Laufend glücklich

1 ganzes Jahr lang täglich laufen

Jahresprojekte finde ich total spannend. Weil man sich ein ganzes Jahr lang auf etwas konzentriert und fokussiert, das Ziel des Ganzen somit schlecht aus den Augen verliert (wie es sonst so manches Mal passiert). An meinem letzten Geburtstag im Dezember 2020 habe ich mir ein solches Jahresprojekt auserkoren, das kam sozusagen „zufällig“. Ich glaube ja nicht an Zufälle und somit sollte es wohl so sein. Ich hatte mir die neueste Runners World – Zeitschrift angeschaut und einen interessanten Artikel über einen Streakrunner durchgelesen. Jan (genauer gesagt: StreakJan) lief seit über 500 (!!!!) Tagen täglich die Alsterrunde, die über 7 km lang ist. JEDEN TAG über 7 km, weil es ihm gut tut, weil er da nicht groß überlegen muss, er macht es einfach. Das faszinierte mich! Auch noch aus zwei anderen Gründen:

  1. Ende Dezember wollte ich ja meinen Online-Kurs „Ordentliche Routinen“ das erste Mal durchführen, in dem es – du ahnst es schon – um Routinen ging. Neben Gewohnheiten, die zum Ordnung machen bzw. halten gedacht sind, ging es für jede der Teilnehmerinnen auch um ein ganz persönliches Projekt, das ich #projekt33 genannt habe. 33 wegen des 33 tägigen andauernden Kurses. Man sagt, dass es einige Zeit dauert, bis sich Gewohnheiten etablieren, bis sich der Schweinehund dran gewöhnt und nicht mehr 1000 Ausreden findet und sich gegen die Tätigkeit windet.
  2. Da ich das Laufen seit Jahren praktiziere (mal mehr, eher früher – mal weniger, eher jetzt) und irgendwie nicht mehr so richtig reinkam (mit dem Vorsatz 2-3 mal pro Woche laufen zu gehen, WEIL der Schweinehund eben immer an diesen Tagen gejammert hat (das Wetter ist zu kalt, zu heiß, zu nass, zu trocken, zu dies, zu das) und ich ihm leider nachgegeben habe) dachte ich, dass es etwas sein muss, über das ich NICHT nachdenke, sondern einfach mache.

Da ich natürlich mit gutem Beispiel vorauslaufen wollte (sorry, der Wortwitz musste sein), kam es nun, dass diese Faktoren (StreakJan PLUS Ordentliche Routinen PLUS wieder dem Laufen nachgehen) mich diesen Plan fassen ließen, fortan täglich mindestens meine Pflichtmeile zu laufen. Ein Streak ist erreicht, wenn 1 Meile (1,6 km) gelaufen werden. Damit kam sogar mein Schweinehund gut zurecht. Was ist schon eine Meile? Meine früheren Bedenken (für 2 km brauche ich mich ja nicht mal umziehen, da komme ich doch nicht einmal ins Schwitzen, was soll das bringen und soweiter) wischte ich beiseite.

Vom Plan zur Handlung

Der Plan war gefasst: Bis zum nächsten Geburtstag im Dezember 2021 laufe ich jeden Tag mindestens 1 Meile. Punkt.

Gewohnheiten sollen einfach sein

Was war nun anders als vorher? Im Vergleich zu den „Versuchen“ in den Monaten zuvor, das Laufen wieder in meinen vollen Alltag zu bringen, gab es nun keine Diskussion mehr um das OB. Es was klar, DASS ich laufen gehe. Täglich. Jetzt galt es zu organisieren, WANN ich es in meinen Tag einbaue, so dass es zeitlich gut passt.

Ein wichtiger Punkt beim Etablieren von Routinen ist, dass Gewohnheiten einfach sein müssen (zumindest anfangs, bis man sie sich angewöhnt hat). Einfach war es, weil es wirklich nur um die Pflichtmeile ging. Einfach machte es auch, anfangs immer etwa zur selben Uhrzeit zu laufen. Warum? Weil es nicht nur um das Laufen an sich geht, sondern weil ich diese neue Routine an bestehende Gewohnheiten knüpfen konnte.

