Weniger, aber besser? Was ist damit denn nun wieder gemeint? Gestern habe ich einen wunderbaren Instagram-Post von der lieben Verena Schürmann gesehen, der in mir den finalen Stein ins Rollen gebracht hat. Doch von Anfang an …

Seit einiger Zeit häufen sich hier die „Baustellen“, was mir gar nicht gefällt. Ausschlaggebend ist eine Situation in meinem privaten Umfeld, die ich nicht kontrollieren kann – ich schreibe bewusst kontrollieren, da ich die Situation nicht im Griff habe. Ein mir sehr wichtiger Mensch ist schwer krank und bedarf meiner emotionalen und physischen Hilfe, was mich sehr mitnimmt. Du glaubst gar nicht, durch welches Gefühlsauf und -ab ich seit Monaten gehe, wie eine Achterbahnfahrt, nur nicht so schön. Diese Situation tut eigentlich hier auch gar nichts zur Sache, außer dass sie mich eben sehr beeinträchtigt, mir Tag und Nacht gefühlt Gedanken und Energie kostet, mich schlecht schlafen lässt und eben mitnimmt, weil ich nichts tun kann. Und genau dieses Nichts-Tun-Können macht mich ziemlich fertig – ich, ein Mensch der das, was nicht passt, verändern möchte. Seit einigen Jahren lebe ich dieses selbst bestimmte Leben, in dem ich selbst den Ton angebe, in dem ich Dinge ausgemistet habe und auch Menschen, die mir nicht mehr gut taten. Und diese selbst gewählte Freiheit genieße ich doch sehr. Das heißt im Umkehrschluss eben auch, dass ich normalerweise nicht jammere und mich nie als ein Opfer meiner Umstände sehe.

Und nun? Ist es so, dass ich durch diese Situation, durch die bedrohliche Krankheit in meinem direkten Umfeld, sehr in einen Sog gezogen werde, der mir natürlich gar nicht gefällt. Wem gefällt das schon? Dennoch weiß ich natürlich auch, dass Krankheiten, der Tod und andere schlimme Dinge eben zum Leben gehören. Klar. Und davon habe ich auch schon genug mitgemacht, bin gewachsen, habe gelernt. Und dieses Mal ist es aber so, dass zu allem noch ein großer zeitlicher Aufwand kommt, neben den o.a. emotionalen und psychischen Auswirkungen. Mein ohnehin durchgetaktetes Leben gerät im wahrsten Sinne aus dem Takt. Diese vielen Stunden physischer Anwesenheit im Krankenhaus (plus Anfahrt und Testen) waren in meinem engen Zeitkorsett an „Verpflichtungen“ (ich nenne es Leben)

  • Hauptjob
  • gut florierendem Nebenbusiness (meine Aufräumerei)
  • meinem Sohn
  • dem Haushalt
  • zwei Katzen
  • einem Partner
  • meinem Freundeskreis
  • Sport (was genau ist das?)
  • Zeit für mich (lesen, schreiben uvm.)
  • weiterhin ausmisten im Außen

nicht vorgesehen, weil kaum möglich. Auch mein Tag hat ja bekanntlich zum Glück nur 24 Stunden 😉

Was sind denn nun die Baustellen?

Nun also zu meinen „Baustellen“. Ich liebe die Aufräumerei und fast alles, was dazu gehört. V.a. natürlich das Coachen, das Motivieren und Begeistern für ein ordentliches, aufgeräumtes Leben, für Minimalismus in allen Lebensbereichen (ich kann dir hierzu übrigens von Herzen Becoming Minimalist empfehlen). Das Schreiben von Blogartikeln, das Lesen (und Rezensieren) von Büchern… Aber irgendwie nimmt das alles überhand (lustiges Wort, oder?). Und so passend, weil ich manchmal das Gefühl habe, einfach zu viele Bälle in der Luft zu haben. Jonglieren mit mehreren Bällen klappt schon, aber irgendwann klappt es nicht mehr gut, weil man keinem Ball mehr die nötige Aufmerksamkeit geben kann, man „arbeitet ab“, hat wenig Zeit für jeden und schleust nur durch. Meine mir selbst auferlegten Pflichten werden mir also einfach zu viel! Zu viele Bälle kann und will ich nicht mehr jonglieren. Deshalb dürfen nun einige davon gehen, nein: sie müssen! Denn ich will weiterhin das tun, was mir richtig Spaß macht. Und mein Motto war in der Vergangenheit ganz oft: ganz und gar oder gar nicht.

