Interview mit Michael Klumb von minimalismus-leben: Der Weg in ein freieres und bewussteres Leben

Als ich vor einigen Jahren zum Minimalismus kam, bin ich immer wieder auf Michael Klumb gestoßen, sein Blog und seine sehr persönlichen Beiträge waren für mich sozusagen der Einstieg zu diesem Thema. Deshalb freut es mich heute besonders, dass ich ihn persönlich (am Telefon) interviewen durfte. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, die Besinnung auf das Wesentliche verbindet vorher unbekannte Menschen augenblicklich miteinander (das durfte ich auch beim 1. Minimalismus-Stammtisch in Nürnberg feststellen).

Nun seid gespannt auf Michael's Geschichte:

Michael, kannst du dich bitte mit einigen Sätzen beschreiben:

Wer bist du, wo kommst du her, was machst du?

Ich bin 36 Jahre alt, komme aus Bergisch Gladbach und bin Augenoptiker und im IT-Support für Optiker tätig. Wie definierst du Minimalismus für dich? Minimalismus hat mir zu einem freieren, selbstbestimmteren und bewusstem Leben verholfen.  Wie und wann bist du zum Minimalismus gekommen? 2011 bin ich auf das Thema gestoßen. Ich wollte Ordnung schaffen in meiner Wohnung und bin dann, nachdem ich "Simplify your Life" gelesen habe, auf ein, zwei amerikanische Blogs gestoßen und habe dann meinen eigenen gestartet. Erst danach habe ich festgestellt, dass es bereits vier bis fünf andere Blogger in diesem Bereich in Deutschland gab.

Wie reagierte dein Umfeld damals?

Eher negativ. Oder neutral. Viele haben geglaubt, dass es temporär ist und dass ich wieder zu dem Lebensstil zurück kehre, den ich vorher lebte.

Was hast du durch das Ausmisten in deinem Leben gewonnen?

Freiheit. Nicht nur in der Wohnung. Sondern auch im Kopf und im Leben. Inneres und Äußeres bedingt sich immer und mehr Platz in der Wohnung hat mir auch wieder die Sicht darauf gegeben, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Gab es je etwas, das du weggegeben und später vermisst hast? Mh, das gab es nicht wirklich. Alles was ich losgelassen habe, war eine bewusste Entscheidung. Ich wollte es weggeben und habe es daher auch nie vermisst.

Was unterscheidet dich von dem Michael von vor 10 Jahren?

Ich bin in vielen Dingen gelassener geworden. Ich genieße die Welt um mich herum noch intensiver. Ich bin ein besserer Freund und Partner geworden und innerlich gewachsen. Wie viel brauchst du / was brauchst du zum Glücklichsein? Mir sind soziale Beziehungen sehr wichtig. Außerdem ein Dach über dem Kopf, die Möglichkeit mobil zu sein und der Zugang zum Internet. Was aber über allem steht, ist Gesundheit und mir selbst auch genug sein zu können

Wie definierst du Glück?

Glück finde ich einen schwierigen Begriff. Ich würde ihn lieber mit Zufriedenheit ersetzen. Weil Glück etwas ist, was meist nur temporär und kurzlebig ist und nicht von Dauer. Zufriedenheit hat da einfach eine andere Qualität

Was fehlt dir?

Ich möchte aktuell noch deutlich an Gewicht verlieren. Dies wird mein Leben noch einmal radikal verändern, weil ich mit meinem aktuellen Gewicht viele Dinge nicht einfach so machen kann wie ich möchte. Außerdem ist man mit Übergewicht einer großen Stigmatisierung in der Gesellschaft ausgeliefert, die einen enormen Druck auslöst, über dem man nicht immer stehen kann.

Was brauchst du nicht (mehr)?

2 Händyverträge. Jedes Jahr ein neues Smartphone, Amazon Prime, eine Heimbar, eine Playstation. Außerdem brauche ich keine Menschen mehr in meinem Leben, die nicht für mich da sind, wenn es ernst wird.

Ist es bei dir daheim immer perfekt und ordentlich?

Nein, natürlich nicht. Aber das Aufräumen geht viel schneller und die Grundordnung ist natürlich viel besser als mit deutlich mehr Zeug.

Welche sind deine nächsten Ziele?

