschaften haben. Besonders die Zeitgenossen, welche Ruhe, Focus undunauffälligen Erfolg leben, verdienen meine Aufmerksamkeit. Von ihnen lerneich viel. Vorbilder sind für mich Leute, die bereits erreicht haben, was mein Ziel ist.Dabei muss es nicht ein Elon Musk oder Richard Brandson sein. Ein Nachbar odereine Arbeitskollegin, die solche Werte lebt, inspirieren mich oftmals mehr. Wobeiich gern Podcasts und Co. höre. Aktueller Tipp zu den verschiedensten Lebensthemenist für mich Steffen Kirchner.

Über die Jahre konnte ich die wichtigsten Lektionen für mein Leben von Nachbarn, Arbeitskollegen und Podcastern lernen. Am stärksten hat sich für mich folgender Grundgedanke verankert:

Dinge die geschehen sind, kann ich nicht ändern. Dinge, vor denen ich Angst habe, treffen selten ein. Dinge, die JETZT passieren, sollte ich (er)leben. Es nimmt dir viel wertvolle Lebenszeit in der Vergangenheit oder in der Zukunft zu leben.

Wer JETZT lebt, der lebt. Räume nicht nur deine materiellen Sachen auf, sondern auch die Vergangenheit und Zukunft. Ich weiß, das klingt ein wenig ungewohnt, verkörpert für mich aber einen wichtigen Glaubenssatz für ein zufriedenes und gesundes Leben. Jeder hat seine eigenen Grundgedanken, doch am Ende will jeder Mensch im JETZT und nicht in Ängsten leben, oder?

Mein Lebensmotto ist daran angelehnt und gleichzeitig ein Zitat von Oscar Wilde "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende".
Keine Sorgen wegen Morgen, einzig heute leben die Leute (schmunzel).

Und zum Schluss wollte ich noch sagen...
… dass es Spaß gemacht hat, die vielen Fragen von Petra in einem Beitrag zu beantworten. Ich hoffe, jeder Leser dieses Textes konnte ein paar Inspirationen und Gedanken mitnehmen. Es gibt noch so viel mehr zum Thema aufgeräumtes Leben und Minimalismus in seinen verschiedenen Formen. Bleibe auch hierbei im Kern des Gedanken und mache es nicht zu kompliziert. Es nützt nichts, das ganze Internet nach einem einfachen und glücklichen Leben abzusuchen, ohne selbst aktiv zu werden. Vielleicht lohnt sich ein Blick auf meinen Blog in die Minimalismus-Abteilung, aber spätestens danach heißt es: Internet abschalten und Leben genießen (schmunzel)."

Aufgeräumte Grüße
Christian


Ich danke Christian für diesen tollen Beitrag, in dem er gekonnt all' meine Fragen beantwortet hat - und noch so viel mehr! Schaut doch einmal auf seiner Website hier vorbei, um Euch über die Themen

  • Finanzielle Freiheit
  • Passives Einkommen
  • Raus aus dem Dispo
  • Minimalismus
  • Geld mit T-Shirts verdienen
  • uvm.

zu informieren.

Viele aufgeräumte Grüße,
Eure Petra


Interview mit Keri Chaotic: Es geht auch anders!

Vor Kurzem durfte ich eine interessante Frau interviewen, ihr Name ist Kerstin Heinz, 28 Jahre alt.

"Kennengelernt" haben wir uns über Instagram, hier hat sie mich mit ihrem Profil @keri.chaotic kontaktiert und so sind wir ins Gespräch gekommen. Dabei hat sie mir berichtet, dass sie sich aus freien Stücken seit ca. 10 Jahren vom Messi zur Minimalistin entwickelt. Das hat mich natürlich sofort gepackt! Menschen, die ihr Leben so umkrempeln können, faszinieren mich! Und oft braucht es Extreme, um etwas zu verändern. Als Messi bezeichnet sie sich selbst, das ist ziemlich hart, das wollte ich genau hinterfragen! Daraufhin haben wir einen Telefontermin ausgemacht und sie hat mir ihre spannende Geschichte erzählt, die ich nun Euch erzählen darf. Weil sie Mut macht! Mut, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, etwas, das einen stört, nicht mehr länger zu akzeptieren und hinzunehmen. Den Mut aufzubringen, das auch öffentlich zu erzählen und mit Fotos zu dokumentieren. Denn das hat sie auf ihrem Blog www.kerichaotic.de getan und tut es noch heute.

