Frau mit Hut

Heute möchte ich euch die liebe Candy vorstellen, die eins meiner Lieblingscafés in Nürnberg betreibt. Candys Café liegt im Nürnberger Norden und ist sonntags sehr oft Ziel unserer Fahrradausflüge. Sei es auf eine kühle Limo oder aber auf einen Kaffee und selbstgemachten Kuchen – dazu gibt es on top immer Candys gute Laune dazu. Da kamen wir ruckzuck ins Gespräch und ich wollte diese sympathische junge Frau einfach interviewen. Weil ihre Geschichte motiviert, für seine Träume loszugehen. Für sich einzustehen, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen – auch wenn alles dagegen sprechen sollte. Einer der ersten Sätze von Candy, an den ich mich erinnern kann, war: „Bei dem Vornamen MUSS man doch einfach ein Café aufmachen“. Absolut! Zum Glück hat sie keinen anderen Vornamen 😉 Was wäre uns für ein toller Ort der Begegnung entgangen!

Doch lest selbst, wer Candy ist und was sie bewegt.

Wer bist du?

Wer bin ich? Das ist eine sehr gute Frage. Heute sage ich ganz stolz und glücklich – ich bin die Candy! Ja, einfach nur Candy! Das war nicht immer so, und ich war jahrelang auf der Suche nach dem Ich, und dem, was mich indentifiziert. Mittlerweile indentifiziere ich mich mit mir selber und bin glücklich mit dem, was ich bin und vermutlich auch schon immer war! Außerdem bin ich stolze Tirolerin – das muss wohl auch noch gesagt werden 😉

Stelle bitte kurz deine „Mission“ / dein Herzensprojekt vor und wie es dazu kam!

Nach meiner Lehre zur Drucktechnikerin war ich irgendwie rastlos und viel unterwegs. Im Winter war ich bei mir in der Heimat in Tirol Skilehrerin und im Sommer habe ich als Animateurin oder Kellnerin gearbeitet. Was, war mir ziemlich egal, Hauptsache weit weg. Immer auf der Suche nach mehr, auf der Suche nach mir und auf der Suche nach der einen Sache, die einen Stolz macht, wenn man darüber berichtet. Der Traum vom eigenen Café war schon immer irgendwo in mir. Jedoch nie greifbar. Alles davon war einfach zu fern. Die Location, das Know How, die Finanzierung und vermutlich auch das Selbstbewusstsein. Ich wollte schon immer einen Ort schaffen, an dem jeder sein kann und darf wie er ist. Ohne Vorurteil, frei von politischen oder ethnischen Hintergründen. Einfach sein, wie daheim. Denn genau diesen Ort hätte ich mir die ganzen Jahre auch gewünscht. Als das Café Kirsch geschlossen hat (ich kannte es nicht, war zu dem Zeitpunkt auch erst 3 Jahre in Nürnberg), haben mich verschiedene Freunde und Stammgäste darauf aufmerksam gemacht – „Das könnte doch was für dich sein oder???“.

Wann wusstest du, dass du JETZT losgehen willst, um dein Herzensprojekt zu verwirklichen?

Aufgrund der Tipps besagter Stammgäste und Freunde habe ich mich also hingesetzt und all meinen Mut zusammengefasst, um eine Nachricht an die ehemalige Besitzerin zu schreiben. Daraufhin gab es einen Besichtigungstermin. Ich habe das Café betreten und sofort gemerkt – DAS IST ES! Im Kopf habe ich bereits renoviert und vor mir lief ein Film ab, indem ich endlich mache was ich will! Ich sah mich an der Kaffeemaschine stehen, buntes Treiben um mich herum, hörte klirrendes Geschirr und blendete erstmal alle Risiken und Nebenwirkungen aus. Somit war klar, JETZT ist meine Chance. Und die muss ich nutzen, komme was wolle.

Frau mit Hut und Speisekarte

Was war der ausschlaggebende Faktor?