Ich möchte über das Netz noch so viel mehr teilen. Dinge die mich interessieren, Dinge die vielleicht auch andere Menschen wieder inspirieren, etwas an ihrem Leben zu ändern und zufriedener zu werden und innerlich zu wachsen.

Hast du Vorbilder? Wenn ja, wen?

Es gibt viele Vorbilder. Mein Vater, meine Mutter, meine Patentante. Aber auch Sportler oder Physiker, Innovatoren, Querdenker. Aber auch die leisen und stillen Vorbilder, die einem zeigen, was mit genug Übung und Beharrlichkeit möglich ist.

Welche Werte sind dir im Leben grundsätzlich wichtig?

Ehrlichkeit, Vertrauen, Wertschätzung und Verbindlichkeit.

Du veranstaltest regelmäßig Minimalismus-Stammtische, was war die Idee dahinter?

Die Idee dahinter ist, dass ich, nachdem ich die jährlichen Minimalismus -Treffen ins Leben gerufen hatte, dies auch gerne lokal und regelmäßiger machen wollte. Seit gut 4 Jahren organisiere ich einen monatlichen Stammtisch in Köln. Die Termine findet man immer unter www.minimalismus-stammtisch.de . Es geht darum, dass man sich regelmäßig mit Gleichgesinnten austauschen kann - und zwar auch an einem realen Ort und nicht nur im Internet.

Welche Menschen triffst du dort?

Ganz unterschiedliche. Menschen zwischen 18 und 65 Jahren mit verschiedenen Schwerpunkten. Von Zero Waste über Transitiontown und Foodsharen bis hin zu DIY-Menschen gibt es ein breites Spektrum. Der Austausch ist unglaublich anregend und vielseitig. 

Pflegst du Rituale (z.B. zum Ordnung halten)? Wenn ja: Magst du uns einige nennen?

Aktuell sind die Rituale etwas in den Hintergrund gerückt, aber ich habe vom Miracle Morning bis hin zu regelmäßigem Qigong und Autogenem Training schon viel umgesetzt. Bin aber nicht immer dabei geblieben.

Denkst du, dass Minimalismus nur ein Trend dieser hektischen Zeit ist?

Nein, Minimalismus ist nur ein Wort für Menschen, die mehr zu sich selber finden wollen, die wieder mehr Zeit und Geld in Momente investieren und sich vom Konsum lösen möchten. Dies hat es immer gegeben und das wird auch weiter bestehen. Vielleicht nicht unter diesem Namen und vielleicht auch nicht mit diesem medialen Interesse, aber Minimalismus wird bleiben.

Hast du ein Lebensmotto?

Nein

Welche Erfahrung / Satz / Buch ect. hat in deinem Leben die größte Veränderung bewirkt?

Der "Alchimist" von Paulo Coelho / Jemand, der seiner Bestimmung folgt und sich nicht abwendet wird letztlich belohnt werden.

Was liest du gerade?

Ein Buch übers Podcaster.

Wo findet man dich virtuell?

www.minimal-kon.de
www.minimalismus-leben.de
www.minimalismus-Podcast.de
www.minimalismus-Stammtisch.de

Und zum Schluss wollte ich noch sagen...

Danke, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, in dem Interview ein wenig über meine Ansichten zum Minimalismus zu sagen !

Vielen Dank an Michael, dass er uns hier Einblicke über seinen Weg zum Minimalismus gegeben hat!


Aufgeräumt in den Frühling - und was haben Frösche damit zu tun?

Ich bin frühlingsreif! Und wie! Endlich wieder grün statt grau, Vogelgezwitscher statt Stille in der Früh, Sonne statt Dunkelheit, Sonnenbrille statt Schal...Ich könnte hier noch endlos aufzählen, warum ich den Frühling nun brauche! Weil ich ihn liebe! Wenn die Welt gefühlt wieder zum Leben erwacht, alle Menschen positiv und gut gelaunt gestimmt sind, mehr lächeln, einfach besser drauf sind. Ich will wieder mehr raus in die Natur, das Laufen macht bei diesem Wetter wieder mehr Spaß. Es ist eben MEHR Leben. Zumindest fühle ich mich lebhafter zu dieser Zeit. Und jetzt ist es dann auch endlich genug mit dem Winter, wobei der ja Anfang Februar oft erst noch einmal so richtig ausbricht. Aber sobald es die ersten Tulpen zu kaufen gibt und sie meine Räume bunter machen, BRAUCHE.ICH.DEN.FRÜHLING!

