Sunray Dollase

Heute darf ich Euch Sunray von The organized Cardigan vorstellen.

Über Michael von minimalismus-leben.de habe ich ja schon einmal berichtet, das vollständige Interview könnt Ihr hier noch einmal nachlesen. Michael hat mir jedenfalls die von Sunray ins Leben gerufene Facebook Gruppe #OrdnungsCoaches_D-A-CH empfohlen, in der sich Ordnungs-/Aufräumcoaches aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem munteren und sehr inspirierenden Austausch virtuell und z.T. auch real versammeln. Dankbar über diesen Tipp bin ich dieser Facebook-Gruppe beigetreten und so auf Sunray aufmerksam geworden. Obwohl, so ganz stimmt das noch nicht. Sie ist mir vorher schon aufgefallen, da ich seit einiger Zeit ihren Newsletter von TOC (The organized Cardigan) abonniert habe, da ich mich als Minimalistin sehr für das Konzept „Capsule Wardrobe“ interessiere.

Diese ist nämlich ihr Steckenpferd, worüber sie auf ihrem Blog ausführlich und inspirierend informiert. Eine Capsule Wardrobe ist eine – vereinfacht gesagt – multifunktionale Garderobe, bei der die wenigen und ausgesuchten Teile gut miteinander kombinierbar sind. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein? Stimmt. Dennoch ist es ein Segen für alle, die genau wie Sunray und ich – gerne ihre Zeit woanders als früh vor dem Schrank verbringen. Weil das dadurch genau so einfach ist, da man ausschließlich Lieblingsteile besitzt, die in der ein oder anderen Form mit den anderen Teilen zusammenpassen.
Sunray kam zufällig hierzu, Auslöser war ein Farb- und Stilberatungskurs, den sie vor Jahren mit einer Freundin an der VHS in Braunschweig besucht hat. Wie so manche Frau ging es ihr auch so, dass sie einen ganzen Kleiderschrank voller Nichts-zum-Anziehen-Sachen hatte. Dort wurde eine Farbberatung durchgeführt, anhand von Farben wurde ihr typgerechter Stil herausgearbeitet. Daraufhin hat sie ihren Kleiderschrank komplett ausgemistet. Das war 2012.

In diesem Seminar hat sich nicht nur ihre Garderobe verändert, sondern ihr ganzes Leben! Was jetzt sehr dramatisch klingt, ist genauso gemeint! In der Vorstellungsrunde des Seminars stellte sie sich als Arbeitsvermittlerin, die sie damals noch war, vor. Die Reaktion der Seminarleitung war aufgrund einer vorherigen Erfahrung mit einer Arbeitsvermittlerin mit der Auslöser, warum Sunray innerhalb einer Woche nach jahrelanger Unzufriedenheit ihren Berufsweg änderte. Der Job einer Arbeitsvermittlerin ist leider oftmals wenig positiv angesehen, man wird angefeindet und mit Vorurteilen wird munter um sich geworfen. Das war einfach zu viel und daraufhin wurde Sunray klar, dass sie das nicht mehr möchte. Dass sie sich nicht mehr verteidigen möchte, dass sie mit ihrem Pädagogikstudium Menschen helfen möchte und keine Ablehnung mehr diesbezüglich erfahren möchte. Deshalb hat sie also nicht nur den Schrank ausgemistet sondern auch ihr Arbeitsleben auf den Kopf gestellt. Sie meldete sich zu einem Studium für E-Learning an und machte dort ihren Master. Privat wurde sie daraufhin im Freundes- und Bekanntenkreis immer mehr um Rat gefragt, da sie ordentlich und strukturiert ist und nun eben auch noch kompetent in Sachen „Capsule Wardrobe“ war.

Für Sunray war es wie ein Dreischritt des Aufräumens, wie eine persönliche Formel des Aufräumens:

  1. Kleiderschrank
  2. Zuhause
  3. Zeit

Wenn diese drei Bereiche in ihrem Leben aufgeräumt sind, ist sie glücklich. Dieses Bewusstwerden ist es: dass man auf seine Bedürfnisse hört anstatt auf gesellschaftliche Konventionen, das befreit von der schleichenden Unzufriedenheit. Unbewusst leben, dadurch angewiesen auf äußere Faktoren, die Befriedigung verschaffen. Weil sie im Inneren nicht gehört und wahrgenommen werden. Durch diese Ordnung im Äußeren kann also die Ordnung im Inneren entstehen. Auf die Frage, ob sie Minimalistin sei, sagt Sunray, dass sie sich bewusst nicht in eine Schublade stecken lassen möchte, da ja Minimalismus oft die Reduzierung der Dinge (z.T. auf eine bestimmte Anzahl) bedeutet. Ihr geht es aber eher um das bewusste Leben mit ausgewählten, sie glücklichmachenden Gegenständen, damit, womit sie ihre Zeit aktiv verbringt und v.a. mit wem.

