
Vor einigen Monaten habe ich auf Pinterest Christian entdeckt. Seine Bilder zu Minimalismus, passivem Einkommen, finanzieller Freiheit und seine Ansichten über das Geldverdienen haben mich beeindruckt, so dass ich ihn spontan angeschrieben habe. Ich hatte sowas eigentlich vorher noch nicht gemacht, hatte aber einfach das Gefühl, dass ich ihm dieses positive Feedback mitteilen muss. Denn genau davon leben doch Blogger meiner Meinung nach auch, oder? Ihnen nicht nur mitzuteilen, wenn sie eine in unseren Augen andere Ansicht vertreten, sonderen eben eine Bestätigung zu geben, wenn sie etwas inspirierendes und wertvolles geschrieben haben. Jedenfalls ist durch meine Mail im Oktober 2018 eine „lose Brieffreundschaft“ entstanden, die ich nicht mehr missen möchte. Beeindruckt hat mich v.a. auch, dass er neben seiner Arbeit und dem Bloggen seine Oma liebevoll pflegt. Das verbindet uns sicher auch, weil ich genau weiß, wie intensiv das sein kann. Zum einen zeitlich, zum anderen auch emotional. Davor habe ich großen Respekt! Nun lest aber selbst, was Christian so schreibt:
„Ich schließe gern meine Augen, atme tief durch und genieße den Moment. Manchmalso stark, dass es in mir kribbelt. Eine Art Verliebtheit zum Leben mit Respektvor dem Tod. Noch vor einigen Jahren hatte ich keine Zeit, dieses Kribbeln zugenießen. Keine Zeit und ein vollgepacktes Leben nahmen mir die Luft.
Wer ich bin? Ich bin Christian, 40 Jahre jung und komme aus einer kleinen Stadt nahe Bitterfeld.Eine Gegend, wo zu DDR-Zeiten viele Fabrik-Abgase in die Luft gepumpt wurden. Daserklärt wahrscheinlich, dass ich anders bin (schmunzel).Ich liebe es zu kribbeln, zu bloggen, zu genießen und zu vereinfachen. Nebenbei geheich arbeiten, bin Teammanager eines Verkaufsteams für einen weltweit bekanntenPC- und Druckerhersteller. Petra fragte mich, ob ich einige Worte und meine Ansichten zum Minimalismus und Einfachheit beschreiben möchte. Gern. Los geht’s.
Keine Luft mehr zum Atmen
Die Vergangenheit zeigt einem immer auf, was besser gemacht werden kann. Meine Vergangenheit bestand aus massigem Müll. Zeitschriften, CDs, Sammelfiguren,Spielkonsolen und Kleidung. Teilweise konnte ich im aufgeräumten Zustandnicht durch meine Zimmer gehen ohne zu stolpern. Ich wohne in einemBauernhaus, der Rest der Familie war auch eher die Sammlergeneration. DieGroßeltern gebrandmarkt aus Kriegszeiten und die Mutter als Verkäuferin einesHaushaltswarenladens sorgten dafür, dass unser Haus voll war. Voll mit Dingen, dieman nicht nutzt … eher mal irgendwann gebrauchen konnte. Wir hatten alles, wasman so brauchte. Leider verstarben Opa, Mutter und Schwiegervater innerhalbkürzester Zeit und ich durfte nicht nur anfangen zu entrümpeln, sondern begriffdurch die Ereignisse, dass es Wichtigeres gibt als Gegenstände. Dinge können selten glücklich machen.
Ich fing an zu entrümpeln. Wegwerfen, Flohmarkt, versteigern und verschenken. Es war eine ganze Menge Arbeit, doch mit jedem Gegenstand weniger bekam ich etwas mehr Raum zum Atmen und auch ab und zu ein kleines Kribbeln.
Was ist Minimalismus?
Für mich ist es so zu leben, dass ich maximale Freiheit und Unabhängigkeit genießen kann. Selbstverständlich gehört im ersten Schritt die Entmaterialisierung dazu. Doch auch das kontrollierte …

Weniger ist besser…
das ist ein Credo meines Minimalismusses. Weniger Gegenstände geben dir mehr Luft zum Atmen! Weniger WhatsApp Kontakte geben dir mehr Zeit. Weniger Verpflichtungen garantieren Freiheit. Selbst weniger Einflüsse von Nachrichten, TV und Co. tun gut. Von allem weniger sorgt dafür, dass du mehr hast. Ich habe bemerkt, dass ich mich um das Wenige, was übrig bleibt, mehr kümmern kann. Zeitnehmen für Menschen, Qualität einkaufen und Luft zum Atmen bekommen. Unbezahlbar im Gegensatz zu Dingen.
