Seit einigen Wochen bin ich nun wieder daheim aus dem Urlaub. Dieses Jahr ging es – wie schon im letzten Jahr – nach Kroatien. Wir haben dort eine wunderbare Zeit mit der Familie verbracht und zwar auf einem sehr weitläufigen Campingplatz im Norden Kroatiens, wo wir ein geräumiges Mobile Home hatten. Sechs Menschen auf nicht allzu vielen Quadratmetern, drei Schlafzimmer, zwei Bäder, ein Wohn-/Kochbereich und eine wunderbar große Terrasse, auf der sich eigentlich alles abgespielt hat!

Das Mobile Home wirkte eigentlich ziemlich geräumig – bis wir mit all unseren Sachen ankamen. Plötzlich war die Unterkunft ein ziemlich enges Häuschen, vollgestellt mit vermeintlich wichtigen Dingen. Vieles durfte dann auch direkt und unausgepackt wieder in die Koffer, die wir spontan in die Autos gepackt hatten. Lange Hosen? Keine Notwendigkeit, das x-te Paar Schuhe? Nicht nötig. Mitgebrachte FrenchPress? Unnötig, weil es eine „richtige“ Kaffeemaschine gab. Somit hatten also schon einmal einige mitgeschleppte Dinge ihren Platz gefunden, der nicht in der Unterkunft war, was uns einiges an Raum verschaffte.

Ein kurzer Blick in die Küchenschränke ließ mein minimalistisches Herz dann gleich einmal höher schlagen: Es gab GENAU 6 Teller (je groß, klein, tief), 6 Trinkgläser, 6 Tassen, dafür auch 6 Weingläser (was bei 2 Kindern ein Vorteil war), 6 Messer/Gabeln/Löffel. Einige gute Schneidemesser, Schöpfer, Nudelsieb, Töpfe usw. Also wirklich alles in genau passender Anzahl, auf Grund der Größe der Küche (Küchenzeilchen trifft es eher) war das aber absolut verständlich und genau richtig eingeräumt und ausgestattet. Es bedeutete auf jeden Fall, dass nach jeder Mahlzeit gespült werden musste, um für die nächste Mahlzeit ausreichend Geschirr zu haben. Was für ein Vorteil doch ein Abtropfgitter hat 😉 Daheim habe ich eine Spülmaschine, die ich gerne nutze, im Urlaub aber überhaupt nicht vermisst habe. Im Urlaub gab es kurzerhand einen kleinen Spülplan, so dass jeder einmal drankam und keiner zu oft.

Alles, was da ist, ist absolut ausreichend

Weshalb ich hier so ausführlich über unsere Küchenausstattung schreibe? Weil die wenigen, ausgewählten Dinge absolut ausreichend waren. Absolut! Es war nichts zu viel, was zu wenig war (also weil wir es von daheim so gewohnt sind) wurde improvisiert. Dazwischen musste manchmal ein Schneidebrett abgespült werden, ein Topf ausgewaschen werden, die Salatschüssel wurde zum Brotkorb umfunktioniert. Ja. Und war das schlimm? In keinster Art und Weise.

Ich habe selten so leckere Pastagerichte mit gepimpter Tomatensoße gegessen, kaum so vielfältige Salate genossen (frisch vom Markt und vom netten Gemüsehändler empfohlen) und nie irgendetwas vermisst, was es daheim normalerweise gibt. Die einfachen Dinge sind es, die uns vor Ort glücklich gemacht haben. Weniger ist mehr – par excellence. Natürlich mussten und wollten wir lecker essen, dabei sollte es schnell und leicht gehen – schließlich gab es wichtigere Dinge zu tun – nämlich NICHTS. Und davon wirklich jede Menge.

