Mein bester Freund musste letztens nach einem Krankenhausaufenthalt noch eine Woche zu Hause bleiben. Es ging ihm schon wieder soweit gut, dass er in der Wohnung aktiv sein konnte und nicht mehr das Bett hüten musste. Aber so richtig Bäume ausreißen ging eben auch noch nicht. Auf einmal hatte er also Zeit für Müßiggang und einfach mal Nichtstun. Etwas, dass wir uns in unserem stressigem Alltag doch immer wünschen… natürlich nicht in Verbindung mit einer Krankheit oder einem Aufenthalt im Krankenhaus. Aber so einen Moment, in dem die Gedanken einfach mal bei uns bleiben können und nicht darauf ausgerichtet sind, welche To-Dos noch abgearbeitet werden müssen, welcher Einkauf noch zu erledigen ist, welche Termine noch abzusprechen sind.

Das Schönste, was in solchen Momenten des Nichtstuns passiert … du nimmst auf einmal Details um dich herum wahr, die dir vorher nicht aufgefallen sind. Im Fall meines besten Freundes war es auf einmal sein Badezimmer. Ein Raum, der normalerweise vollgestopft war mit allem möglichen Shampoos, Cremes, Parfüm. Es ist ein kleines Bad, wie viele von uns es auch haben. Trotzdem stand gefühlt auf jeder freien Stelle ein Artikel aus der Drogerie oder Apotheke. Liebenswert chaotisch würde ich sagen.

Als ich aber letzte Woche zu einem Krankenbesuch vorbeikam, waren all die Flaschen, Tiegel und Krimskrams verschwunden. Minimalismus war stattdessen eingezogen! Was war passiert? Er erzählte mir, dass er mal wieder in Ruhe auf meinem Blog über Mindful Zero Waste (https://martha-s.de/) gelesen hätte und als er sich so in seinem Badezimmer umgeschaut hat, seien ihm die ganzen Dinge auf einmal bewusst geworden. Einige der Kosmetikprodukte waren schon seit Jahren abgelaufen. Er hat kurzen Prozess gemacht und radikal alles aussortiert was er ohnehin nicht benutzt. Übrig geblieben waren eine Handvoll Flaschen. Es fühlt sich super befreiend an. Nicht nur, dass das Bad insgesamt aufgeräumter und großzügiger wirkt, sondern auf einmal ist ein Raum entstanden, in dem er sich wohlfühlt und loslassen kann.

Loslassen, weniger Besitz und weniger Krimskram um uns herum bringen also Gelassenheit, Entspannung, Klarheit. Anders ausgedrückt – sie tun uns verdammt gut. Aber warum schaffen wir es dann nicht diesen Zustand beizubehalten?

Ganz bestimmt hast du schon solche Aufräum- und Ausmist-Aktionen hinter dir! Wie viele Male hast du dir dann vorgenommen, dass ab jetzt die Oberflächen und Schubladen leer bleiben? Hat es funktioniert?

Dein Zero Waste Alltag beginnt mit Mindful Living

Fakt ist, dass wir in einer Zeit leben, in der alles im Überfluss vorhanden ist. Ständig werden wir animiert, etwas zu kaufen. Und auch wenn wir nichts kaufen, kommt jemand und drückt uns etwas in die Hand. Eine Gratisprobe, einen Flyer, Kassenzettel, Gummibärchen…. Endlos, die Liste alleine der Dinge, die völlig ungebeten in unsere Wohnung kommen.

Die Notwendigkeit des Wegwerfens entsteht jedoch, weil wir unaufmerksam sind. Die Tatsache, dass wir umgeben sind von Produkten, die wir konsumieren sollen, kannst du erstmal nicht ändern. Unsere Welt ist, wie sie ist und ändert sich nur langsam. Was du aber sofort ändern kannst, ist deine Sichtweise und Aufmerksamkeit
(https://martha-s.de/gluecklichsein-nachhaltigleben/) .

