Im Freundes- und Bekanntenkreis werde ich immer wieder einmal gefragt: „Petra, was ist Minimalismus (für dich)? “

„Damals“, als alles begann (also vor ziemlich genau 5 Jahren, nachdem meine Mama gestorben war) war Minimalismus tatsächlich nur ein Nebenprodukt des Ausmistens für mich. Ich habe das ganze Elternhaus auf den Kopf gestellt, es blieb quasi kein Stein auf dem anderen. Ausmisten, Dinge loslassen, mich von Erinnerungsstücken trennen, eine neue Ordnung und Struktur schaffen – um das ging es mir. Dass mit jedem Teil, das ich gehen lassen konnte, alles immer leichter wurde, habe ich erst später realisiert. Darüber habe ich auch schon zu Beginn des Blogs einmal geschrieben, also quasi noch mitten im Prozess. Die Beiträge dazu findest du hier: Wie Minimalismus mein Leben veränderte (Teil 1) und hier: Minimalismus Teil 2

Loslassen braucht seine Zeit

Der Prozess des Loslassens hat einige Zeit gedauert, das war auch gut und nötig so. Als ich immer mehr Dinge verschenkt, verkauft und gespendet habe, unzählige Male auf dem Wertstoffhof in Nürnberg war – fiel Stück für Stück eine riesige Last und Verantwortung von mir. Genau, das Wort Verantwortung trifft es mit am besten – ich war plötzlich nicht mehr für so viele Gegenstände verantwortlich – das gab mir ein gutes Gefühl. Ich bemerkte plötzlich, dass Besitz auch belastend sein kann – v.a. dann, wenn ich ihn nicht ausgewählt habe.

Das waren ja hauptsächlich die Gegenstände meiner Mama, die ich da weggegeben habe. Ich bin nach der Trennung von meinem Exmann bewusst mir nur wenigen Dingen nach Nürnberg zurück gezogen, wollte mit unserem Sohn ein neues Leben beginnen, mit Dingen, die nicht erinnerungsbehaftet waren. Und dann eben diese Last der fremden Dinge auf meinen Schultern, die mich förmlich zu erdrücken schienen. Da war mir klar, dass ich wirklich wenige(r) Gegenstände in meinem Leben haben wollte – und wenn, dann nur die, die ich ganz bewusst ausgesucht habe, die mich glücklich machen, die mir ein gutes Gefühl geben (wenn Gegenstände das überhaupt können, aber ich glaube Ihr wisst, was ich meine).

Alles Zufall?

So nach und nach beschäftigte ich mich immer mehr mit dem Thema Minimalismus, es begegnete mir fast überall plötzlich – Zufall? Ich glaube nicht. Ich fand es immer spannender, wie andere diese Lebenseinstellung für sich leben und praktizieren. Es gibt die wildesten Theorien um Minimalisten, was ich immer sehr erheiternd finde. Nein, wir Minimalisten laufen nicht alle spartanisch gekleidet in weißen Gewändern herum und haben nur 100 Gegenstände. Wobei es diese Menschen natürlich auch geben darf, jeder nach seinem Geschmack – das ist ja genau das schöne daran. Jede und jeder darf genau so leben, wie er und sie möchte, mit so vielen Gegenständen, die eben genau richtig ins jeweilige Leben passen.

Was ist denn nun Minimalismus für mich?

Minimalismus ist für mich genau DIE Lebensform, mit der ich ein entspanntes, leichtes und glückliches Leben führen kann –

  • weil ich von Gegenständen umgeben bin, die ich bewusst ausgesucht habe
  • mit den Verpflichtungen und Terminen, die mir und meinem Leben gut tun
  • mit lieben Menschen, die ich mag und mit denen ich gerne meine Zeit verbringe
  • in der Tätigkeit, die mich erfüllt und bei der ich andern Menschen helfen kann

Minimalistisch

Die Essenz meines minimalistischen Lebens ist die Reduzierung auf das Wesentliche – nämlich die Zeit, die ich dadurch gewinne, dass ich weniger und nur noch das für mich Richtige besitze. Zeit für mich, für meine Familie und Freude und für die Tätigkeiten, die ich liebe. Weil erfüllte Zeit für mich das Wichtigste ist.

Petra Bäumler

Auf Instagram folge ich seit längerem schon einigen sehr tollen Menschen, die sich in irgendeiner Form mit den Themen Minimalismus, Frugalismus, plastikfrei/nachhaltig leben usw. beschäftigen (diese Themen verschmelzen für mich immer mehr zu einem Thema, das mein Leben ausmacht). Sie sind eine Inspirationsquelle für mich, einige davon kenne ich auch persönlich und schätze sie alle sehr.

Was ist Minimalismus für andere?

Als ich die Idee zu diesem Blogartikel hatte, kam mir in den Sinn, dass ich gerne ihre Essenz auch hier teilen möchte, weil ich glaube, dass alle Essenzen zusammen ein wunderbares Bild ergeben, WAS Minimalismus alles ist und sein kann. Vielleicht inspirieren sie Euch ja auch?