Immerhin heiße ich ihn daheim dann angemessen willkommen, weshalb es vielleicht auch gut ist, dass mir noch ein paar Tage der Vorbereitung vergönnt sind. Zu tun gibt es nämlich nach dem Winter daheim genug. Alle Fenster putzen, alte Winterdeko verstauen, neue Blumen in die Blumenkästen pflanzen... Um in diesem Jahr angemessen und leicht in die Jahreszeit zu starten, habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht! Jeden Tag soll etwas getan werden - und zwar nur eine klitzekleine Kleinigkeit, die dann in Summe ein aufgeräumtes und frühlingsfittes Haus ergeben. Klingt doch machbar, oder? Ich bin ja ohnehin ein Fan der kleinen Schritte - nicht gleich einen Marathon am Stück laufen - sondern nach und nach 42195 m. Somit kommt man entspannt ans Ziel - es dauert zwar länger aber dafür kommt man wenigstens auch dort an. Und gibt nicht vorher frustriert und erschöpft auf!

Wie soll nun mein Plan aussehen? Da ich ein großer Fan von Challenges bin, dachte ich also spontan an so etwas. Zuerst eine Liste mit allen nötigen und anfallenden Arbeiten erstellen. Seit einigen Jahren arbeite ich mit der von mir erstellten Liste "küss' den Frosch", das muss ich hier wohl einmal kurz erläutern.

Küss' den Frosch!

Die Idee stammt aus dem Buch Eat that frog von Brian Tracy.amazon beschreibt es folgerndermaßen: „Es gibt ein altes amerikanisches Sprichwort "Eat the Frog", das inetwa besagt: Wenn man morgens nach dem Aufstehen als erstes einen lebendenFrosch verspeist, kann man beruhigt durch den Tag gehen und darauf vertrauen, dassdies schon das Schlimmste war, was einem an diesem Tag passieren konnte. Imübertragenen Sinne: Wer jeden Tag mit der schwierigsten und wichtigsten Aufgabebeginnt und diszipliniert arbeitet, wird Erfolg haben und Meister seines Lebens sein.“

Ich behaupte nun sogar, dass der Frosch eben nicht verspeist werden sollte, sonderndass man ihn sogar küssen sollte, deshalb "küss den Frosch". Die Einstellung, die man dieser einen Aufgabe somit entgegenbringt, ist nicht widerwilligund negativ - sondern im Gegenteil - positiv und als nötiger und guter Schritt zu sehen,wieder eine Stufe näher zum Erreichen des Zieles zu kommen. Und das eben Tag für Tag. Jeden Tag einen kleinen persönlichen Erfolg erzielen mit der Gewissheit, seinem Ziel wieder ein Stückchen näher gekommen zu sein.

Meistens sind Ziele nämlich viel zu groß gesteckt (z.B. oben genannten Marathon laufen, 20 kg Gewicht abnehmen, das ganze Haus ausmisten, eine neue Sprache lernen, ein Projekt startenusw.), so dass man gar nicht weiß, wo man anfangen sollte - und es deshalb auch gleich einmal sein lässt. Oder nach einer kurzen Anfangseuphorie frustriert aufgibt und an sich selbst, seiner Disziplin und Durchhaltekraft zweifelt und das (schweißnasse) Handtuch in die Ecke wirft.
Deshalb unterteile ich dieses Ziel nun in viele kleine Etappen, die - jede für sich - nicht zu schwer und unangenehm sind - sondern einfach machbar. Glaube mir, nichts motiviert mehr, als täglich einen Punkt auf dieser Liste abzuhaken. Dadurch kann man seine Fortschritte auch visuell verfolgen. Du schaffst dir also dein persönliches, tägliches Erfolgserlebnis und das Gefühl, dem Ziel wieder ein Stück näher gekommen zu sein. Ich erledige solche Dinge am liebsten gleich frühmorgens (habe ich schon erwähnt, dass ich ein begeisterter Frühaufsteher bin und solche Dinge gerne gleich um 5 Uhr am Schreibtisch erledige? Zum Beispiel das Schreiben von Blogartikeln oder das Entwickeln des Konzeptes zu "Die Aufräumerei"...). Der große Vorteil an dieser morgendlichen Routine ist nämlich, dass egal, was an diesem Tag sonst noch passiert, ich meine Aufgabe des Tages schon erledigt habe. Und ich kenne mich schließlich sehr gut: Ich bin sehr erfinderisch was Ausreden betrifft! Das kommt dir vielleicht bekannt vor: "Abends bin ich einfach zu müde, jetzt kann ich mich nicht mehr hinsetzen und schreiben/zum Sport gehen/malen/basteln...(ergänze Projekt X in deinem Leben), ich kann mich ja gar nicht mehr konzentrieren, das mache ich dann morgen" (kleiner Tipp am Rande: MORGEN kommt NIE!).