Wie oft hast du zum Beispiel schon an der Kasse gestanden und dein Handy rausgeholt? Oder ist dir mal aufgefallen, wie wenig Leute mittlerweile einfach nur auf den Bus warten? Wenn eine Verabredung zu spät kommt, werden wir ungeduldig und denken, dass unsere Zeit verschwendet wird. Die meisten von uns müssen sich irgendwie beschäftigen, um die Zeit dann sinnvoll zu nutzen. Dabei ist genau diese Zeit das schönste Geschenk. Genau in diesen Minuten kannst du deine Aufmerksamkeit schulen. Du kannst einfach mal nur warten. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Schaue dich um und nimm deine Umgebung und dich in diesem Augenblick ganz bewusst wahr.

Bleibe achtsam und genau in dem Moment werden dir viele Dinge auffallen

Durch diesen einfachen Schritt erreichst du mehr Bewusstsein für die Situation und Gelassenheit. Dein Stress und das Gefühl gehetzt zu sein wird abnehmen. Auf einmal wirst du dann bemerken, wie viele unnötige Dinge jeden Tag den Weg in dein Zuhause schaffen. Ähnlich wie wir von einer Welle von Informationen jeden Tag überschwemmt werden, werden wir auch von ganz vielen unnötigen Dingen belästigt. Im schlimmsten Fall erlauben wir diesen eigentlich unnötigen Dingen dann mit uns nach Hause zu kommen, um als Müll wieder entsorgt zu werden.

Ein Beispiel gefällig?  Stell dir noch mal vor, wie du in der Warteschlange an der Kasse stehst. Voo…oooll langweilig und verschwendete Zeit. Also holst du dein Handy heraus, um die Zeit „sinnvoll“ zu nutzen und schaust mal eben schnell bei Instagram vorbei. Ehe du dich versiehst, bist du bei der Kassiererin angekommen, hast völlig automatisch deine Sachen auf die Theke gelegt, bezahlt und stehst mit einer Tüte, Kassenzettel, Flyern über den aktuellen Sale und einem noch nett in Papier verpackten Einkauf draußen vor der Tür. Dabei hätte dein Einkauf eigentlich auch gut in deine Handtasche gepasst. Eiskalt erwischt? 

Auf der tiefsten Ebene geht es bei der Achtsamkeit um Freiheit: von reflexartigen Mustern, von automatischen Reaktionen und „ungewollten Handlungen“.

Bleib achtsam und dir werden ganz viele Gelegenheiten auffallen, um Unnötiges abzulehnen 

Durch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Bei-der-Sache-bleiben kannst du jeden Tag ganz leicht Müll vermeiden. 

  • Kassenzettel
  • unnötige Verpackungen und Tüten beim Einkaufen
  • die kleine Milchpackung zum Kaffee oder Zucker, den du eigentlich nicht nutzt
  • die Flyer, die dir in der Fußgängerzone in die Hand gedrückt werden
  • Gratisproben, die du am Ende nicht benutzt
  • Kugelschreiber, von denen du schon eine ganze Kiste voll besitzt
  • Werbung im Briefkasten, weil du schon lange das Schild „Bitte keine Werbung“ anbringen wolltest
  • der Luftballon für dein Kind, weil irgendeine Partei Wahlkampf macht
  • die Kundenzeitschrift im Supermarkt

Die Sachen abzulehnen, die du nicht unbedingt brauchst, ist der erste Schritt für mehr Zero Waste (https://martha-s.de/nachhaltigleben-zero-waste/) in deinem Alltag. Manchmal erfordert es auch Mut, um eine Alternative zu bitten und du musst lernen Nein zu sagen, aber dafür wirst du mehrfach belohnt.

