Heute darf ich Euch eine sehr inspirierende Frau vorstellen – Jana Schlichtenberg, die in ihrem Blog Martha’s über ihr nachhaltiges Leben schreibt. Ich lese ihren Blog schon seit einiger Zeit und bin fasziniert von den tollen Texten, die mit viel Liebe zum Detail versehenen Bildern veranschaulicht werden. Ich habe beim Lesen ihrer Beiträge zum Thema Nachhaltigkeit sofort gespürt, dass hier jemand sein Herzensprojekt verwirklicht hat. Also perfekt für mich und den Blog!

Deshalb habe ich Jana vor einiger Zeit per Mail angeschrieben und sie um ein Interview gebeten, dem sie gerne nachgekommen ist. Zum Glück! Denn ihre Geschichte macht Mut etwas zu starten, was einem wichtig ist. Und auch, etwas zu beenden, wenn es nicht mehr gut tut. Auf sich und seinen Körper zu hören, seinem Bauchgefühl zu vertrauen – Wege zu gehen, die sich erst dann vor einem auftun, wenn man sie geht. Und genau diese Geschichte möchte ich heute mit Euch teilen.

Die studierte Architektin mit zusätzlichem BWL-Diplom hatte schon immer einen Blick für die schönen Details im Leben, weshalb sie 2011 auch einen Online-Shop für Möbel und Wohnaccessoires gründete. Dieser war äußerst erfolgreich, was nicht verwundert. Gerade schöne Dinge machen das Zuhause ja erst gemütlich und wohnlich, weshalb jemand mit besonderem Gespür hier Inspiration sein kann – v.a. wenn diese Gegenstände wunderschön fotografiert und dekoriert sind. Jana hat schon immer gerne Bilder gemacht, was den Shop u.a. sehr erfolgreich gemacht hat – zu erfolgreich. Sie wurde quasi vom Erfolg überrannt, auch der Blog, in dem sie von ihrem Shop und dem Leben berichtete, lief von Anfang an immer nebenbei mit. Das alles machte Jana neben ihrem Vollzeitjob als Architektin für eine Privatschule, in der sie tolle Projekte für diese entwerfen kann. Doch es war dann irgendwann einfach zu viel, sie war kurz vor dem Ausbrennen. So ein erfolgreiches Geschäft möchte laufend mit Neuigkeiten und aktuellen Kollektionen versorgt werden, so dass „Martha“ irgendwann die Notbremse ziehen musste und den Shop einstellte. Sie bekam etliche Verkaufsangebote, war aber nicht so weit, ihr „Baby“ aus der Hand zu geben, d.h. es ruhte einfach.

Erst nach einem Coaching bei der Female Future Force wurde ihr bewusst, welches Thema in Zukunft ihr Thema ist. Weil es das eigentlich schon immer war. Es ging und geht um Nachhaltigkeit! Schon in der Grundschule war die heute 43 Jährige im Umwelt-Club und wollte die Welt besser machen – als ihr das klar wurde, war es plötzlich sonnenklar, wie der Weg weiter gehen wird, als ob er sich vor ihr ausbreiten konnte. Und plötzlich war auch klar, dass der ruhende Blog Martha’s genau die Plattform war, mit der sie Menschen erreichen konnte und wollte. Dass ein Bruch zwischen Vergangenheit und Gegenwart bis in die Zukunft kein Hindernis darstellte, sondern im Gegenteil genutzt werden sollte. Weil Menschen und Ansichten sich eben auch verändern, weil man älter wird und weiser, weil man Erfahrungen macht und an ihnen wächst. Weil Fehler uns lehren, wie es in Zukunft besser gehen kann, wie der Weg nun anders beschritten werden darf. Wobei die Vergangenheit als Shopinhaberin keinesfalls ein Fehler war, eher ein Schritt und Meilenstein in ihrem Leben, der nötig war, um sie zu der zu machen, die sie heute ist. Deshalb hat Jana auch die älteren Blogbeiträge nicht gelöscht, weil man die Vergangenheit eben als das akzeptieren darf, was sie ist. Vergangen, mit Wurzeln, die bis in die Gegenwart reichen.

Wieso der Blog überhaupt Martha’s heißt? Weil die Namensgeberin Martha Steward (eine US-amerikanische Fernsehmoderatorin) immer super Tipps für die Hausfrau parat hat, sei es zu den Themen Haushalt, Garten, Partys, Kochen oder Backen. Und genau so wollte Jana über ihren nachhaltigen und bewussten Weg informieren. Tipps zum einfachen Leben geben, wie man sie Freundinnen mit an die Hand gibt, weil man z.B. ein super leichtes und leckeres Kuchenrezept gefunden hat, das man gerne weitergibt. In diesem Fall sind es aber auch die Tipps zu plastikfreiem Leben, zur Vermeidung von Müll im Alltag, Rezepte für regionales und saisonales Kochen, gärtnern auf dem Balkon, Ressourcen-schonend durch’s Leben gehen usw.