Deshalb freue ich mich sehr, dass ich Euch hier diese bunte Auswahl an wundervollen Statements zum Thema Minimalismus präsentieren darf! Besucht auf jeden Fall einmal die Webseiten bzw. Instagram-Profile der vorgestellten Personen, Ihr werdet sehen, dass sie ein Füllhorn an Ideen und Inspirationen sind.

Beginnen möchte ich mit einem Zitat aus dem Buch Das Minimalismus-Projekt: 52 praktische Ideen für weniger Haben und mehr Sein von Christof Herrmann von einfachbewusst.de:

„Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten – aber nichts Richtiges zum Anziehen. Im Supermarkt stehen 17 verschiedene Himbeermarmeladen – nur keine aus der Region. Ein voller Terminkalender – das Leben ist trotzdem nicht erfüllt. Urlaub in Neapel oder in Nepal – oder doch lieber woanders? Immer mehr Kontakte auf Facebook & Co. – immer weniger Zeit für die echten Freunde. Zig Millionen Songs zum Streamen – aber keine Muße zum Musikhören. 

Zu viele Gegenstände, zu viele Möglichkeiten, zu viele Pläne, zu viele Kontakte – zu viel von allem. Wir leben im Übermaß. Die große Auswahl, die ständige Reizüberflutung und die wachsende Komplexität des Alltags überfordern uns. Oft so sehr, dass wir uns gestresst, ausgelaugt oder fremdgesteuert fühlen. Ein glückliches, erfülltes Leben rückt in weite Ferne. 

Die minimalistische Lebensweise setzt genau an diesem Zu-viel-von-allem an. Es geht darum, den Ballast ausfindig zu machen und diesen dann peu à peu dauerhaft loszuwerden. Jeder Mensch definiert Ballast unterschiedlich. Meist jedoch hat er mit materiellem Überfluss, unnötigen Aufgaben und negativen Beziehungen zu tun. Beim Minimalismus gibt es keine festen Regeln. Du musst nicht ausmisten, bis Du nur noch 100 Gegenstände besitzt. Du musst Dich nicht von allem und allen zurückziehen. Du schaffst einfach nur Zeit und Raum für die Dinge, Aktivitäten und Menschen, die Dir wichtig sind. Du entscheidest also wieder selbst darüber, wie Du Dein Leben gestalten möchtest.“ 

Florian Wagner von „Geldschnurrbart“ 
„Minimalismus ist für mich das Streben nach Effizienz: mit wenig Ressourceneinsatz viel erreichen (Lebensfreude). Frugalismus beinhaltet dies und ergänzt es noch um das Thema Finanzen: Geld auch zu investieren ermöglicht Freiheiten und einen selbstbestimmteren Alltag, ein Zugewinn für die Zufriedenheit.“

Denise Colquhoun von „Fräulein Ordnung“
„Für mich ist Minimalismus ein essentieller Weg zu innerer Ruhe und Gelassenheit, weil ich mich dadurch von Balast befreie. Es geht für mich aber nicht primär ums Ausmisten sondern darum, zu erkennen und zu behalten, was mir Freude bereitet. Ich wünsche mir einfach, dass mich sowohl Dinge als auch Menschen bereichern und mir ein gutes Gefühl geben, deshalb schaue ich immer wieder genau hin.“

Dr. Daniela Otto – „Digital Detox“
„Minimalismus ist für mich die Reduzierung auf das Wesentliche. Die Fokussierung auf die Essenz. Die Rückkehr zum Sinn.“

Anne Mäusbacher von „Beachcleaner“
„Minimalismus zu leben heisst für mich, loszulassen, mehr Space, räumlich aber auch geistiger Natur, also Platz zu schaffen für Neues und die damit einhergehende Freiheit zu erkennen und zu geniessen.“

Christian Baier von „selbst-schuld.com“
„Minimalismus ist für mich eine Zeitreise in die gute Vergangenheit, in der Gegenstände noch Werte hatten und Werte nicht von Dingen abhingen. Es ist die Vereinfachung meines kurzen Lebens, in der ich es nicht zulasse, dass unnütze Dinge wertvolle Zeit fressen und gleichzeitig meinen Blick fürs Wesentliche vernebeln. Sich auf dieses Wesentliche zu konzentrieren – indem alles Unwesentliche verbannt wird – ist in der heutigen Zeit die einzige Möglichkeit aus dem Hamsterrad zu entkommen, um die guten Dinge der Vergangenheit ins JETZT zu holen.“

Verena Schürmann von „minimalistic.verena“
„Minimalismus bedeutet für mich, nur noch die Dinge zu besitzen, die ich wirklich brauche und auch mag, und endlich Zeit zu haben für die wichtigen „Dinge“ im Leben!“

Minimalismus

Celine Nadolny von „Book of Finance“
„Minimalismus ist für mich die Besinnung auf die Dinge im Leben, die uns tief glücklich machen.“

