Als ich vor einigen Jahren zum Minimalismus kam, bin ich immer wieder auf Michael Klumb gestoßen, sein Blog und seine sehr persönlichen Beiträge waren für mich sozusagen der Einstieg zu diesem Thema. Deshalb freut es mich heute besonders, dass ich ihn persönlich (am Telefon) interviewen durfte. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, die Besinnung auf das Wesentliche verbindet vorher unbekannte Menschen augenblicklich miteinander (das durfte ich auch beim 1. Minimalismus-Stammtisch in Nürnberg feststellen).

Nun seid gespannt auf Michael’s Geschichte:

Michael, kannst du dich bitte mit einigen Sätzen beschreiben:

Wer bist du, wo kommst du her, was machst du?

Ich bin 36 Jahre alt, komme aus Bergisch Gladbach und bin Augenoptiker und im IT-Support für Optiker tätig. Wie definierst du Minimalismus für dich? Minimalismus hat mir zu einem freieren, selbstbestimmteren und bewusstem Leben verholfen.  Wie und wann bist du zum Minimalismus gekommen? 2011 bin ich auf das Thema gestoßen. Ich wollte Ordnung schaffen in meiner Wohnung und bin dann, nachdem ich „Simplify your Life“ gelesen habe, auf ein, zwei amerikanische Blogs gestoßen und habe dann meinen eigenen gestartet. Erst danach habe ich festgestellt, dass es bereits vier bis fünf andere Blogger in diesem Bereich in Deutschland gab.

Wie reagierte dein Umfeld damals?

Eher negativ. Oder neutral. Viele haben geglaubt, dass es temporär ist und dass ich wieder zu dem Lebensstil zurück kehre, den ich vorher lebte.

Was hast du durch das Ausmisten in deinem Leben gewonnen?

Freiheit. Nicht nur in der Wohnung. Sondern auch im Kopf und im Leben. Inneres und Äußeres bedingt sich immer und mehr Platz in der Wohnung hat mir auch wieder die Sicht darauf gegeben, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Gab es je etwas, das du weggegeben und später vermisst hast? Mh, das gab es nicht wirklich. Alles was ich losgelassen habe, war eine bewusste Entscheidung. Ich wollte es weggeben und habe es daher auch nie vermisst.

Was unterscheidet dich von dem Michael von vor 10 Jahren?

Ich bin in vielen Dingen gelassener geworden. Ich genieße die Welt um mich herum noch intensiver. Ich bin ein besserer Freund und Partner geworden und innerlich gewachsen. Wie viel brauchst du / was brauchst du zum Glücklichsein? Mir sind soziale Beziehungen sehr wichtig. Außerdem ein Dach über dem Kopf, die Möglichkeit mobil zu sein und der Zugang zum Internet. Was aber über allem steht, ist Gesundheit und mir selbst auch genug sein zu können

Wie definierst du Glück?

Glück finde ich einen schwierigen Begriff. Ich würde ihn lieber mit Zufriedenheit ersetzen. Weil Glück etwas ist, was meist nur temporär und kurzlebig ist und nicht von Dauer. Zufriedenheit hat da einfach eine andere Qualität

Was fehlt dir?

Ich möchte aktuell noch deutlich an Gewicht verlieren. Dies wird mein Leben noch einmal radikal verändern, weil ich mit meinem aktuellen Gewicht viele Dinge nicht einfach so machen kann wie ich möchte. Außerdem ist man mit Übergewicht einer großen Stigmatisierung in der Gesellschaft ausgeliefert, die einen enormen Druck auslöst, über dem man nicht immer stehen kann.

Was brauchst du nicht (mehr)?

2 Händyverträge. Jedes Jahr ein neues Smartphone, Amazon Prime, eine Heimbar, eine Playstation. Außerdem brauche ich keine Menschen mehr in meinem Leben, die nicht für mich da sind, wenn es ernst wird.

Ist es bei dir daheim immer perfekt und ordentlich?

Nein, natürlich nicht. Aber das Aufräumen geht viel schneller und die Grundordnung ist natürlich viel besser als mit deutlich mehr Zeug.

Welche sind deine nächsten Ziele?

Ich möchte über das Netz noch so viel mehr teilen. Dinge die mich interessieren, Dinge die vielleicht auch andere Menschen wieder inspirieren, etwas an ihrem Leben zu ändern und zufriedener zu werden und innerlich zu wachsen.

Hast du Vorbilder? Wenn ja, wen?

Es gibt viele Vorbilder. Mein Vater, meine Mutter, meine Patentante. Aber auch Sportler oder Physiker, Innovatoren, Querdenker. Aber auch die leisen und stillen Vorbilder, die einem zeigen, was mit genug Übung und Beharrlichkeit möglich ist.

Welche Werte sind dir im Leben grundsätzlich wichtig?

Ehrlichkeit, Vertrauen, Wertschätzung und Verbindlichkeit.

Du veranstaltest regelmäßig Minimalismus-Stammtische, was war die Idee dahinter?

Die Idee dahinter ist, dass ich, nachdem ich die jährlichen Minimalismus -Treffen ins Leben gerufen hatte, dies auch gerne lokal und regelmäßiger machen wollte. Seit gut 4 Jahren organisiere ich einen monatlichen Stammtisch in Köln. Die Termine findet man immer unter www.minimalismus-stammtisch.de . Es geht darum, dass man sich regelmäßig mit Gleichgesinnten austauschen kann – und zwar auch an einem realen Ort und nicht nur im Internet.

Welche Menschen triffst du dort?

Ganz unterschiedliche. Menschen zwischen 18 und 65 Jahren mit verschiedenen Schwerpunkten. Von Zero Waste über Transitiontown und Foodsharen bis hin zu DIY-Menschen gibt es ein breites Spektrum. Der Austausch ist unglaublich anregend und vielseitig. 

Pflegst du Rituale (z.B. zum Ordnung halten)? Wenn ja: Magst du uns einige nennen?

Aktuell sind die Rituale etwas in den Hintergrund gerückt, aber ich habe vom Miracle Morning bis hin zu regelmäßigem Qigong und Autogenem Training schon viel umgesetzt. Bin aber nicht immer dabei geblieben.

Denkst du, dass Minimalismus nur ein Trend dieser hektischen Zeit ist?

Nein, Minimalismus ist nur ein Wort für Menschen, die mehr zu sich selber finden wollen, die wieder mehr Zeit und Geld in Momente investieren und sich vom Konsum lösen möchten. Dies hat es immer gegeben und das wird auch weiter bestehen. Vielleicht nicht unter diesem Namen und vielleicht auch nicht mit diesem medialen Interesse, aber Minimalismus wird bleiben.

Hast du ein Lebensmotto?

Nein

Welche Erfahrung / Satz / Buch ect. hat in deinem Leben die größte Veränderung bewirkt?

Der „Alchimist“ von Paulo Coelho / Jemand, der seiner Bestimmung folgt und sich nicht abwendet wird letztlich belohnt werden.

Was liest du gerade?

Ein Buch übers Podcaster.

Wo findet man dich virtuell?

www.minimal-kon.de
www.minimalismus-leben.de
www.minimalismus-Podcast.de
www.minimalismus-Stammtisch.de

Und zum Schluss wollte ich noch sagen…

Danke, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, in dem Interview ein wenig über meine Ansichten zum Minimalismus zu sagen !

Vielen Dank an Michael, dass er uns hier Einblicke über seinen Weg zum Minimalismus gegeben hat!