Den EINEN ausschlaggebendem Faktor gab es glaub ich gar nicht. Wie schon gesagt, ich wusste einfach, dass es das ist. Und dass ich, wenn ich das wirklich will, JETZT und auf der Stelle alles auf den Kopf stellen muss um zu bekommen was ich will! Somit kündigte ich innerhalb eines Monats meinen Vollzeitjob, setzte einen Businessplan auf und kalkulierte (ganz, ganz neue Welten für mich), meldete ein Gewerbe an, renovierte das Café – damit es meinem „Film“ entsprach – und lag los!

Gab es anfangs Hindernisse? Wenn ja, wie hast du diese überwunden?

Hindernisse gab es definitiv. Von der ersten Instanz – dem Vermieter – der Angst hatte, da ich noch so jung war und noch nie selbstständig war, Covid, von dem keiner wusste, ob’s nochmal „kracht“ und das die Banken dazu verleitet hat, keinerlei Kredite an Neu-Gastronomen zu geben aufgrund des Risikos. Kalkulationen und Papierarbeiten, welche mich vorher noch nie interessiert haben, verschiedenste Ämter und Wege, auf welche meine Füße mich sonst wohl nie getragen hätten. Trotzdem, ich wusste ich WILL! Ich wusste, ich SCHAFFE DAS und mir war klar, dass das vielleicht meine einzige Chance ist. Also habe ich gemacht. Ja, wirklich einfach gemacht. Ich habe jeden Tag bis zur letzten Minute  genutzt, Blut und Wasser geschwitzt, Gedankenknoten konstruiert und mein ganzes Umfeld verrückt gemacht. Ständige Rückschläge (ständig klingt lustig, da es sich ja nur um einen Monat handelt – allerdings war dieser sehr intensiv) hingenommen, immer wieder auf den Boden geschmettert, andere Wege genommen, falsch abgebogen und wieder von vorne angefangen. Und genau so wirr, wie dieser Text, war gefühlt auch diese Zeit des Anfangs. Wenn ich mein Umfeld befragen würde, würden diese wohl sagen, dass ich das alles super gemacht habe und es ziemlich strukturiert gewirkt hat … Meinem Gefühl nach allerdings hat es sich bei allen Schritten irgendwie um ein Stück geordnetes Chaos  gehandelt.

Wie empfindest du Hindernisse/“Probleme“ generell, hast du Strategien/Muster?

Ich glaube, dass Hindernisse und Probleme das Leben erst so richtig spannend machen. Klar nervt es, und klar ist es in solchen Momenten, an denen man vor einem Hindernis steht, alles doof und anstrengend. Aber an sich glaube ich einfach, dass man an jedem Hindernis wächst. Ich für meinen Teil bin jedenfalls an allen Hindernissen und Umwegen meines Lebens gewachsen – zwar nur auf 1,74m – aber innerlich bin ich riesig 😉 So, und was ist jetzt meine Strategie? Gute Frage. Die eine Strategie habe ich nicht. Ich weiß nur, dass ich ein „Macher“ bin. Was nicht passt, wird passend gemacht. Hindernisse und Schwierigkeiten gehören meiner Meinung nach einfach mit dazu, schließlich formen uns diese Ereignisse und Erlebnisse auch irgendwo. Und wenn keiner geformt oder gezeichnet wäre, wäre das Miteinander glaube ich auch ziemlich trist und eintönig.

Was unterscheidet dich von anderen Barista/Cafébetreiberinnen (wie nennst du dich selbst?)

Ich glaube auch bei dieser Frage bin ich immer noch die Candy aus Tirol. Ja, ich bin Barista (mit Leidenschaft) und ja, ich habe ein Café. Trotzdem bin ich einfach ich.

Frau die Kaffee macht

Welche 3 Tipps kannst du Menschen geben, die auch mit dem Gedanken spielen, etwas Eigenes zu eröffnen bzw. sich selbstständig machen  wollen?