Ich bin da ganz bei Sunray, ich finde nämlich, dass diese „Einteilung“ in Schubladen oder Lebensstile oft sehr schwammig ist bzw. oft in andere Lebensphilosophien mit übergehen, so dass es kaum genaue Abgrenzungen gibt, wenn man so etwas denn überhaupt abgrenzen möchte. Jedenfalls ist sie da über die Jahre hinweg reingewachsen, alles fließt mit der Zeit ineinander über. Wir hatten eine sehr anregende Diskussion, ob nicht letztendlich alles irgendwie zusammenhängt, ob nicht ein minimalistischer Lifestyle – weil ressourcenschonend – automatisch irgendwann ein green-living-livestyle wird, ob zero- bzw. lesswaste nicht auch mit plastikfrei-leben zu tun hat usw. Ein Ausmisten bedeutet immer auch, sich über Müll und Recycling Gedanken zu machen, ob das nun nachhaltig ist oder ob man Teile verkauft oder gebraucht erwirbt. Das hat ja Jana von martha’s so schön auf ihrem Blog beschrieben, über sie habe ich im April hier berichtet. Dass es so viele verschiedene Wege im Leben gibt, bei deren Beschreibung ich mich überall etwas wieder fand. Weil eben keiner davon so klar abzugrenzen ist von den anderen.

Im Juli 2018 hat sich Sunray dann selbständig damit gemacht, dass sie online bzw. virtuell Menschen beim Ordnung- machen und mit ihrer Capsule Wardrobe helfen möchte. Bei dieser Arbeit mit den Menschen zeigte ihr dann die Erfahrung, dass ihr das nicht mehr genügt, dass sie eine Ebene darüber ansetzen möchte. Also nicht nur im Außen, sondern vermehrt auch im Innen. Und hier kommt wieder dieser Dreischritt, wobei er dieses Mal tiefer geht.

  1. Wer bin ich?
  2. Was brauche ich
  3. Wie soll mein Leben aussehen?

Durch ihr Pädagogikstudium, ihre Trainerausbildung und verschiedene Schlüsselkompetenzen ist sie hier absolut die Richtige. D.h., dass es zukünftig genau in dieser Richtung weitergehen soll. Sie möchte weiterhin den Menschen helfen, ihr Leben auszumisten, sich Gedanken darüber zu machen, was sie wirklich wollen, denn dann findet sich das „Außen“ von selbst. Ein Aufräumen im Außen ist ja nie „nur“ aufräumen, es bewirkt immer etwas im Innen. Diese neue Selbständigkeit möchte sie nun leben, deshalb steht sie morgens mit Freude auf.

Wie geht es weiter?

Die Capsule Wardrobe wird sie auch weiterhin begleiten. Der Blog The Organized Cardigan, den es schon seit Jahren deshalb gibt, weil sie einen Austausch mit Gleichgesinnten wollte (und weil sie einfach verdammt gut und witzig schreibt), wird natürlich auch weiter geführt.

Hier gibt es Artikel über unterschiedlichste Themen, z.B. Tipps zu einem aufgeräumten Zuhause, zu einem erfüllten Leben und noch so einiges mehr. Schaut auf jeden Fall einmal dort vorbei, es lohnt sich! Dieser Austausch mit den Menschen gibt ihr viel. Die Familie steht voll hinter ihr, unterstützt sie in ihrem Tun. Und das ist auch nötig, die Selbständigkeit hat nämlich gerade anfangs ihren Preis. Aber wenn man weiß, wofür man das tut, ist er das wert. Sie ist diesen Schritt bewusst gegangen, hatte Lust auf diese Selbstverwirklichung, wollte ihr Geschenk an die Menschen geben, sonst hätte sie sich das immer vorgeworfen. Ich drücke Sunray die Daumen und weiß, dass diese tolle und vor Lebenslust sprühende Frau (das habe ich durch’s Telefon gehört und gespürt!) ihren Weg geht, dass sie Menschen helfen kann, ihren Weg zu gehen, indem sie Klarheit und Aufgeräumtheit im Inneren vermittelt.

Zum Schluss habe ich Sunray dann noch einige Fragen gestellt:

Hast du ein Lebensmotto?

„Spontan hätte ich fast „Nein.“ gesagt, aber eigentlich gibt es doch eine Grundeinstellung, die mich begleitet und ausmacht und die ich gerne auch anderen mit auf den Weg gebe, nämlich: Ich kann nicht wohnt meistens in der Ich will nicht Straße.“

Welche Podcasts hörst du gerne?