Auserlesenes als Beispiel

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: meine Auserlesenen. Ich habe wie eine Wilde zahlreiche Autor*innen und Verlage angeschrieben, weil ich plötzlich lauter interessante Bücher gesehen habe, die ich unbedingt lesen wollte. Und versteh mich nicht falsch: Da war kein Buch dabei, das es nicht wert war. Alles coole, interessante, lesenswerte Bücher, die mich bereicherten, mich Dinge lehrten, die ich nicht missen möchte. Dennoch war mein innerer Monk gleich wieder parat und sagte: Kannst ja die Bücher gleich rezensieren und Blogartikel darüber schreiben, außerdem die doppelten Exemplare bei Instagram verlosen. Gesagt, getan. Der innere Monk war lange Zeit sehr stark. Aber dass all die Aufgaben, die neben dem Lesen dazu gehören, um einen Blogartikel zu schreiben und zu veröffentlichen usw., echt gewaltig sind, hat mich mit der Zeit wirklich gestört. „Eigentlich“, ursprünglich, wollte ich doch einfach nur gute Bücher lesen, Spaß dran haben und – wenn sie gut waren – anderen Menschen empfehlen. Irgendwie bin ich da wohl übers Ziel hinaus geschossen, habe mir selbst den Druck auferlegt, alle 4 Wochen etwas zu veröffentlichen. Und genau das ist letztendlich mein Verhängnis geworden (die Auserlesenen sind übrigens nicht das alleinige Übel, keine Angst). Sondern das Einführen einer Gewohnheit, die ich so auf Dauer gar nicht halten kann (und nebenbei bemerkt: auch niemand von mir erwartet oder fordert).

Erkenntnisse über Erkenntnisse

Merkst du was? Sicher hast du auch so Verpflichtungen, die du dir auferlegst und kein Mensch am Ende mitbekommt. Wäre doch ziemlich entspannt, mal alles zu überprüfen, was so läuft, oder? Bei mir war das ja Mitte/Ende Februar der Fall, da hatte ich während meiner Corona-Erkrankung plötzlich eine Wahnsinnserkenntnis, nämlich dass mir alles zu viel wird. Daraus ist übrigens spontan der Workshop Frühjahrsputz für die Seele entstanden und aus diesen daraus gewonnenen Erkenntnisse gleich eine ganze Reihe (Raus aus der Komfortzone und GET SHIT DONE) – so kennt man mich eben 😉 Die Aufzeichnungen kannst du dir übrigens gerne noch buchen, die Feedbacks der Teilnehmenden waren echt grandios!

Vom Jonglieren meiner Baustellen

Ok, man könnte meinen, ich hab nichts daraus gelernt (schließlich ist es jetzt Mai). Oh doch, manchmal braucht es einfach ein bisschen, bis eine Erkenntnis vom Kopf in den Bauch gerutscht ist. Bis sie „angekommen“ ist. Weil es wieder ging, weil ich zeitlich etwas umgestellt habe. Doch das Umstellen, das Managen von Bällen macht aus dieser Vielzahl nicht weniger. Man jongliert lediglich in einer anderen Reihenfolge. Und das könnte sicher jedes Kindergartenkind beantworten, dass das Umstellen der Verpflichtungen zu keiner Erleichterung führt. Das „Sammeln“ von all diesen Erkenntnissen (z.B. dass mich Instagram sehr oft wirklich stresst, dass ich oft schon in Posts „denke“, dass ich Szenen aus meinem Alltag „bildlich“ für Beiträge beurteile, dass ich einfach viel zu viel Zeit mit dem Smartphone verbracht habe, dass ich immer mal „schnell“ noch was schauen wollte und dann gefühlte Ewigkeiten dort verbrachte usw.) hat mich dazu bewegt, nun erst einmal eine Instagram-Pause einzulegen. Weil Instagram für mich seit Beginn DER Kanal war, über den ich mit dem Außen kommuniziert habe. Mein Sprachrohr nach draußen sozusagen. Natürlich habe ich auch diesen Blog hier, aber die Reichweite auf Instagram ist viel größer – und der Preis ist eben eine ständige Erreichbarkeit, ein ständiges Online-Sein, um im Algorithmus zu bleiben. Dazu darf man fleißig liken und posten und kommentieren, mich stresst es gerade schon beim Schreiben. Und das will ich einfach nicht mehr. Ich will Menschen berühren, die mich zufällig (ich glaube ja nicht an Zufälle) finden, die ich inspirieren und begeistern kann, dass sie ihre Leben ausmisten und Zeit haben für das Wesentliche. Nicht, weil ich den „richtigen“ Hashtag getroffen habe.