Jana ist ein praktischer Mensch und als alleinerziehende Mama weiß sie die Unkompliziertheit von Gerichten und Routinen zu schätzen, oft muss es schnell gehen, das heißt jedoch nie, dass es nicht gut sein darf.

Pragmatisch und unkompliziert soll es sein. Und darüber schreibt sie wunderbar leicht, als ob man zusammen mit ihr am Esstisch sitzt und nebenbei bereitet sie uns die Galettes mit frischen Feigen zu, die wir dann zusammen in der warmen Sommerluft am Balkon verspeisen, mit Blick auf den selbstangebauten Kräutergarten.

Außerdem findet man zahlreiche praktische Tipps zum sofortigen Umsetzen (das ist überhaupt die Botschaft des Blogs: praktisch und leicht nachzuahmen, man muss nicht perfekt sein, wichtig ist, dass man startet. Sei es plastikärmer zu leben, Ressourcen zu schonen, auf das Fahrrad umzusteigen oder was auch immer. Hauptsache man beginnt. Und diese Tipps gibt sie immer voll auf Augenhöhe, niemals mit erhobenem Zeigefinger. Es ist ihr Weg, an dem sie die Leser teilhaben lässt, was jeder daraus macht, bleibt ihm überlassen. Deshalb ist der Blog m.E. eine super Inspiration, um sich tolle Anregungen für alle Bereiche zu holen und sich das Beste für sich herauszupicken. Und morgen wieder etwas, und übermorgen auch…).

Auch die Themen Mindset, Geld, Selbermachen und Reisen werden hinsichtlich der nachhaltigen Einstellung beleuchtet. Spannend fand ich v.a. die Blogreihe „7 Arten von nachhaltigen Lebensstilen“. Nachdem ich mich von meiner Lebensphilosophie bisher eigentlich als Minimalist eingeschätzt habe, war ich hinterher wirklich unsicher. Alle Lebensstile fließen früher oder später ineinander über, da waren Jana und ich uns beim Telefonat einig. Sei es Zero Waste, Minimalismus, Slow Culture, Frugalismus, Lohas & Lovos, Leben ohne Plastik und nachhaltig und gesund essen – auf lange Sicht wird man wohl aus jedem Stil etwas für sich auswählen. Und genau darum geht es ja auch. Jeder darf seinen Weg gehen, nimmt vielleicht andere Abzweigungen oder rollt das Feld von hinten auf, aber letztendlich ist der nachhaltige Weg der Weg zu sich selbst.

Mit diesem Blog erfüllt Jana sich ihr Herzensprojekt. Sie lebt und schreibt authentisch und berichtet darüber. Das Feedback, das sie erhält, ist durchwegs positiv – und war es von Anfang an. Auch zu dem Wandel.

Wie wird es weitergehen mit Jana und dem Blog? Auf jeden Fall möchte sie weitermachen, sie hat noch so viele Ideen, ist auch noch lange nicht am Ende, es gibt noch so viel zu schreiben.

Der Sohn wird ab September zum Studieren weggehen, so dass sie mehr Zeit für sich und ihre Projekte haben wird. Vielleicht wird sie sogar in eine kleinere Wohnung umziehen. Auf jeden Fall soll die Zeit genutzt werden: zum Entspannen, um sich sozial zu engagieren und um neue Ideen zu kreieren. Vorstellbar wäre es für Jana, Ratgeber, Bücher oder Seminare zu einem nachhaltigen Leben zu entwickeln.

Insgesamt lebt sie minimalistisch, aber nicht im dogmatischen Sinne (also ihr Glück hängt nicht von einer bestimmten Anzahl an Gegenständen ab). Es gibt einfach genau so viel, wie nötig ist zum Wohlfühlen. Eine große Leidenschaft ist das Reisen, das Erkunden fremder Länder und das Eintauchen in andere Kulturen. Gleich spricht sie von selbst ihre Ambivalenz gegenüber den Flugreisen im Vergleich zu dem nachhaltigen Leben an. Einerseits lebt sie hier daheim in Oberursel so bewusst und ressourcenschonend wie möglich, andererseits wird durch die Reisen mit dem Flugzeug ziemlich viel Kohlenstoffdioxid verursacht. Allerdings gilt es auch hier, ein Bewusstsein zu schaffen, wann es nötig und sinnvoll ist, zu fliegen oder wie generell gereist werden kann. Ausschließlich ferne Länder werden alle paar Jahre so bereist und dann auch für mehrere Wochen und nur dann, wenn es nicht anders geht. Ansonsten reist sie per Bahn oder nimmt das Fahrrad. D.h., es ist eine bewusste Entscheidung, eine Reise zu machen, um den Blickwinkel zu verändern, um Erfahrungen zu machen. So war sie beispielsweise auf Bali und Sri Lanka und wurde Zeuge von Müllbergen, die offen fast an jeder Ecke verbrannt wurden. Das schärft auch wieder den Blick auf das Müllverhalten daheim.

