Villa und Palmen

Vor Kurzem bekam ich eine Mail mit einem Kooperationsangebot, das mich ziemlich aufgewühlt hat. In dieser besagten Mail ging es darum, was für mich Luxus bedeutet und wann ich mich das zuletzt gefragt habe. Ich mag gute Fragen und diese ließ mich nicht mehr los.

Ich hatte total Lust darauf, mir – und auch euch Leserinnen – diese Frage zu stellen und v.a. war ich super auf die Antworten gespannt. Andererseits schlägt natürlich mein minimalistisches Herz in mir, das mir einredete, wenn ich das Angebot annehme und diesen Blogartikel schreibe, ich vielleicht unglaubwürdig wirken könnte, da es bei der Firma um Luxusuhren geht. Auf der anderen Seite verstehe ich das Thema Luxus für mich als etwas ziemlich Essentielles, das eben nicht nur (aber auch) mit materiellen Dingen zu tun hat. Spontan habe ich beschlossen, mich diesen Fragen in einem Blogartikel zu stellen und habe deshalb auch eine kleine Umfrage erstellt, an der viele Personen aus meinem direkten Umfeld teilgenommen haben – plus zahlreiche Personen bei Instagram, dort hatte ich eine Story-Umfrage erstellt. Heraus kamen sehr interessante Antworten, die mein Verständnis von Luxus noch einmal verändert haben. Das Spannende ist ja, dass es so viele Sichtweisen und Meinungen gibt und jede für sich eine Berechtigung hat. Erfahrungen, Entbehrungen, Erlebnisse, die z.T. schmerzhaft sind – alles spielt in dieses Bild hinein. Bei mir ist z.B. das Thema Zeit ein absolut wichtiges Gut, ich würde sogar sagen, DAS Luxusgut für mich überhaupt, und das hat viel damit zu tun, dass ich in den letzten 15 Jahren drei wundervolle Menschen in meinem Leben verloren habe. Zeit mit ihnen scheint mir rückblickend das Beste überhaupt – und für die Zukunft gesehen heißt das, dass ich die Zeit mit meinen Lieblingsmenschen noch viel mehr zu schätzen weiß. Für einen jungen Mensch wie meinen Sohn, er ist 14 Jahre alt, hat Luxus einen ganz anderen Stellenwert. Da ist Zeit auch gefühlt noch unendlich. Und genau diese verschiedenen Ansichten mag ich sehr, weil eben an jeder etwas dran ist.

Diese Fragen habe ich in der Umfrage gestellt

  • Was bedeutet Luxus für dich persönlich?
  • Ist es ein materieller oder immaterieller Wert?
  • Steht Luxus für dich für Dekadenz oder ist es eher ein ideeller Wert?
  • Team Reichtum oder Team Wohlbefinden?
  • Hat sich dein Verständnis von Luxus im letzten Jahr geändert?
  • Wenn ich dir einen materiellen Gegenstand schenken würde: über welchen würdest du dich am meisten freuen?
  • Welchen LUXUS gönnst du dir viel zu selten?

Selbstverständlich habe ich mir die Fragen sehr gut überlegt und lange über meine ganz persönlichen Antworten nachgedacht. Am besten nachdenken kann ich beim Spazieren oder beim Schreiben, in diesem Fall war ich erst lange spazieren und habe danach alles aufgeschrieben 😉 Um nicht zu verwirren, habe ich bei der Beantwortung unten erst meine Antworten geschrieben und dann eine Zusammenfassung der Umfrageergebnisse. Seid gespannt, das wird euren Blick auf das Thema Luxus auch noch einmal völlig verändern – so wie meinen!

Was bedeutet Luxus für dich persönlich?