Dein Mindful Zero Waste Alltag verhilft dir zu mehr Energie und Gelassenheit

Du wirst den Mut aufbringen müssen, vielleicht auf Instagram mal etwas zu verpassen. Vielleicht kostet es dich auch Überwindung, die Kellnerin noch mal loszuschicken, um dir ein Kännchen Milch zu bringen, statt der abgepackten Plastikdose. Aber wenn du regelmäßig dran bleibst und deine Aufmerksamkeit schulst, dann wirst du das gute Gefühl haben, jeden Tag etwas für die Umwelt zu tun. Andere Menschen erhalten durch deine freundliche Ablehnung ebenfalls die Chance, grundsätzlich etwas zu ändern und sich über ihr Handeln bewusst zu werden.

Das Ablehnen und bewusste Vermeiden von unnötigen Dingen wird dir aber auch Zeit sparen. Alles was nicht in deine Wohnung gelangt, musst du nicht aufräumen, entstauben, sortieren und entsorgen. Ich erinnere mich noch mit Schrecken an all die Stapel und Schubladen voller Krimskrams, von denen ich nie wusste, was sie beinhalten oder wohin ich sie räumen sollte. Sie bevölkerten bevorzugt meine Küche und haben mir vorwurfsvoll eingeredet, dass ich unordentlich wäre. Ich nenne diesen Krimskrams gerne Energiemonster, denn sie beschäftigen dich und rauben dir Energie, aber du hast keinen wirklichen Nutzen dadurch. 

Der einzige Weg, die Energiemonster loszuwerden ist, sie erst gar nicht in dein Zuhause zu lassen. Alles, was du dafür machen musst, ist aufmerksam zu sein. Frage dich einfach, bevor du etwas annimmst und in deine Tasche steckst, ob du es wirklich brauchst. Und damit meine ich Wirklich, Wirklich! Nicht in dem Sinne, oooh das Rezept klingt lecker, ich nehme den Flyer mal mit und probiere es irgendwann mal aus. Sobald dir so ein Gedanke in den Kopf kommt, kannst du den Rezept-Flyer schon wieder weglegen. Denn irgendwann kommt selten und bis dahin hast du den Flyer schon mehrfach hin und her geräumt.

Frag dich in dem Moment, in dem dir etwas angeboten wird, ganz bewusst, warum und ob du es annehmen möchtest. Frage dich, ob es dir genug Freude oder Nutzen bringt, sodass es deine Aufmerksamkeit und die wertvollen Ressourcen unserer Natur wert sind. Nur wenn du wirklich überzeugt bist, nimmst du etwas mit nach Hause. Alles andere kannst du getrost links liegen lassen oder ablehnen. Durch dein bewusstes und achtsames Handeln, signalisierst du auch, dass es nicht okay ist und du umweltschonende Lösungen bevorzugst. Denn wenn es keine Nachfrage gibt, gibt es auch kein Angebot. Probiere es aus ab jetzt aufmerksamer zu sein und du wirst feststellen, wie viel gelassener du auf die Flut der Dinge reagieren kannst. 

In Wahrheit können wir sehr gut ohne all die gratis Geschenke, Werbeartikel, Kugelschreiber, Verpackungen & Co. leben. Stimmst du mir zu?


Über die Gastautorin:
Ende 2017 hat Jana über ein Coaching den Weg zu ihrem Herzensthema Natur & Nachhaltigkeit gefunden. Statt immer mehr Geld und Zeit für einen Lebensstil auszugeben, der Statussymbole anhäuft, Erfolg über unseren Besitz definiert und ziemlich ungesund für uns und die Umwelt ist, ist sie über Plastik- und Konsumfasten zu Mindful Zero Waste gelangt. Dabei geht es um eine Lebenseinstellung, die die Umwelt schont und gleichzeitig eine neue Art von Wohlstand bringt, ohne kompliziert und perfektionistisch zu sein. Auf ihrem Blog teilt sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen, um anderen Frauen zu zeigen, welche Wege es gibt, um nachhaltig und im Einklang mit der Natur und sich selbst zu leben.