Am besten kann ich dies nun wohl praktisch an meiner Frühjahrsputzaktion demonstrieren!Ich habe mir nun vorerst alle Aktionen aufgeschrieben, die mir spontan eingefallen sind. Die Reihenfolge ist hier überhaupt nicht entscheidend, das ist vielleicht auch das schöne für mich an diesem System - letztendlich erledige ich ja alles. Nur eben dann, wann ich möchte. D.h. ich picke mir täglich eine Aufgabe von der Liste raus und erledige sie. Nicht die Aufgabe 1, dann die 2, dann die 3 usw. Vielleicht habe ich ja heute überhaupt keine Lust zum Fenster putzen oder es regnet, dann wäre mein innerer Schweinehund sehr erfreut, weil er dann eine super Ausrede parat hätte, warum er nicht aktiv werden muss. Wenn ich dann jedoch mit einer Aufgabe aufwarte, die mir jetzt echt Spaß macht, ist die Chance viel höher (nämlich 100 %), dass ich diese Aufgabe dann auch erledige. Und glaubt mir: noch ein Vorteil dieser Liste für mich ist das Abhaken an sich. Wie oft tue ich Dinge noch gleich mit, weil ich dann mehr abhaken kann? Weil ich eh schon beim Fenster putzen bin und ich das Küchenfenster auch noch schnell mit machen kann.

Weil ich eben drin bin im Flow!

So, nun ist also klar, was Frühlingsputz mit Fröschen zu tun hat ;)Ich stelle jetzt meine Liste fertig, einige Punkte sind mir inzwischen noch eingefallen! Schließlich will ich am 20. März 2019 fertig sein - also Laptop weg und los geht's!

Und wann startest du? Was steht auf deiner Liste?

Wann küsst du all' die Frösche?


Sortierte Unterlagen - sortiertes Leben?

Die Basis jeder gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb.
Kurt Tucholsky

Vorsicht, jetzt wird es bizarr: Ich liebe meine Ablage! Klingt das komisch in deinen Ohren? Ja? Ok, vielleicht bin ich in diesem Punkt etwas seltsam, zugegebenermaßen sehr seltsam sogar. Aber das versteht wahrscheinlich nur jemand, der selbst gerne sortiert, es schön findet, wenn Dinge abgeheftet und ordentlich an ihrem Platz liegen, so dass man sich keine Gedanken hierzu machen muss.

Das war nicht immer so. Früher hatte ich oft tage- oder wochenlang eingehende Post in einem eigens dafür vorgesehenen Ablagefach angehäuft, wollte "bei Gelegenheit" alles zusammen abheften, damit es sich lohnt. Aber je größer der Berg wurde, desto weniger Lust verspürte ich, diesen Berg anzusehen, anzugehen und abzuarbeiten. Irgendwann kam dann die Bearbeitung der fälligen Steuererklärung und schließlich musste ich mich mit diesem mittlerweile schon als Mittelgebirge angewachsenem Gebilde auseinandersetzen.

Was war hier nicht alles zu finden? Kontoauszüge (zum Teil noch in Umschlägen und ungeöffnet), Anschreiben von Versicherungen, die mich auf eine Beitragserhöhung hinwiesen, Renteninformationen, Werbung, Postkarten und Briefe (ja, so etwas gibt es noch und ich verschicke sie sogar selbst sehr gerne), Notizzettel, To Do-Listen von längst abgearbeiteten Projekten, selbst gemalte Bilder meines Sohnes, ausgedruckte (und noch nicht nachgekochte) Rezepte ... Unendlich viel Zeugs, das durchgesehen werden musste. Was soll ich sagen! Die vorher vermeintlich eingesparte Zeit, in der ich alles nur in die Ablage gelegt habe, war hier schließlich doppelt und dreifach nötig. Also von wegen Zeit gespart! Eine Grundordnung musste her. Ich nahm mir vor, gerade für die Erstellung der Lohnstuererklärung (die nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt) in Zukunft alle Unterlagen beisammen an einem Ort zu sammeln. Aber warum nur diese? Warum nicht gleich einen Rundumschlag durch alle Ordner machen und ein für allemal Ordnung schaffen?