Birgit Fazis von „Zeit statt Zeug“
„Seit knapp 4 Jahren lebe ich ein Leben, in dem weniger wieder mehr ist. Konsequent habe ich mich von allem Überflüssigen getrennt und liebe es sehr, wie dieser Prozess meinen Blick auf das Wesentliche gelenkt hat und es immer noch tut, und zwar in allen Bereichen des Lebens. Als Minimalistin würde ich mich jedoch nicht bezeichnen, denn mir geht es nicht darum, so viel wie möglich aus meinem Leben zu entfernen. Das Leben, ganz egal wie wir es leben, sollte kein Wettlauf sein, bei dem nur der gewinnt, der so wenig wie möglich besitzt. Ich bevorzuge die Bezeichnung „Essentialistin“. Das passt viel besser zu mir und meinem Leben, weil es hier dabei geht, herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist um Leben und das ist etwas sehr Individuelles.“

Sebastian Voss von „Frugal zum Glück „
„Der Minimalismus ist für mich Werkzeug und Lebenseinstellung zugleich. Er hilft mir, meinen Besitz auf die Dinge zu reduzieren, die mir in meinem Leben einen wirklichen Mehrwert, maximale Freude und Zufriedenheit liefern. Gleichzeitig erinnert er mich immer wieder daran, dass „Größer und Mehr“ eine Fehlinterpretation von Glück ist und die Antwort fast immer im Weniger liegt.“

Sven Hanuschik von „Traveldichkrass“
„Minimalismus ist Freiheit. Minimalismus schärft den Blick, was wirklich wichtig ist, gibt Freude an den kleinen Dingen (die man sonst übersieht) und diszipliniert Nein zu sagen. – „Alles was Du besitzt, besitzt irgendwann Dich“. Jeder der das versteht oder sogar kennt, weiß, was Minimalismus bedeutet.“

Johanna Katzera von „einfachachtsam.de“
„Seit der Rückkehr aus Südamerika bedeutet Minimalismus für mich, mein hochkomplexes, stets durchgetaktetes Leben bewusst zu vereinfachen. Nur weil alles möglich ist, muss ich nicht alles Mögliche möglich machen. Es gilt, die unendlichen Optionen willentlich zu begrenzen. Minimalismus in Zeiten des Überflusses bedeutet bewusstes Entsagen und eine Zeit lang nur für die Unerreichbarkeit erreichbar zu sein.“

Nadine Schubert von „Besser leben ohne Plastik“
„Für mich ist Minimalismus eine erstrebenswerte Lebenseinstellung, die ich wohl nie ganz erreichen werde. Und trotzdem hilft der Begriff dabei, sich bewusst zu machen, dass wir den Überfluss, in dem wir leben, nicht benötigen. Wir sollten unseren Blick fürs Wesentliche schärfen und dem Konsumwahnsinn entkommen. Ein „weniger ist mehr“ hilft schließlich auch dabei nachhaltiger zu leben. Weniger kaufen, weniger wegwerfen, weniger besitzen. Das klingt nicht nur schön, sondern fühlt sich auch gut an. Und letztendlich hat es nichts mit Verzicht zu tun, sondern vielmehr mit Verweigerung.“

Bettina Höchsmann von „Die Alltagsfeierin“
„Minimalismus ist für mich die Bewusstheit, mir darüber klar zu sein, welche Dinge mich zufrieden und glücklich machen und mich auch nur noch mit diesen zu umgeben. Was diesen Anspruch nicht erfüllt darf gehen, so dass bei mir, ohne viel Kraftaufwand, ein großen Loslassen begonnen hat. Schritt für Schritt.“

Michael Klumb von „minimalismus-leben.de“
„Minimalismus ist für mich ein Weg von Außen nach Innen. Durch ihn kann man langfristige Zufriedenheit, Achtsamkeit im Alltag und Freiheit erreichen. Ich bin gespannt was ich noch weiter entdecken werde.“

Monica Albrecht von „minime.life“
„Minimalismus ist für mich zum einen die Freiheit, mich nur mit den Dingen (und Menschen) zu umgeben, die mir gut tun, die ich mag und die ich in meinem Leben wirklich haben möchte. Zum anderen ist es für mich ein unverzichtbarer Bestandteil des nachhaltigen Lebens. Eine tägliche Erinnerung, worauf es wirklich ankommt – Für unsere Umwelt, den Planeten und für alles, was darauf lebt.“

Valentina Dapunt von „minimalfrugal.com“
„Minimalismus bedeutet für mich Fokus auf das Wesentliche sowie bewusster Konsum. Beides führt zu mehr Freiheit und Unabhängigkeit, sodass ich mich voll und ganz auf das konzentrieren kann, was mir wirklich wichtig ist.“

 


Wow, was für eine bunte Sammlung an tollen Statements, oder? Und ich finde mich in jedem der Zitate wieder, daraus ergibt sich für mich ein allumfassendes Bild des Minimalismus – in all seinen Facetten.

Ich danke allen hier Beteiligten für ihre ganz persönlichen Definitionen und würde mich sehr darüber freuen, wenn du als Leser dieses Artikels vielleicht deine eigene Idee des Minimalismus hier mit uns teilen möchtest!

Viele Grüße,

deine Petra ❤