Von allem weniger sorgt dafür, dass du mehr hast
Alle diese Erkenntnisse fanden über Jahre zu mir. Es ist nicht so gewesen, dass ich mit den Fingern geschnipst habe und dann „verminimalisiert“ war. Nach den vielen Schicksalsschlägen in der Familie dachte ich nach. Auf der langen Suche, was mir gut tut, war die Antwort oft das WENIGER. Es lebt sich damit viel besser, auch wenn einige Bekannte und Verwandte das nicht verstanden haben und verstehen werden.Als einfach lebender Mensch mit viel Genügsamkeit war und bin ich oft ein Außenseiter, ein Anti-Kommerz-Alien vom anderen Stern. Oft höre ich die Aufforderung: “Leiste dir doch auch mal was!“ Doch was soll ich mir leisten, wenn ich jetzt glücklich und dankbar bin?
Dies bekomme ich vor allem von Menschen zu hören, die sich nicht mehr viel leisten können (schmunzel). Früher habe ich mich für dieses Anders-Sein etwas geschämt, jetzt bin ich stolz. Was so ein paar zufriedene Jahre ausmachen können …
Ordnung und Gerümpel
Von den Dingen her betrachtet bin ich noch ein wenig von dem puren Minimalismus entfernt. Doch lebe ich seit Jahren ein Credo, welches mein Leben in kleinen Schritten kontinuierlich leichter macht. Es gehen mehr Dinge als kommen. Es wird nie etwas gekauft ohne etwas anderes zu ersetzen und es wird regelmäßig entrümpelt. Eine Mammutaufgabe in einem recht großen Bauerngehöft. In den Bereichen, wo ich aktiv lebe, ist Ordnung. Doch es warten noch einige Ecken im Nebenhaus oder in den Ställen darauf, aufgeräumt zu werden.
Bei so vielen und langen „Ausmist-Phasen“ bekam ich einen ganz anderen Blick auf Dinge. Gegenstände, die meine Ureltern für wertvoll hielten, berührten mein Herz nicht wirklich und mussten sich deshalb schon verabschieden. Diese Erfahrungen bestärken mich, nicht zu viel von meinen Sachen für zu wertvoll zu halten. Später interessieren diese Sachen keinen mehr. Auch habe ich durch das Entrümpeln gelernt, dass Gegenstände früher deutlich länger genutzt wurden und die Menschen trotzdem glücklich waren. Meine Vorfahren hatten ganz andere Wertvorstellungen von Dingen und Gegenständen. Diese habe ich mir angenommen. Weniger kaufen, dafür mit Qualität. Natürlich ist jeder Gegenstand weniger immer ein Stück Freiheitmehr.
Egal was ich ausgemistet habe, ich habe nie etwas vermisst. Beim Aufräumen sagte ich mir immer: „Wenn ich es wirklich noch mal brauche, dann kann ich es jederzeit wieder kaufen“ – dieses Denken macht es einfach, Sachen wegzuwerfen oder zu verschenken. Es ist interessant festzustellen, wie sich Werte im Laufe der Zeitverändern können. Nicht mal 10 Jahre zurück geblickt, hätte ich mein heutiges ICH verachtet für die einfache und dankbare Lebensweise.
Es sind wahrhaft wenige Dinge, die mich glücklich machen. Alles Dinge, die du nicht anfassen kannst. Etwas Familie, gute Freunde, eine Arbeit, die Spaß macht, Freizeit genießen zu können, Bewegung, kreativ sein und in allem ein wenig Dankbarkeit zu sehen – das macht mich glücklich.
Alles Dinge, die du nicht anfassen kannst
Glück ist etwas, wofür jeder selbst verantwortlich ist. Es wird umso stärker, je weniger dich davon ablenkt. Am Ende sind es ganz elementare Dinge, die glücklich machen. Wenn du das begreifst, fehlt dir nicht wirklich etwas in deinem Leben – auch wenn Werbung und die Konsum-Matrix dir etwas anderes vormachen.