Verena Schürmann von minimalistic.verena hat mich gestern mit ihrem Beitrag deshalb genau ins Herz getroffen mit dem, was sie schrieb. So dass ich noch während des Lesens beschlossen habe, mal eine Pause einzulegen. Instagram ist nett, ich habe wirklich ganz tolle Kontakte darüber geknüpft bzw. vertieft (z.B. Verena, Bettina von Die Alltagsfeierin, Daniela Otto, Johanna von einfachachtsam_sylt, Christof Herrmann von einfachbewusst.de, Anne von beachcleaner, Chrissie von tellyventure, Thekla Wilkening, Annemarie Miesbauer, Bianca Stäglich von stilfrage, Anja von Schminktante, Celine von Book of Finance, Catt, Chrissi von Tante Frida, Frl Ordnung, Nadine Schubert, Greta Silver, Katharina Heilen, und so viele Menschen mehr -und was war das für eine Freude!!!) Und auch hier war meine monatliche Interviewreihe eine von mir auferlegte Verpflichtung, so dass ich die einzelnen Interviews schon gar nicht mehr so richtig genießen konnte.

Blume wächst durch Asphalt

Wie geht es nun weiter?

Weil ich genau das wissen will, wie es weiter geht, muss und möchte ich in mich gehen. In mich gehen und wachsen, so wie die Blume auf dem Bild. Die sich ihren Weg bahnt, den man eben nicht immer genau planen kann (ich so, früher. Ok, bis gestern eigentlich). Sondern es darf viel mehr intuitiv geschehen, es muss nicht gleich alles einen wöchentlichen / monatlichen Rhythmus bekommen, der mich dann stresst. Ein Human Design Reading bei der lieben Bettina von Die Alltagsfeierin (das ich übrigens von Herzen empfehlen kann) hat gezeigt, dass ich der Typ Reagieren bin. Ich dachte immer, dass ich initiiere, das stimmt aber nicht ganz. Ich reagiere auf etwas von außen (z.B. einen Kommentar, auf etwas, das ich gesehen habe, eine Intuition, eine Not, eine Frage) und dann fühlt sich das Ganze rund und stimmig an. All das, was ich mit viel Plan und Struktur über Wochen und Monate vorab initiiere, stresst mich dann mit der Zeit. Scheinbar möchte ich mich über längere Zeit einfach nicht mehr so binden, schließlich ist alles im Wandel und wer weiß, ob ich in 4 Monaten noch genauso brenne für die Sache. Und genau deshalb steht nun noch mehr in mich blicken auf dem Programm, draußen sein, mit Lieblingsmenschen unterwegs sein, viel viel viel mehr offline sein statt online und vieles mehr. Einfach das tun, was mir gut tut. Und dazu gehört natürlich auch weiterhin das Coachen meiner wundervollen Kundinnen. Die will ich weiterhin vor Ort bzw. online motivieren, aber eben nicht mehr alle pauschal bei Instagram, was ja letztendlich eh nicht geht.

Weniger, aber besser

Weil viel eben nicht viel hilft, weil weniger einfach besser ist in vielen Bereichen und ich nicht mehr auf allen Hochzeiten mittanzen muss. Ich suche mir einfach die schönsten Hochzeiten / Orte aus und dort bin ich dann dort – und zwar zu 100 %. Mit all meiner Aufmerksamkeit und Liebe und allem, was ich geben möchte. Ich will ein Buch schreiben, in dem Tempo, in dem ich es möchte. Dann, wenn die Ideen kommen, dann wenn ich Lust dazu habe. Und die habe ich, bisher war einfach die Zeit knapp für das Beheben der „Baustellen“.

Instagram bleibt natürlich eine tolle Kontaktmöglichkeit, um mit vielen tollen Menschen ins Gespräch zu kommen, um mich auszutauschen, um zu inspirieren. Aber keine „Verkaufsplattform“, auf der ich nach bestimmten Regeln mitspielen muss. Just for fun soll hier die Devise sein. Nicht mehr regelmäßig (sorry an alle, die mich hier so unterstützt und verfolgt haben), sondern intuitiv und dann, wenn es was zu sagen gibt. Nicht weil es heute passend wäre etwas zu sagen…


In diesem Sinne aufgeräumte Grüße, vielleicht hast du ja die eine oder andere Erkenntnis für dich mitgenommen, die dir das gleiche Übel spart –
deine Petra 🎈