Angefangen hat das Ganze schon in der Schulzeit, die Kerstin als schwierig bezeichnet. Gemobbt und gehänselt hat man keine tolle Schulzeit, das kann ein junger Mensch nicht ohne weiteres einfach so verdauen. Rückblickend ist dies der Auslöser für eine Kaufsucht, in der sie viele Dinge kaufte, um diese Gefühle des Niedergemachtwerdens zu kompensieren. Zeitschriften, Beautyprodukte, CDs, DVDs, Bücher usw. wurden gekauft; so ziemlich alles, was man sammeln kann. Die Befriedigung war nur von kurzer Dauer, es geht hier oft auch nur um das Kaufen an sich, um den kurzen Moment. Freilich hat sie die Zeitschriften zum Teil auch genutzt, z.B. um Collagen zu basteln, viele der gekauften Bücher wurden auch gelesen. Aber dennoch war die Masse an Dingen irgendwann zu gewaltig, so dass ihre Wohnung die vielen Sachen gar nicht mehr ordentlich fassen konnte. Um in das zweite Zimmer zu gelangen, musste sie einen immer schmaler werdenden Gang passieren.

Aus dieser Zeit existiert sogar ein Foto, auf dem Kerstin ihre Tigerhausschuhe fotografiert hat. Im Hintergrund war laut ihrer Aussage das "pure Chaos" zu sehen. Vielleicht hat das letztendlich die Augen geöffnet, irgendwann genügt ja ein Tropfen, der das ohnehin volle Fass zum Überlaufen bringt. Das war er wohl! Das Sammeln an sich ist ja ein stillschweigender, langsamer Prozess, dessen Verlauf man nicht tagtäglich beobachtet. Und irgendwann war es zuviel! Aber nun begann die Frage zu reifen, was denn da alles angesammelt wurde! Was für Zeug hier überall herumliegt?! Sie hatte schlichtweg den Überblick verloren. Aber dann begann sie, Schublade für Schublade auszumisten. Es wurde sortiert und weggeschmissen. Was zum Teil sehr schwer fiel, schließlich wuchs Kerstin mit den Glaubenssätzen auf, dass man etwas Gutes und noch Brauchbares nicht wegschmeißen darf!

Dennoch hat sie das Fieber gepackt, mit jedem Teil wurde es irgendwie leichter, das ist vergleichbar mit Muskeln, die trainiert werden müssen. Anfangs fällt es schwer, dann gewöhnt man sich immer mehr daran und schließlich ist es normal und bedarf keiner Anstrengung mehr. Was denn die Eltern dazu gesagt haben? Zu dem Chaos im Zimmer früher eigentlich nichts. Als dann die "Aufräumwut" begann, wurde manchmal geschimpft, weil die Mülltonne plötzlich so voll war. Aber groß thematisiert wurde das Chaos und dann das Aufräumen eigentlich nie. Es wurde quasi hingenommen und akzeptiert.
Wie ist sie vorgegangen, hat sie damals schon von Marie Kondo und ihrer Theorie des Aufräumens gehört? Nein, das Meiste ging intuitiv. Alle auszumistenden Gegenstände wurden auf einen Haufen geworfen, und zwar so, dass sie störend im Weg herumlagen und weggeräumt werden mussten. Wenn man sich selbst und seine Strategien kennt, kann man sich prima selbst überlisten. Schließlich musste auch sie viele Dinge mehrmals angehen, was beim ersten Durchgang noch bleiben durfte, ging dann vielleicht beim zweiten oder dritten Mal.

Aus dieser Zeit stammt auch ihr Kleiderschrankexperiment, bei dem in drei Monaten jeden Tag ein anderes Oberteil aus dem Schrank getragen und fotografiert wurde. Viele Teile mussten danach gehen, weil sie unbequem oder nicht mehr passend waren, ca. die Hälfte durfte bleiben. Das Feedback hierzu war durchwegs positiv. Das Öffentlichmachen war ein Schritt, um anderen Menschen Mut zu machen, dass jeder seinen Weg gehen kann, egal, wie steinig er vorher war. Ob es nur noch Lieblingsteile in ihrem Schrank gibt nach dem Projekt? Noch nicht, aber der Weg dorthin ist geebnet. Es verläuft ja oft in Schüben, in Wellen. Was heute noch als gut befunden wird, kann morgen schon anders empfunden werden. Schließlich verändern auch wir uns täglich.

Und heute, 10 Jahre später? Heute ist es ordentlich, alles hat seinen festen Platz. Es muss nichts mehr gesucht werden, weil sie weiß, wo alles steht. Weil sie es bewusst dorthin getan hat. Wie viel Zeit und Nerven dadurch gespart werden, versteht sie jetzt erst. Heute sieht sich Kerstin als Minimalistin, es werden kaum noch unnütze Dinge angeschafft. Der Minimalismus hat auch auf anderen Ebenen ihr Leben verändert. Es ist schließlich nie nur ausmisten, dadurch verändert sich zuerst etwas im Außen, doch das Innere ist mindestens genauso involviert. Weil sich durch die Einstellung zu Dingen alles verändert. Es beginnt meist mit: WAS macht mich glücklich und darf deshalb in meinem Leben bleiben? Dann folgt sehr oft ein: WER macht mich glücklich und darf bleiben?