Für mich bedeutet Luxus tatsächlich Zeit zu haben, Zeit zur freien Verfügung, die ich selbst plane bzw. nicht plane. Unabhängig vom Geld, Termine ausmachen, wie es mir beliebt, Freizeit draußen oder auf der Couch. Einfach selbstbestimmt und frei. Luxusgüter, wie z.B. teure Taschen, ein Sportwagen, eine Breitling Uhr oder ähnliches, haben für mich völlig an Bedeutung verloren. Als meine Schwester im letzten Jahr verstarb, habe ich wieder einmal gesehen, dass das letzte Hemd wirklich keine Taschen. Wirklich. Keine einzige! Dass eher das Gegenteil der Fall ist – nämlich zu viel Besitz, den die Angehörigen dann in mühevoller Kleinstarbeit entsorgen müssen. An deren Existenz viel Leid hängt, weil die Verstorbene viel Zeit und Geld investiert hat, um diese Gegenstände anzuschaffen. Ein Learning aus dieser Zeit ist für mich definitiv: nicht zu viele und keine unnötigen Dinge anzuschaffen, sondern lieber das Leben genießen mit den Menschen, die ich liebe und mit den Erlebnissen, die ich mag. Weniger, aber besser ist hier das Motto.

Und dennoch hat Luxus bzw. das Leben an sich auch etwas mit Geld zu tun. Die Freiheit, essen zu gehen, mir Erlebnisse zu gönnen, zu reisen, nicht jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen. Ich bin leider noch weit davon entfernt, mich als finanziell frei zu bezeichnen. Dennoch bin ich insofern frei, dass ich das Leben leben kann, das ich möchte. Und dazu gehört das Arbeiten, das mir super viel Spaß macht und eben auch diese Sicherheit des monatlichen Geldeingangs bringt. Zum Glück genau in dieser Reihenfolge (Spaß / Sicherheit). Deshalb kann ich Zeit vermutlich nur mit einem gewissen Grundeinkommen genießen.

Antworten der Befragten:

  • Freie Zeit (für mich, liebe Menschen)
  • Zeit zu haben, das machen zu können, was mir gut tut
  • Unternehmungen mit meinen Lieben
  • Bergtouren / Reisen mit meinem Mann
  • Urlaub
  • mir Zeit zu geben. Zeugluxus hat nichts mit Wert zu tun, sondern mit Schönheit
  • möglichst wenig fremdbestimmt zu sein
  • den Großteil des Jahres von meinem eigenen Acker speisen zu können
  • ein Zuhause haben
  • meine Familie zu haben
  • mir keine Sorgen bzgl. Essen und Trinken machen zu müssen
  • Freiheit
  • Gesundheit
  • mir teure Markenprodukte leisten zu können
  • genug Geld zu haben, um frei zu sein und reisen zu können
  • gut essen gehen
  • ausschlafen
  • in bescheidenem Maße das beste kaufen zu können (Essen, Kleidung)
  • die Natur vor der Haustüre zu haben
  • etwas zu tun, dass nicht alltäglich ist
  • mir etwas gönnen
  • toller Ausflug mit der Familie

Ist es ein materieller oder immaterieller Wert?

Für mich ist Luxus ein immaterieller Wert. Werte, die mir wichtig sind, auszuleben und mich weiterzuentwickeln sind bedeutend und wirklich luxuriös. Und ich bin mir dessen bewusst, dass wir hier in Deutschland wirklich „verwöhnt“ sind, dass wir uns so austoben können, uns selbst zu entdecken und auszuprobieren.

Antworten der Befragten:

70 % sagen immateriell, 30 % materiell.

Steht Luxus für dich für Dekadenz oder ist es eher ein ideeller Wert?

Luxus ist ein absolut ideeller Wert für mich. Mit dem Wort Luxus verbinden sicher die meisten Menschen eine gewisse Dekadenz, es wird oft auch als abschätzig betrachtet. Doch ich betrachte es positiv und gönne jedem das, was er/sie hat. Vielleicht weil ich mit diesem positiven Blick darauf sehe, keinem neidisch bin, ist es positiv und gut für mich. Lustigerweise verbinde ich eher mit dem Wort Dekadenz etwas negatives, verschwenderisches, gönnerhaftes. Aber das führt wohl zu weit.

Antworten der Befragten:

Auch hier die gleichen Prozentangaben:

30 % für Dekadenz, 70 % für ideell

Team Reichtum oder Team Wohlbefinden?