Ein gutes Beispiel ist meine Mikrowelle. Sie ist vor einiger Zeit kaputt gegangen. Ichhabe mich dann gefragt, wie lange ich ohne dieses Küchenwunder auskommen kann. Nun, einige Jahre später habe ich immer noch keinen Ersatz. Ein Herd und ein Backofen – gepaart mit dem Willen, frisch und gesund zu essen, brauchen keine Mikrowelle. Ähnlich erging es mir mit meinen ganzen Kosmetik-Artikeln. Seife, Shampoo, Rasierer,Zahnbürste und Zahnpasta – mehr nutze ich nicht mehr. Eine Ausstattung, die nicht mal fünf Euro wert ist, doch die Unabhängigkeit dadurch istunbezahlbar. Wenn du wahrhaft hinterfragst, was du brauchst, dann bleibt (mit ein wenig Nachdenken) nicht viel über. Und dieses „ÜBER“ ist das, was du brauchst umglücklich zu sein. Und meistens ist das auch immer noch zu viel (schmunzel).
Rituale und Ziele
Mein Ziel ist es, durch das Weniger immer unabhängiger zu werden. Dabei hilft einebescheidene Lebensweise automatisch zu sparen. Es ist unglaublich, wieviel Geldam Monatsende übrig ist, wenn du sehr bedacht lebst. Mein Ziel ist es, dieseErsparnisse so zu investieren, dass ich mit 50 Jahren finanziell frei bin. Ich möchte zudiesem Zeitpunkt noch arbeiten gehen, doch maximal zwei bis drei Tage pro Woche.
Ich bin auf einem sehr guten Weg, den jeder gerne auf meinem Blog hier verfolgen kann. Zusätzlich möchte ich dann auch nur noch so viel besitzen, dass es für mich leicht ist, ortsunabhängig zu leben. Ziel ist es, mit einem VW-Sprinter mit einer Fahrt komplett umziehen zu können. Etwas träumen tue ich gern von einem kleinen, beweglichen Tiny House.
Petra fragte mich, ob ich Rituale beim Ordnung-halten habe. Ja – ein ganz verrücktes Ritual habe ich. Ich verwende einmal pro Woche eine Stunde, um Ordnung zumachen. Mehr nicht. In dieser Stunde drehe ich fast durch und versuche soviel wie möglich zu schaffen. Aufräumen, sauber machen, Wäsche … so als hätte sich Besuch angekündigt und ich habe nur noch 60 Minuten, um alles besucherfertig zu machen. Was ich dann nicht schaffe, kommt in der kommenden Woche dran. Ich weiß, das klingt ein wenig verrückt und einige Leser werden den Kopf schütteln, doch ist für mich Lebenszeit immer noch deutlich mehr wert als Putz-Zeit (schmunzel).
Weitere Rituale sind für mich das sehr frühe Aufstehen (4:45 Uhr) und schon bevor die Welt erwacht an Blog und T-Shirt Business zu arbeiten, dabei die Stille undUngestörtheit zu genießen. Wer schon einmal so früh an Dingen gearbeitet hat, diewahrhaft Spaß machen, kennt dieses Erfolgs-Kribbeln am Morgen. Und ein letztesRitual, was ich nennen möchte ist, dass ich bei vielen Dingen, wie zum Beispiel Putzen,Radfahren, Gartenarbeit und Co. gute Podcasts höre, um mich in dieser Zeitweiterzubilden oder Inspirationen fürs Leben zu bekommen. Ich nehme dafür vielZeit, um zu bloggen, etwas mit Freunden zu unternehmen, allein das Leben zu genießen und viel zu lesen. Aktuell lese ich begeistert: „Wer hat den Ball? Mitarbeiter einfachführen.“
Ist Minimalismus Trend?
Ich denke (noch) nicht. Natürlich gibt es immer mehr Minimalisten bzw. Menschen, die sich dazu öffentlich bekennen, doch ist dies immer ein sehr kleiner Teil der Menschheit. Viele sind im Hamsterrad des „Mehr ist besser“ gefangen und merken(noch) nicht, dass materieller Konsum wie eine Droge wirkt. Kurze Befriedigung und dann braucht man mehr. Ich finde es gut, dass immer mehr Menschen sich davon trennen und auch wenn jeder den Minimalismus anders definiert, ist der Grundgedanke ein sehr wichtiger Ansatz, da er ein besseres Leben für sich selbst und ein bewusstes nachhaltiges Leben für die Menschheit bedeutet. Möglicherweise ist es ganz gut, dass der Minimalismus kein Massen-Trend ist, denn sonst würden viele Menschen auch diesen Bereich kommerziell ausschlachten.