Einmal muss man also tatsächlich in den sauren Apfel beißen, dafür hat man danach seine Ruhe. Ich habe also pro Thema einen Ordner angelegt. In meinem Fall waren das:

  • Haus
  • Versicherungen
  • Bank
  • Kind
  • Persönlich
  • Arbeit

Anschließend wurden alle vorhandenen, schon abgehefteten Unterlagen aus den Ordnern genommen und anhand dieser großen Kategorien aufgeteilt. Erst einmal nur grob und auf Häufchen, dazu kamen dann die Unterlagen aus dem Ablagefach. Hier bin ich einfach Blatt für Blatt vorgegangen.

Kontoauszüge hebe ich grundsätzlich nicht mehr auf, ich mache seit Jahren Online-Banking und überprüfe regelmäßig alle Bewegungen auf dem Konto. D.h. mir entgeht keine Unregelmäßigkeit - längst gekündigte Mitgliedschaften bei Vereinen, gekündigte Versicherungen, Doppelbuchungen usw. entgehen meinem gewieften Auge nicht. Hierfür ist es natürlich von großem Vorteil, dass ich alle Beträge für Versicherungen, Strom, Wasser, Verträge usw. im Kopf habe. Da die Banken ja wiederum verpflichtet sind, alles noch jahrelang nachzuweisen, ist es für mich persönlich nicht nötig, diese aufzuheben. Natürlich ist es für die Steuererklärung oft verpflichtend, einen Nachweis in Form eines Kontoauszuges vorzulegen, aber der wird dann eben bei Bedarf ausgedruckt. Somit wurden alle Kontoauszüge bei der Bank abbestellt, was wiederum sogar noch Geld spart (neben Ressourcen und Platz in meinen übersichtlichen Ordnern). Deckblätter für Verträge habe ich entsorgt, genauso wie alte Versicherungsverträge, letztendlich gilt ja immer nur der aktuellste. Hier ist es aber immens wichtig, wenn ein neuer ins Haus flattert, diesen gleich zu überprüfen, ob sich nicht ein Fehler eingeschlichen hat.

Wenn nicht, kann das alte Dokument weg, so dass ich in der Regel immer nur den neuesten und gültigen Vertrag aufhebe. Hier ist wiederum auch die Versicherung in der Aufbewahrungspflicht.

FALLS ich doch einmal einen Nachweis eines alten Dokuments benötigen sollte, schicke ich der Versicherung / Bank / Verein etc. eben eine Mail oder rufe an, damit ich eine Kopie erhalte. Aber das kam noch nie vor! Also für alle, die jetzt innerlich schreien und sagen: "Aber was, wenn ich das doch einmal brauchen sollte, was dann? Dann habe ich es weggeschmissen und muss es mühsam wieder beschaffen!" Tja, eins sei gewiss: dann wird die Welt sicher nicht untergehen, denn das meiste ist in der Regel wieder beschaffbar.

Nach der groben Aufteilung auf die "big six" (Ordner) habe ich mir nun jeden einzelnen Ordner vorgeknöpft. Der Ordner Versicherung wurde somit unterteilt in die einzelnen Bereiche, zu finden sind hier z.B. Haftpflichtversicherung, Kranken-/Pflegeversicherung usw.Beispiele für Haus sind: Strom, Wasser, Telefon, sonst. Nebenkosten usw.Der persönliche Ordner beinhaltet (wie schon der Name persönlich ausdrückt) eben persönliche, sonst nicht zuzuordnende Unterlagen, so z.B. Handyvertrag, Urkunden, amtliche Dokumente, Steuerunterlagen, Abos usw. Bank, Kind und Arbeit sind ebenfalls selbsterklärend, oder?