Definitiv Team Wohlbefinden. Und auch hier wieder: oft nur in Verbindung mit einem gewissen Reichtum bzw. finanziellem Aspekt möglich. Bei Wohlbefinden muss ich sofort an einen Thermenbesuch denken, der eben nur möglich ist, wenn man sich zumindest den Eintritt in die Therme leisten kann. Und einen freien Tag dafür. Alles andere (Essen, Getränke usw.) kann man von daheim mitnehmen, das tue ich gerne. Deshalb ist Wohlbefinden (und auch in anderen Situationen) für mich schon mit einem gewissen Status verknüpft. Z.B. ein Dach über dem Kopf, ein gut gefüllter Kühlschrank, eine warme Dusche am Morgen oder nach dem Sport, eine weiche und gemütliche Couch, dazu ein gutes Buch und Tee und die Katze, das alles löst bei mir Wohlbefinden aus. Das wäre fast eine neue Umfrage irgendwann wert 😉

 

Antworten der Befragten:

Wohlbefinden gaben fast alle an (scheinbar ziehe ich die Wohlfühlmenschen an), dazu noch folgende Statements:

  • ganz klar
  • wobei das einen gewissen finanziellen Hintergrund beinhaltet
  • definitiv!
  • beides muss sich nicht ausschließen, aber wenn eine Entscheidung, dann eher Wohlbefinden
  • beides

Hat sich dein Verständnis von Luxus im letzten Jahr geändert?

Mein Verständnis zu Luxus hat sich im letzten Jahr auf jeden Fall verändert. Durch den Tod meiner Schwester sehe ich nun Luxus mit ganz anderen Augen. Eben Zeit zu haben für mich und meine lieben Menschen hat dadurch noch einmal viel mehr an Bedeutung gewonnen. Dazu gesund zu sein, auch das ist wohl ein Luxus, den nur Kranke zu schätzen wissen. Vermutlich liegt hier auch irgendwie der Hase im Pfeffer: dass man vieles noch viel mehr zu schätzen weiß, wenn man es nicht (mehr) hat. Wenn man es vermisst in seinem Leben, weil wir es uns wünschen würden. Also scheint wohl die Abwesenheit von Luxus vermutlich oft besser zu benennen als die Anwesenheit. Wobei natürlich auch das wiederum eine Einstellungssache ist. Konzentriere ich mich auf das Gute, das schon da ist? Oder auf das „Schlechte“, das fehlt oder noch nicht da ist. Der Fokus entscheidet – wie so oft im Leben – auf was wir uns konzentrieren wollen. Und ja, ich schreibe bewusst wollen, weil es eine Entscheidung ist. Wie wir leben und denken wollen. Suche ich bewusst nach den Haaren in der Suppe, fallen sie mir sicherlich auf. Schon weil der Geist immer nach Bestätigung nach seinen Vorstellungen sucht. Und schwuppdiwupp fällt einem vermutlich selbst ein Haar vom Kopf, weil man so angestrengt sucht. Wir suchen also nach Bestätigung dessen, was wir glauben wollen. Wollen wir sehen, wie gut es uns schon geht, wie warm es daheim ist, wie viele leckere (und einfache) Mahlzeiten ich mir mit den vorhandenen Lebensmitteln zubereiten kann? Oder will ich sehen, dass ich mir nur ein paar Nudeln oder Spiegeleier leisten kann. Sehe ich die weiche Couch, auf die ich mich nach getaner Arbeit niedersetze und zur Ruhe komme, oder sehe ich die Abwesenheit des Designersofas, das doch die Nachbarn im Wohnzimmer stehen haben (oder die Influencerin XY in ihrem Feed postet). So oder so: wir werden immer Bestätigung bekommen, für das, was wir indirekt suchen. Und hier kommt wieder die Einstellung ins Spiel. Und meine hat sich hier im letzten Jahr (trotz schon sehr, sehr positivem Fokus) noch einmal komplett verändert. So dass ich dadurch noch viel dankbarer und wertschätzender den Dingen gegenüber bin, die ich habe. Dass ich alles noch viel mehr zu schätzen weiß, was ich habe. Und im Gegenzug sogar noch viel mehr am Ausmisten von den Sachen und Terminen bin, die mir nicht mehr gut tun. Als Minimalistin bin ich hier ja ohnehin schon immer äußerst fleißig (fragt mal mein Umfeld, die immer schon mit den Augen rollen, wenn ich mal „wieder ausmisten muss“) – aber nun ist alles noch einmal viel mehr mit dem Zeit-Fokus versehen. Wie viel Zeit kosten mich Dinge? Wie viel muss ich dafür arbeiten, habe keine Freizeit dafür, muss länger arbeiten, brauche Zeit zum Pflegen/Warten/Ausmisten hinterher? Dieser Zeit-Fokus ist wohl meine persönliche Luxusschraube.