Ich bewundere sehr, dass sie ihren Lebensstil authentisch lebt, d.h. auch der Sohn und ihr Partner werden mit einbezogen und leben genauso. Plastikfrei gehört zum Alltag, es gibt leckeres, einfach zubereitetes Essen, sie ist unbewusst ein Vorbild für ihre Männer. Und das steckt an. Ich finde ja ohnehin, dass ein Vormachen immer besser ist als ein Vorsagen (und selbst anders machen). Also ist dieser Lebensstil nicht nur Singles vorbehalten, die evtl. nur für sich sorgen müssen, sondern eben in den Familienalltag gut integrierbar. Natürlich muss das auch kommuniziert werden, aber was kann Jana besser, als über ihre Passion zu sprechen? Das Kommunizieren fällt ihr auch bei Instagram und Facebook leicht, das merkt man ihren Beiträgen an. Sicher ist es auch ein zeitlicher Aufwand, aber der steht durch das positive Feedback durchaus im richtigen Verhältnis. Gerade auch der Austausch mit Gleichgesinnten ist es ja, der sie wachsen lässt, der sie inspiriert, wo sie merkt, wie gut das ankommt, was sie schreibt.

Dadurch, dass sie sich mit Menschen umgibt und durch ihre Leser auch viel in dem Thema bewegt, hat sie manchmal das Gefühl, dass doch eigentlich alle schon nachhaltig leben. Aber dann bemerkt sie doch wieder, dass der Mainstream außerhalb dieser „Blase“ noch überhaupt nicht so weit ist. Dass hier noch ganz viel getan werden muss, bis alle – zumindest ansatzweise – so weit sind.

Auch in ihrem Brotjob hat sie großen Einfluss in Bezug auf Nachhaltigkeit, hat z.B. eine Nachhaltigkeits-Gruppe (sustainability board) gegründet, die sich mit unterschiedlichen Prozessen auseinandersetzen, um die Schule in diesem Bereich voran zu bringen. So wird den Kindern mittels verschiedenen Projekten beigebracht, dass sie selbst etwas tun können, dass recyclen und Strom sparen schon ein guter Weg sind, um die Welt zu retten, aber dass eben noch mehr möglich ist.

Perfekt ist die Verknüpfung beider Jobs für sie, in denen sie sich voll ausleben kann. Diese scheinen in erster Linie nicht viel gemeinsam zu haben, bei näherem Betrachten merkt man aber schnell, dass sie in beiden ihre Leidenschaft zum Verändern und Bewegen voll einbringen kann.

Zum Abschluss habe ich Jana noch ein paar Fragen gestellt:

Was war der ausschlaggebende Moment oder ein Ereignis in deinem Leben, der bei dir eine Veränderung ausgelöst hat?

„Das Coaching bei der Female Future Force war ein wichtiger Schritt, um zu wissen, das ich das Thema Nachhaltigkeit zukünftig in allen Bereichen, v.a. auch im Blog, mehr leben möchte. DER entscheidende Moment war dann jedoch der Besuch des Unverpackt-Ladens in Frankfurt, in dem ich zum ersten Mal mit Plastikfasten in Berührung kam. Das war es. Auf Plastik verzichten, so einfach und doch so lebensverändernd, dass es mich nicht mehr losgelassen hat.“

Hast du ein Lebensmotto?

„Mein Opa sagte früher immer, dass nicht die Dinge wichtig sind im Leben, sondern dass du neugierig bist, dir Wissen aneignest und weitergibst. Denn dieses Wissen kann dir keiner mehr nehmen.“

Was liest du gerade?

„Das Buch Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft von Richard David Precht.“


Vielen Dank an Jana für dieses tolle Gespräch, das mich selbst wieder ein Stück weit inspiriert hat, mein Leben achtsamer zu leben und meine Schritte auf Nachhaltigkeit zu überprüfen – ganz bewusst und niemals mit dem Ziel der Perfektion!