Sitzende Frau mit Buch

Heute darf ich euch die wunderbare Thekla Wilkening vorstellen. Falls Ihr Thekla noch nicht kennen solltet: kein Problem! Denn das ändert sich zum Glück heute! Ich habe vor einiger Zeit ihr Buch „Das Bio-Pizza Dilemma“ gelesen und es hat mich schwer beeindruckt und mein Konsumverhalten nachhaltig verändert! Das wäre ein Buch, das ich als Schullektüre vorschlagen würde! Schaut euch gerne noch einmal den Beitrag bei Auserlesenes vom Januar 2022 dazu an! Da der Februar ja ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit bei mir steht, bat ich Thekla kurzerhand um ein Interview und ich freue mich sehr, diese Antworten nun mit euch teilen zu dürfen!

Wer bist du? 

Ich bin Thekla, 34 Jahre alt und Autorin und Aktivistin. 

Stelle bitte kurz deine Mission vor und wie es dazu kam!

Meine Mission ist es, einen nachhaltigen Wandel in der (Mode-)Welt voranzubringen. Die beiden größten Probleme sind für mich, dass wir die Arbeiter:innen entlang der Lieferketten zu 98 Prozent nicht fair bezahlen und dass in der Industrie so unglaublich viel Müll entsteht, durch Kleidung die nicht (mehr) getragen wird. Ich liebe Mode und das Wissen über diese Schattenseiten hat mich dazu gebracht, für Veränderungen einzustehen. 

Wann wusstest du, dass du JETZT losgehen willst, um es zu verwirklichen?

Da war ich noch sehr jung, gerade einmal siebzehn Jahre alt. Nach dem Abitur habe ich mich dafür entschieden, eine Ausbildung zur Bekleidungstechnischen Assistentin zu machen, um erstmal einen Einblick in die Industrie zu bekommen. 

Frau mit Blumenstrauß

Was war der ausschlaggebende Faktor?

Ich habe schnell verstanden, dass dies kein Problem ist, dass nur in der Modeindustrie vorherrscht, sondern dass diese Ungleichheit einen großen Teil unseres Systems ausmacht. Mode ist für mich das, wo ich konkret Veränderungen vorantreiben kann, steht aber für etwas viel Größeres. 

Gab es anfangs Hindernisse? Wenn ja, wie hast du diese überwunden?

Unsere Gesellschaft sieht Mode als etwas sehr oberflächliches, das macht es auf verschiedenen Ebenen schwer, tiefgreifende Veränderung voranzubringen. Es ist etwas anderes, als wenn ich mich für verpackungsfreie oder pestizidfreie Lebensmittel einsetze, da ist den Menschen sofort klar, warum. In der Mode denken viele: “Ach, das sieht doch alles nur hübsch aus, welcher Schaden soll denn da entstehen?” Dass jährlich 180 Milliarden (ja, Milliarden!)  Kleidungsstücke produziert werden, weiß kaum jemand. 

Was unterscheidet dich von anderen Bloggerinnen/Autoren zu dem Thema?

Ich betrachte das ganze Thema Nachhaltigkeit holistisch. Ich arbeite viel im Bereich Mode, in unserem Buch, meinen Texten oder Interviews geht es aber auch darum, dass wir unser Leben insgesamt nachhaltig gestalten müssen und der Wandel dann von alleine kommt. Ein einfaches Beispiel: wenn ich mich selbst zu viel Stress aussetze werde ich zwangsläufig kompensieren, für die meisten Menschen bedeutet das konsumieren. Alkohol, Süßigkeiten, Shopping – alles Dinge die in Maßen natürlich völlig fein sind, die, wenn sie aber als Ersatz zu einem ausgeglichenen Leben genutzt werden, schädlich für mich selbst und unser ganzes Ökosystem sind. Deswegen ermutige ich Menschen dazu, Nachhaltigkeit anders zu begegnen: wenn ich mich in meinem Leben wohl fühle, fällt es mir leichter, etwas für die Umwelt und andere Menschen zu tun, bzw. tue ich es automatisch. 

Sitzende Frau

Welche 3 Tipps kannst du Menschen geben, die nachhaltiger leben wollen?