Was macht mich glücklich und darf deshalb in meinem Leben bleiben?

Das bestätigt sich auch in meinen Aufräumcoachings immer wieder. Alles wird überdacht, das ganze Leben steht auf dem Prüfstand. Wenn einmal dieser Blick auf sein Leben geöffnet wurde, gibt es kein Zurück mehr! Weil man erkannt hat, dass es darum geht im Leben - um die Menschen um einen herum, die nicht dazu da sind, um uns glücklich zu machen, denn dafür sind wir selbst verantwortlich. Aber es darf keinen mehr geben, der uns dauerhaft unglücklich macht! Warum auch? Das Leben ist zu schön, um die Zeit mit negativen Menschen zu verschwenden. Und bei Gegenständen ist es genauso. Natürlich macht uns nicht jedes Messer oder jede Isomatte glücklich, sie sind einfach Alltags-/Nutzgegenstände. Aber macht uns die 15. Vase wirklich glücklich? Das Geschenk von Tante F., das wir eigentlich noch nie mochten? Bei dem wir eigentlich daran denken müssen, dass das Verhältnis zu ihr noch nie wirklich gut war? Weg damit! Dingen, die uns ein negatives Gefühl vermitteln, sollte kein Platz in unserem Leben eingeräumt werden. Bei dessen Anblick wir immer mit einem schlechten Gewissen "belohnt" werden! Nein, die müssen weg!

Und genau so ging es Kerstin schließlich mit vielen alten Schulkameraden. Genau die, die sie früher gehänselt haben oder zumindest nichts dagegen unternommen haben. Dass sie mit ihnen keinen Kontakt mehr hat, ist mehr als verständlich. Deshalb kamen mit den Jahren immer mehr andere, positive Menschen in ihr Leben. Die so dachten wie sie. Positiv, optimistisch in die Zukunft blickend. Früher war sie schüchtern, noch zu Ausbildungszeiten war sie eher in sich gekehrt, zurückgezogen. Doch durch das Ausmisten hat sich vieles verändert in ihrem Leben. Jedes weggegebene Teil hat etwas in ihr bewirkt, mit jedem Stück weniger steigerte sich das Selbstvertrauen. Letztendlich hat sich Kerstin um 180 ° gedreht - sie merkte, dass sie die Dinge nicht mehr brauchte, dass sie wie ein Schutzpanzer für sie waren, der plötzlich nicht mehr nötig war. Als ob der Schutz nach außen nicht mehr benötigt wurde, weil sie in sich selbst gefestigt war. Weil andere ihr nichts mehr anhaben konnten. Und witzigerweise ist gerade jetzt ein Annähern an frühere Schulkameraden wieder möglich, die bewundern, was aus ihr geworden ist, die sie plötzlich als die tolle Frau wahrnehmen, die sie ist - die sie schon immer war aber nicht gezeigt hat, vielleicht aus Angst, verletzt zu werden.

Ihre Interessen haben heute viel mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun. Spannende Themen saugt sie auf wie ein Schwamm, interessante Podcasts werden gehört, sie besucht viele Seminare zur persönlichen Weiterbildung, außerdem trifft sie sich im "wirklichen Leben" mit Gleichgesinnten zum Austausch. Der Minimalismus, ihre Lebenseinstellung, ist ihr ein guter Wegweiser. Wertvolle Kontakte wurden geknüpft, Freunde gefunden, die genauso denken wie sie. Die das Leben durch die minimalistische Brille betrachten mit Fokus auf die Menschen, nicht auf die Dinge. Die sich hinterfragen bei neuen Anschaffungen, ob sie wirklich nötig sind und das Leben bereichern.

Jetzt ist sie eine glückliche junge Frau, die mitten im Leben steht und stolz auf sich sein kann. Was sie alles geschafft hat aus der damaligen Situation. Sie hatte "einfach" die Entscheidung getroffen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und anzupacken. Schließlich hat man die Wahl: Will ich das Ruder meines Lebens(schiffes) übernehmen oder überlasse ich es Anderen?

Abschließend gab es noch 3 Fragen (die es zukünftig bei allen Interviews im Inspiration Friday geben wird):
1. Hast du ein Lebensmotto?
Ihr Lebensmotto, das immer wieder einmal wechselt, lautet: "Make yourself proud!"
2. Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich geben?
Ihrem jüngeren Ich würde sie raten, "niemals aufzugeben, weil es ich lohnt für seine Träume loszugehen!"
3. Welches Buch hat dein Leben verändert?
Die Macht Ihres Unterbewusstseins* von Dr. Joseph Murphy (obwohl nie zu Ende gelesen hat es dennoch wahnsinnig viel angestoßen).

Vielen Dank an Kerstin für dieses tolle Gespräch und die Möglichkeit, eine wundervolle inspirierende Geschichte erzählen zu dürfen!

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