Antworten der Befragten:

Einstimmig JA! Einige hatten schwere Schicksalsschläge, da hat sich die Sichtweise auf fast alles im Leben verändert. Früher selbstverständliches wird nun zu kleinen Luxusmomenten.

Wenn ich dir einen materiellen Gegenstand schenken würde: über welchen würdest du dich am meisten freuen?

Ich habe lange über meine eigene Antwort darüber nachgedacht, gerade wenn du die obere Frage gelesen hast, versteht Ihr vermutlich, dass Dinge mittlerweile wirklich nur durch Prüfung bestimmter Kriterien in mein Leben dürfen. Was mich aber tatsächlich glücklich machen würde, wäre ein Camper oder kleines Wohnmobil. Weil ich dadurch meine Liebe zum Reisen, zur Freiheit und zum Sein ausleben könnte. Einfach dorthin fahren, wohin ich möchte. Einfach dort stehenbleiben, wo es gerade schön ist. Wo ich für den Moment bleiben könnte, um die Natur und die Gegend zu genießen und zu erkunden. Also so ein mobiles kleines Haus (ein Tiny House mit Rädern) wäre es – und wird es irgendwann auch.

Antworten der Befragten:

  • Rucksack
  • gemeinsame Reise (mit mir? Oh wie schön 😉 )
  • Urlaub mit den Kindern
  • Dunstabzugshaube (alte ist defekt)
  • Haus
  • neue Couch
  • Nahrungsmittel/gutes Essen
  • Buch
  • etwas mit Liebe Hergestelltes
  • nachhaltige Handtücher / Trockentücher
  • Camper / Wohnmobil
  • etwas, über das sich jemand Gedanken gemacht hat
  • nichts bestimmtes, also eher gar nichts!
  • etwas, das die Person an mich erinnern würde
  • Essbares
  • Versace Geschirr
  • Kaffee
  • Blumen
  • Gutschein für eine Reise

Welchen LUXUS gönnst du dir viel zu selten?

Unverplante, freie Zeit nur für mich. Ohne Verpflichtungen, ohne To Dos, ohne schlechtes Gewissen. Aber es wird immer besser, ich sage nur „Therme“ 😉

Antworten der Befragten:

  • Spatime (sag ich’s doch, noch jemand mit diesem Thema)
  • Baden, Körperpflege
  • Freiheit, zu tun, was man möchte
  • Essen gehen
  • Zeit für mich
  • Yoga
  • in Ruhe lesen
  • Massage
  • Kurztripps
  • Urlaub und Ausflüge (also Momente, die für immer bleiben)
  • Zeit zum Musikzieren / Kreativ sein
  • Kosmetikerin
  • einfach NICHTS tun
  • Wellness
  • ausschlafen

Und nun? Bin ich noch lange nicht am Ende mit dieser Geschichte! Was für eine spannende Frage, was Luxus für jeden bedeutet, oder? Ich hatte deswegen so viele positive Gespräche, dafür möchte ich mich herzlich bei all den Menschen bedanken, die davon genauso inspiriert waren wie ich. Es wird übrigens eine Fortsetzung dieser Fragen geben, ich habe einige befreundete Bloggerkolleg*innen dazu befragt und werde die Antworten sehr gerne bald mit euch teilen.

Viele Grüße und passt gut auf euch auf –

Petra ❤