Ich rate immer damit anzufangen, sich einen Überblick zu verschaffen, zum Beispiel mit einem Konsumtagebuch: Was kaufe ich und warum? Damit kann ich leicht herausfinden ob ich Käufe aus Frust, Belohnung oder wirklich bewusst mache. Das ist gut für die Umwelt aber auch für mich selbst, mein eigenes Selbstwertgefühl und natürlich auch den Geldbeutel. Gleichzeitig zeigt sich damit auch, in welchem Bereich am meisten Impact zu schaffen ist. Kaufe ich beispielsweise viel Kosmetik, lohnt es sich, Informationen zu sammeln und auf faire, nachhaltige Produkte umzusteigen. Nutze ich eh nur Seife und Mascara, dann hat es natürlich einen kleinen Impact und kann erst einmal so bleiben wie es ist. Für den einen ist es das Bad, für die anderen die Küche oder der Kleiderschrank. Dann ist der wichtigste Tipp, dass es um die Politik der kleinen Schritte geht. Ja, wir haben nicht viel Zeit, vielleicht auch gar keine mehr, aber es bringt nichts, wenn wir deshalb verzweifelt den Kopf in den Sand stecken oder an unserem eigenen Perfektionismus scheitern. Entscheidender ist, dass wir mit unseren kleinen Schritten Vorbilder für unsere Freunde und Familie werden können. Lokales Gemüse unverpackt vom Markt, Gemüselasagne statt Bolo, Fahrrad statt Auto. Wenn wir zeigen, was möglich ist, inspirieren wir andere. Und Inspiration ist das, was der Nachhaltigkeit aktuell fehlt. 

Welche Pläne für die Zukunft hast du?

Ich halte nicht viel von Plänen, ich versuche eher mit dem Flow zu gehen und auf mein Gefühl zu hören. Das hat bisher auch immer sehr gut funktioniert. 

Wo findet man dich? (Website, Instagram, Facebook usw.) Und wo im wirklichen Leben?

Ich lebe seit einem Jahr in Rostock, weil ich die Ostsee sehr liebe. 

Meine Website ist www.theklawilkening.de und auf Instagram findet ihr mich ebenfalls unter @thekla_wilkening

Gibt es bei all den Büchern, die du gelesen hast, das EINE Buch, das dein Leben verändert hat?

Mit Sicherheit “Die unendliche Geschichte”. Mein Sohn hört das Hörbuch jetzt auch schon und liebt es und all die philosophisches Lebensweisheiten, die darin versteckt sind, offenbaren sich immer weiter mit jeder Erfahrung, die ich in meinem eigenen Leben mache. 

Gibt es DIE eine Routine, die du täglich anwendest?

Nein, so gar nicht. 

Hast du ein Lebensmotto? 

“Es hätt noch immer jot jejange” 🙂 

 

Frau mit Kleiderständer

Bist du glücklich? Wenn ja (was ich hoffe): was tust du dafür?

Ja sehr. Ich versuche jeden Tag im Hier und jetzt zu leben und die Vergangenheit sein und die Zukunft kommen zu lassen. Ich freue mich über kleine Dinge, verbringe so viel Zeit mit Freund:innen wie möglich und lese viel. 

Und zum Schluss: was möchtest du noch sagen?

Es gibt wirklich nichts an einem nachhaltigen Leben, was schlecht ist. Eine Welt, in der es weniger Autos, weniger Beton, weniger Müll, weniger Stress gibt – das klingt doch eigentlich ganz fabelhaft, nicht wahr? 


Liebe Thekla, also mich hast du definitiv inspiriert – und ich denke genau wie du, dass es die Macht der kleinen Schritte ist. „Better done than perfect“ passt hier wunderbar! Dort anzufangen, wo es möglich ist und sich nach und nach Alternativen zu suchen, wo man etwas verändern kann. Denn das tut wirklich nicht weh, das kann ich nun aus eigener Erfahrung bestätigen! Danke dir für dieses wunderbare Interview und diesen Einblick in dein Leben!

 

Aufgeräumte Grüße,
Petra ❤