So verschwanden nach und nach alle einzelnen Dokumente in die von mir bestimmten und schön beschrifteten Register. Auf den Ordnerrücken kam zum Abschluss noch eine schöne Beschriftung (Haus: Strom, Wasser, Telefon...), so dass ich von außen gleich sehen kann, was drin ist. Das erspart wirklich jedes unnötige Suchen. Mein insgeheimes Ziel war es, meinen Sohn in unser Büro zu schicken und ihn ein Dokument holen zu lassen (ok, das habe ich noch nicht gemacht, da ich selbst gerne meine Ordner aufschlage und das Benötigte heraushole, aber ich wüsste, dass er es nun auf Grund der Ordnung finden würde!). Was für ein Gefühl ;)Sonstige Unterlagen meiner Ablage wurden ebenfalls abgeheftet/verteilt/vernichtet. Bilder meines Sohnes wanderten zum Beispiel in die Kiste Kunstwerke. Rezepte kamen in den Rezepteordner in der Küche (bzw. in den Mülleimer, weil ich sie ohnehin nie nachkochen werde). Alte To Do-Listen wurden weggeschmissen oder übertragen. Somit verschwand jedes einzelne Blatt aus der Ablage, alles hat nun seinen Platz oder leistet dem Mülleimer Gesellschaft. Der war übrigens ein großer Freund bei dieser Aufräumaktion!

Natürlich kostet das einmal wirklich Zeit und Mühe, aber wirklich nur einmal. Wenn einmal eine Grundordnung vorhanden ist, ist es ein Leichtes, diese beizubehalten, weil es einfach einfach ist.

Wie behalte ich die Ordnung nun bei?
Eine meiner Routinen (dazu wird es auf jeden Fall bald einen Blogartikel geben) ist das regelmäßige Abheften von gesammelten Unterlagen - das steht jeden Freitag auf dem Programm. Da ich es wirklich JEDEN Freitag mache, ist das Häufchen nie groß. Oft hefte ich es sogar gleich nach dem Posteingang schon ab - bevor ich es erst in die Ablage lege. Somit ist es quasi ein Selbstläufer, der pro Woche keine 5 Minuten braucht. Vom Suchen und Finden ganz zu schweigen, ich genieße es sehr, bei Bedarf schnell das Richtige zu finden.

Wie handhabst du das? Bist du ähnlich strukturiert und ordnungsliebend? Welche Routinen hierzu pflegst du?

Lass' es mich gerne in den Kommentaren wissen!


Minimalismus Teil 2

Im letzten Beitrag berichtete ich über meine Anfänge und wie ich zum Minimalismus kam, was mich inspirierte, was ich suchte, was ich loswerden wollte. Ich wollte und will #einfachleben, also mein Leben vereinfachen. Dazu gehören mittlerweile immer weniger Dinge. Menschen und Momente sind es, die mich bereichern, die mich glücklich machen. An sie erinnere ich mich gerne, sie zaubern mir mehr Lächeln ins Gesicht als alles andere. Das heißt aber demzufolge nicht, dass ich gar keine Dinge mehr besitzen möchte. Nein, im Gegenteil. Aber die Gegenstände, die es "schaffen", in meinem Leben zu bleiben, sind dafür umso kostbarer. An ihnen hängt mein Herz. Mich mit ihnen zu umgeben ist wertvoll, sie bereichern mein Herz, mein Haus, mein Leben. Denn sie wurden quasi auserwählt, auserkoren aus so vielen vormals vorhandenen Sachen, die da mein Dasein bereicherten. Das Gefühl, durch die Räume zu schlendern und nur noch von Lieblingsgegenständen umgeben zu sein ist unbeschreiblich. Ich will es trotzdem versuchen, obwohl man dies schwerlich in Worte fassen kann. Herzensdinge, die mich glücklich machen, weil sie eine Rolle in meiner Realität spielen. Dinge aus der Vergangenheit, die mich auch in Zukunft umgeben sollen, weil sie mir ein gutes Gefühl geben. Diese zu betrachten und zu spüren gibt Kraft. Keine negativen Erinnerungen sind damit verwoben. Jedes Etwas an seinem dafür bestimmten Platz, den ich dafür bestimmt habe.