„Podcasts höre ich tatsächlich eher weniger kontinuierlich, sondern eher nach Bedarf und in reduzierten Dosen. Meistens sind Podcasts ja darauf aus, uns etwas beizubringen, zumindest die, die mir immer über den Weg laufen. Da ich aber nicht ständig, immer und andauernd „ernsthaft etwas lernen“ möchte, sondern auch oft einfach mal relaxen möchte, höre ich eigentlich die meiste Zeit lieber Hörbücher per OnleiheApp. Wenn ich aber einen Podacst auswählen müsste, dann wäre das zur Zeit „OrdnungHOCHzwei“ von Nadine Hirte – Entspannte Ordnung und Julia Goldberg – Agentur für Ordnung. Und nicht nur, weil ich dort auch schon zu Gast war. 😉 Hier kannst du reinhören!“

Welche Blogs inspirieren dich?

„Das wechselt – so wie bei den Podcasts – je nach Bedarf. Momentan lasse ich mich gerne auf und von Kimberly Wilson kreativ anregen und habe durch sie mit dem Art Journaling angefangen. Außerdem mag ich Fiona Ferris´ unkonventionelle und straighte Art auf http://www.howtobechic.com/ sehr gerne. Wie sie aktiv ihr Leben gestaltet und sich als Self-Publishing-Autorin ein Business aufgebaut hat, inspiriert mich allerdings total. Darum kann ich auch ihren Autoren-Kurs sehr empfehlen.“

Pflegst du Routinen?

„Auf jeden Fall! Ohne einen ruhigen Start in den Tag mit Frühstück geht bei mir gar nichts. Das wurde mir schon als Kind so näher gebracht und ich schätze das nach wie vor sehr. Ebenso brauche ich meine „gesunde Mittagspause“ mit viel Gemüse, Zerstreuung und Stretching und viele Spaziergänge in der Woche, am liebsten abends als Teil meiner Feierabendroutine.“

Welche Erfahrung / Satz / Buch etc. hat in deinem Leben die größte Veränderung bewirkt?

„Es gibt so viele wichtige persönliche Erfahrungen, die ich gemacht habe und machen musste, aber in der Kategorie „Buch“ würde ich wählen: „Coach Dich selbst, sonst coacht Dich keiner!: 101 Tipps zur Verwirklichung Ihrer beruflichen und privaten Ziele“ von Talane Miedaner  Dieses Buch habe ich zufällig direkt zu Beginn meiner Berufstätigkeit 2007 gelesen. Ein Tipp ist: Leg dir soviel Geld zurück, dass du ein Jahr nicht arbeiten gehen musst. Das verändert ungemein deinen Handlungsspielraum im Leben und so konnte ich zum Beispiel 2012 meinen beruflichen Switch machen, in Teilzeit studieren und arbeiten, mir 2016 ein Jahr Auszeit für meine Masterarbeit und zum Reisen nehmen und seit Juli 2018 meine Selbständigkeit ausprobieren.“(persönliche Anmerkung: Das Buch war vor Jahren auch für mich ein Gamechanger! Sehr empfehlenswert!)

Wann wusstest du, dass du dein Leben verändern willst / selbständig werden möchtest?

„Der Auslöser war meine Unzufriedenheit in meinem letzten Job und die Gewissheit, dass sich in der Konstellation für mich nichts ändern wird. Die Gewissheit hatte ich durch einen ein Jahr langen Versuch meinerseits, Wege zu finden, in dem Job doch irgendwie zufrieden zu werden. Aber nach einem Jahr habe ich eingesehen, dass es einfach nicht passt. Da ich schon einmal selbständig war, hatte ich wenig Berührungsängste damit, mich erneut selbständig zu machen.“
Was liest du gerade? „Mach, was Du willst: Design Thinking fürs Leben“ von Bill Burnett und Dave Evans.

Und zum Schluss wollte ich noch sagen…

„Danke für deine tollen Fragen und das angenehme Interview mit dir!“


Das kann ich absolut zurückgeben, das Interview war wirklich sehr angenehm, interessant und lustig. Ich habe dieses Interview mit Sunray am Telefon geführt, während ich auf einer Parkbank an der Pegnitz saß. Ich musste einige Male laut auflachen, die Passanten haben mich des Öfteren belustigt angeschaut, aber hey: wir hatten Spaß und ich habe einfach zurückgelächelt!

Ich hoffe, dass Ihr Sunray Dollase einmal auf ihrer Website besucht, außerdem hat sie noch weitere interessante Social-Media-Kanäle zu bieten, die Ihr Euch nicht entgehen lassen solltet – hier sind sie:

Aufgeräumte Grüße,
Eure
Petra