Wichtige Dinge waren:

  • Zeit mit der Familie verbringen
  • spielen
  • im Meer/am Pool baden und dort faul herumliegen
  • lesen, lesen, lesen
  • Ideen kommen und gehen lassen
  • vom Alltag daheim abschalten
  • Städte erkunden
  • Essen gehen, wenn wir keine Lust zum selbst kochen hatten
  • Nichtstun

Unwichtig hingegen waren:

  • aus einer großen Garderobe immer das passende Outfit zu wählen
  • viele Schuhe (Flipflops, Bikini und Kleid waren in meinem Fall das Outfit of the day)
  • aufwändiges Essen (früh und mittags und abends)
  • Fernsehen
  • Schminken
  • Handyzeit

Ich lebe daheim in Nürnberg ja schon ziemlich minimalistisch – wobei jeder, der mich kennt genau weiß, dass sich dies darauf bezieht, dass ich ausschließlich von den Dingen umgeben bin, die mir wichtig sind und mich glücklich machen. Es war also noch nie wichtig, wie viele Gegenstände ich habe, was sagt denn schon eine Zahl über mein Glück aus? Alle paar Wochen überkommt es mich also einmal, dass ich wieder ausmiste. Weil es wieder Dinge gibt, die jetzt auch gehen dürfen, weil ich sie nicht (mehr) brauche und sie mich nicht (mehr) glücklich machen. Diese minimalistische Lebenseinstellung praktiziere ich seit einigen Jahren und sie hilft mir, mich auf das zu konzentrieren, was mich glücklich macht – nämlich die Menschen in meinem Leben, mit denen ich meine kostbare Zeit genießen möchte.

Zeit die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.

Ernst Ferstl

Mein Verständnis von Minimalismus

Zeit ist für mich – wahrscheinlich für uns alle – die wichtigste Ressource. Ein Verwenden von Zeit durch das Anhäufen oder Pflegen von Dingen gleicht für mich also reiner Zeitverschwendung. Meine Zeit ist für meine Menschen da – Zeit mit den Liebsten zu verbringen, wirklich zuzuhören, Ängste und Sorgen beim Gegenüber zu erkennen, weil man es richtig ansieht, gemeinsame Momente erleben, die unauslöschlich sind…
Das ist es, was ich mit Minimalismus verbinde. Zeit zu haben für genau das, was mir wichtig ist. Zeit zum Lesen, zum Spazieren, zum Kochen, zum Austausch mit den Menschen, Zeit für Ideen und Impulse, Zeit in der Natur verbringen und somit auch mit mir…
Es gibt also eine recht einfache Formel (und ich mag es gerne einfach, weshalb sollte ich mir denn das Leben unnötig schwer machen?)

Minimalismus = Zeit für die wesentlichen Dinge im Leben

All das habe ich im Urlaub wieder sehr zu schätzen gelernt. Weil ich einfach genug freie Zeit hatte. Ich versuche natürlich auch daheim im Alltag meine Zeit zu genießen, mir immer wieder Inseln zu schaffen, an denen ich das Nichtstun zelebrieren kann. Dennoch gelingt das leider nicht immer. Es gibt einfach genug Verpflichtungen, die erledigt werden müssen (Arbeiten, Haushalt, Termine usw.) Dennoch: was geht im Alltag verloren, was ich im Urlaub so liebe? Was kann man also an tollem Urlaubsfeeling mit nach Hause nehmen (neben schmutziger Wäsche und ganz viel ungenutzten Dingen, die im Koffer waren, obwohl ich in diesem Jahr schon wesentlich weniger mitgenommen habe?)

Urlaubsfeeling für daheim

Um nun also daheim weiterhin das Lebensgefühl der Freiheit, der wenigen Verpflichtungen, des einfachen Lebens und des Wenigen zu zelebrieren, habe ich mir einige Punkte notiert, die ich als wichtig erachte:

  • wenige, immer passende Kleidungsstücke, mit denen ich in jeder Situation gut angezogen bin
  • einfaches und leckeres Essen, das allen schmeckt, ohne stundenlang dafür in der Küche zu stehen
  • Lesen wieder mehr in den Alltag integrieren, weil es meine Phantasie beflügelt
  • Auszeiten von Handy/Social Media
  • Spieleabende als festen Bestandteil in der Familie und im Freundeskreis etablieren
  • viel draußen sein in der Natur (leider ist das Meer einfach zu weit für für jeden Tag)
  • weniger, dafür die genau richtigen Dinge (wie viel Geschirr / Besteck usw. ist wirklich nötig?)

Ich sehe schon, das läuft auf jeden Fall auf ein großes Aufräumfest im Hause Bäumler hinaus.
Seid gespannt, im nächsten Blogartikel nehme ich euch mit, zeige euch meine ausgemisteten Gegenstände, gebe euch meine besten Tipps zum Loslassen und berichte, was ich mit den aussortierten Dingen mache.

Aufgeräumte Grüße,
Eure Petra