Das hat der Minimalismus nicht verdient.
Minimalismus ist für mich auch ein anderes Wort für ein selbstkontrolliertes und aufgeräumtes Leben. Oma sagt immer „Bescheidenheit“ dazu. Und genau diese Eigenschaft geht in einer Welt von Überfluss verloren. Wenn diese dann die Luft zum Atmen nimmt, sehnen sich die Menschen wieder nach Einfachheit. Möglicherweise ist der Minimalismus kein Trend, sondern eine Art Medizin gegen materialistische Verblendung. Immer mehr Menschen brauchen diese Art des Hustensafts …Wenn dieser Saft dann verdaut wurde, dann findet die Besinnung auf die wichtigen Werte des Lebens statt. Bei mir sind das:
- Entschleunigung und Genießen
- Pünktlichkeit und Respekt
- Empathisches Denken und Handeln
- Verantwortung übernehmen und sich nicht selbst zu ernst nehmen
- Kreativ zu sein
- Qualität vor Quantität
Dies sind alles Werte, die sich in einem unaufgeräumten Leben nicht genug entfaltenkönnen.Wenn du mich fragst, wer meine Vorbilder sind, dann sind es Menschen, die genaudiese Eigenschaften haben. Besonders die Zeitgenossen, welche Ruhe, Focus undunauffälligen Erfolg leben, verdienen meine Aufmerksamkeit. Von ihnen lerneich viel. Vorbilder sind für mich Leute, die bereits erreicht haben, was mein Ziel ist.Dabei muss es nicht ein Elon Musk oder Richard Brandson sein. Ein Nachbar odereine Arbeitskollegin, die solche Werte lebt, inspirieren mich oftmals mehr. Wobeiich gern Podcasts und Co. höre. Aktueller Tipp zu den verschiedensten Lebensthemenist für mich Steffen Kirchner.
Über die Jahre konnte ich die wichtigsten Lektionen für mein Leben von Nachbarn, Arbeitskollegen und Podcastern lernen. Am stärksten hat sich für mich folgender Grundgedanke verankert:
Dinge die geschehen sind, kann ich nicht ändern. Dinge, vor denen ich Angst habe, treffen selten ein. Dinge, die JETZT passieren, sollte ich (er)leben. Es nimmt dir viel wertvolle Lebenszeit in der Vergangenheit oder in der Zukunft zu leben.
Wer JETZT lebt, der lebt. Räume nicht nur deine materiellen Sachen auf, sondern auch die Vergangenheit und Zukunft. Ich weiß, das klingt ein wenig ungewohnt, verkörpert für mich aber einen wichtigen Glaubenssatz für ein zufriedenes und gesundes Leben. Jeder hat seine eigenen Grundgedanken, doch am Ende will jeder Mensch im JETZT und nicht in Ängsten leben, oder?
Mein Lebensmotto ist daran angelehnt und gleichzeitig ein Zitat von Oscar Wilde „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“.
Keine Sorgen wegen Morgen, einzig heute leben die Leute (schmunzel).
Und zum Schluss wollte ich noch sagen…
… dass es Spaß gemacht hat, die vielen Fragen von Petra in einem Beitrag zu beantworten. Ich hoffe, jeder Leser dieses Textes konnte ein paar Inspirationen und Gedanken mitnehmen. Es gibt noch so viel mehr zum Thema aufgeräumtes Leben und Minimalismus in seinen verschiedenen Formen. Bleibe auch hierbei im Kern des Gedanken und mache es nicht zu kompliziert. Es nützt nichts, das ganze Internet nach einem einfachen und glücklichen Leben abzusuchen, ohne selbst aktiv zu werden. Vielleicht lohnt sich ein Blick auf meinen Blog in die Minimalismus-Abteilung, aber spätestens danach heißt es: Internet abschalten und Leben genießen (schmunzel).“
Aufgeräumte Grüße
Christian
Ich danke Christian für diesen tollen Beitrag, in dem er gekonnt all‘ meine Fragen beantwortet hat – und noch so viel mehr! Schaut doch einmal auf seiner Website hier vorbei, um Euch über die Themen
- Finanzielle Freiheit
- Passives Einkommen
- Raus aus dem Dispo
- Minimalismus
- Geld mit T-Shirts verdienen
- uvm.
zu informieren.
Viele aufgeräumte Grüße,
Eure Petra