Deshalb ist nun auch das Aufräumen an sich kein großer Akt mehr. Es muss nicht mehr überlegt werden, wohin damit. Der Platz ist klar definiert. Somit können Gegenstände nach Gebrauch einfach wieder zurückgeräumt werden, ohne von A nach B verschoben zu werden. Das ist für mich die größte Erleichterung an dieser Lebensform Minimalismus. Wenige, für mich wichtige Dinge besitzen, die alle ihren festen Platz haben und dort nach Benutzen wieder verstaut werden können. So dass die Ordnung wieder gewahr ist. Scheinbar beruhigt das meinen Kopf und auch mein Herz. Um diese Dinge muss ich mir dann keine Gedanken mehr machen, kann mich beruhigt auf das Wesentliche konzentrieren. Mich entspannen, lesen, spazieren gehen... So kann man wertvolle Zeit doch wahrlich sinnvoller nutzen, oder? Ist Zeit denn nicht das wertvollste Gut überhaupt? Sie kommt nicht wieder, verrinnt unwiderbringlich. Aus ihr das Schönste und Beste zu machen ist mein Lebensziel. Und mein Tool dafür ist der Minimalismus.


Regal

Wie Minimalismus mein Leben veränderte (Teil 1)

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit dem Lebensstil des Minimalismus. Es gibt verschiedene Definitionen in der "Szene", ich glaube ja, dass ihn jeder für sich anders definiert. Und genau das ist ja auch das Spannende daran.

Denn schließlich gibt es nicht DIE eine Form, mit der man sein Leben glücklich führen kann. Was für den einen zu wahrem Glück auf Erden führen kann, mag für den nächsten der wahre Alptraum sein. Und genau um das Glück & sein Leben selbst zu gestalten geht es meiner Meinung nach. Sich nicht als Opfer des Schicksals & der Umstände zu sehen, sondern aktiv ins Handeln zu kommen, sein Leben selbstbestimmt zu leben. Das setzt allerdings voraus, dass man sich selbst fragt, was man im Leben wirklich will.

  • Auf was will ich später einmal zurückblicken
  • welche Momente und Erlebnisse will ich erleben
  • an welche Erinnerungen möchte ich mit Stolz und Liebe zurückdenken
  • was will ich hinterlassen
  • wie kann ich mich jetzt schon selbst verwirklichen
  • ...

Wir bereuen nicht die Dinge, die wir getan haben, sondern die, die wir nicht getan haben. Was will ich also nicht bereuen in meinem Leben? Ich möchte immer alles versucht haben, wenn es nicht klappt, muss ich es mir später nicht vorwerfen. Manche Dinge sollen vielleicht einfach nicht sein, wenn es diese Türe nicht ist, ist es die nächste. Aber an keiner Tür zu rütteln kann auch nicht der richtige Weg sein, oder? Zu warten, bis die Türe durch Zauberhand geöffnet ist während ich auf der Couch sitze ist definitiv NICHT mein Weg. Ich will mein Leben aktiv leben, selbst Schritt für Schritt an meine mir selbst gesteckten Ziele & Grenzen (und darüber hinaus) gehen.
Hierbei war und ist der Minimalismus mein Schlüssel! Einfach leben, Dinge einfach machen. Das Motto: Mach's einfach ist inzwischen zu meinem Lebensmotto geworden! Ich mag diese Doppeldeutigkeit, es drückt genau das aus, was ich fühle! Einfach im Sinne von leicht, umkompliziert, schlicht - also wenige Dinge, die dafür aber multifunktionell sind und mich glücklich machen. Mach's einfach als Aufforderung an mich, Dinge anzupacken, nichts aufzuschieben, nicht solange alle Nachteile und evtl. Komplikationen überdenken - sondern das tun, was mich glücklich macht. Oder was mich langfristig glücklich macht.
Deshalb mussten so viele Dinge aus meinem Leben gehen - sie machten mich nicht oder nicht mehr glücklich. Aber was macht es für einen Sinn, mich mit Sachen zu umgeben, die mir kein gutes Gefühl geben, die mich sogar im Gegenteil ständig an Unerledigtes erinnern, mir ein schlechtes Gewissen machen, da ich sie vielleicht viel zu teuer gekauft habe und nun in der Ecke stehen lasse, Gegenstände, die mich an jemanden erinnern, an den ich aber nicht ständig erinnert werden möchte, weil der Mensch keine große Rolle mehr in meinem Leben spielt. Unliebsame Geschenke, die ich einmal bekam und nun schweren Herzens aufbewahre, obwohl sie mich nicht erfreuen. Zu viele Dinge, die mein Leben verstopfen, meine Energie rauben. Denn ständig musste ich Dinge von A nach B räumen, ich war gefühlt nur noch mit Aufräumen beschäftigt. Und das neben Alltag und Kind und Job....

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