TRAUT EUCH! Glaubt an euch selber und an das, was ihr könnt und mit Leidenschaft betreibt. Wenn ihr das richtige Know How und Herzblut dafür habt, dann investiert dieses auch! Wenn ihr euch fragt, WANN….. JETZT! Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt. Es wird immer schwierige wirtschaftliche Lagen geben, Krankheiten, die das Weltgeschehen beeinflussen, Menschen die dagegenreden, den inneren Schweinehund, der sich sträubt oder die falsche Jahreszeit weil eben wegen….ALLES AUSREDEN! Ich habe mein Café im August 2020 eröffnet, als jeder meinte „die hat einen Schlag“… aber hey….Ich bin jetzt genau hier wo ich sein wollte! Bittet um HILFE! Macht nicht alles allein und geniert euch nicht andere mit einzubeziehen und nach Hilfe zu Fragen. Andere Menschen haben andere Ideen, andere Fähigkeiten und andere Möglichkeiten. Sammelt alles und sucht euch das Beste für euch raus.

Welche Pläne für die Zukunft hast du?

Pläne…Träume…. Davon hab ich ziemlich viele. Mein Kopf dreht sich ständig ums Café und die vielen neuen Ideen die ich habe. Das im Moment konkreteste Ziel wird allerdings das rösten meines eigenen Kaffees sein. Im Moment beziehen wir unseren Kaffee noch von einer kleinen Rösterei in Nürnberg, aber schon bald gibt’s Candys Kaffee 😉 Natürlich bringt das noch einiges an Planung und Arbeit mit sich, aber dafür könnt ihr dann bald auch Bohnen für zu Hause bei uns kaufen. Klingt doch super oder? Ich glaube nämlich auch, dass es kaum noch besser geht 😉

Wo findet man dich? (Website, Instagram, Facebook usw.) Und wo im wirklichen Leben?

Auf Facebook und Instagram sind wir natürlich vertreten. Neben kleinen Teasern zu Kuchen, Torten und Getränken gibt’s auch jeden Sonntag ein lustiges Video für euch! FACEBOOK: Candys Café; INSTAGRAM: _candyscafe_

Ich hab’s nicht so mit Computern, daher ist meine Website noch in Bearbeitung – aber…sie kommt! Bald findet ihr uns auch unter www.candyscafe.de

Wenn ich gerade nicht im Café bin – was echt selten vorkommt 😉 dann genieße ich die Ruhe daheim. Auf der Couch, zwei Katzen auf mir und ne Tasse Kaffee in der Hand (was auch sonst ;))

Gibt es das EINE Buch, das dein Leben verändert hat?

Tommy Jaud – Einen Scheiß muss ich!

Gibt es DIE eine Routine, die du täglich anwendest?

Ich versuche jeden Morgen ohne Stress aufzustehen. Lieber stelle ich mir den Wecker eine Stunde früher als es sein müsste, um dann in Ruhe in Jogginghose und dickem Pulli gemütlich meinen Kaffee zu schlürfen. Diese Routine brauche ich einfach um hochzufahren, um achtsam in den Tag zu starten und um nicht schon total gestresst anzufangen.

Hast du ein Lebensmotto?

Was nicht passt wird passend gemacht.

Bist du glücklich? Wenn ja (was ich hoffe): was tust du dafür?

Oh ja, das bin ich. Ich versuche einfach die kleinen Dinge im Leben zu genießen, zu schätzen und auszukosten.

Und zum Schluss: was möchtest du noch sagen?

Vielen Dank für das Interview liebe Petra.


Vielen lieben Dank an DICH liebe Candy für deine offenen Antworten, die mich sehr beeindruckt haben.

Was sagt Ihr dazu? Falls Ihr noch nicht bei Candy im Café wart, holt das unbedingt nach. Selbstgemachte, sehr leckere Kuchen, tollster Kaffee, der mit Liebe und viel Lachen bereitet wird und immer eine gute Stimmung laden wirklich ein, seine Nachmittage dort zu verbringen.

Viele Grüße,

Petra ♥

P.S.: Weitere Interviewgäste findet Ihr übrigens hier.