Laufen

Wann war es also günstig für mich und mein Leben?

In meinem Fall laufe ich sehr gerne früh, weil ich ein absoluter Morgenmensch bin und es kaum etwas Schöneres gibt, als früh, wenn alle noch schlafen und die Stadt gerade so erwacht, durch die Gegend zu traben, frische Luft einzuatmen, wenn die Vögel schon zwitschern und ich längst pfeifend unter der Dusche stehe, wenn sich alle anderen nach dem dritten Mal auf die Snooze-Taste-schlagen endlich aus dem Bett quälen. Außerdem dusche ich gerne morgens, was nun eben nach dem Laufen stattfindet.

Ich habe also das Laufen in meine bestehende Routine:
Aufstehen, meditieren, mich waschen, Zähne putzen, duschen
eingebaut.
Die neue Routine ist also:
Aufstehen, meditieren, mich waschen, Zähne putzen, laufen gehen, duschen.

Klingt doch ziemlich logisch, oder? Der Mensch ist nun einmal ein Gewohnheitstier und jeder von uns hat feste Abläufe, ob er dies nun will oder nicht. Wir können es also neuen Gewohnheiten am einfachsten machen, wenn wir sie an normale Alltagssituationen anknüpfen. Weil für den Schweinehund dann fast alles beim Alten ist – leider hasst er nämlich Veränderungen erst einmal. Eigentlich will er uns damit ja schützen, dadurch macht er uns aber manchmal das Leben (und v.a. gute Vorätze) extrem schwer.

Deshalb gibt es ein paar tolle Taktiken, mit dem wir uns Gewohnheiten aneignen und den Schweinehund sogar mitnehmen können. Aus diesem Grund heißt mein extra dafür kreiertes Instagram-Profil übrigens auch: Laufen mit dem Schweinehund 

Gewohnheiten sollen befriedigend sein

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Etablieren von Gewohnheiten ist, dass es befriedigend sein sollte. Das Tracken von getanen Handlungen ist schon eine wohltuende und glücklich machende Handlung an sich. Man sieht die täglichen Fortschritte, kann abhaken/ankreuzen/durchstreichen oder was auch immer und sieht deutlich, wie viel man schon geschafft hat. Um diesen Prozess für mich zu dokumentieren und das Ganze öffentlich zu machen (noch ein Faktor, den man nicht unterschätzen darf) habe ich mir ein Profil auf Instagram erstellt, quasi mein Lauftagebuch.

Tracken als befriedigende Gewohnheit?

Hier poste ich jeden Tag ein Bild von mir plus der Laufrunde, außerdem die gelaufenen Kilometer. Weißt du, wie sehr es mich ärgern würde und mein ästhetisches Wohlbefinden stören würde, wenn ein Tag fehlen würde? GENAU! Außerdem folgen mir hier etliche Menschen (vermutlich auch Laufverrückte plus liebe Menschen aus meinem Umfeld, bei denen ich groß posaunt habe, dass ich ab sofort TÄGLICH laufe und dies poste). Macht schon einen gewissen Druck 😉 Den ich mir natürlich selbst aus Forschungszwecken auferlegt habe, UM dieses Hintertürchen des Schweinehundes von Vorherein zu verbarrikadieren.

Das finde ich so spannend an diesem Projekt: Ich kenne mich und zahlreiche Ausreden meines Laufkumpels und habe mir für jede Ausrede eine Strategie überlegt:

Laufen

Mögliche Ausreden (Schweinehund) und Strategien (mein Verstand)

  • Es ist zu kalt – zieh dich warm an (übrigens bin ich sogar bei -16 Grad gelaufen und NICHT erfroren, im Gegenteil ist das Gefühl danach echt unbeschreiblich, spätestens unter der Dusche)
  • Es ist zu früh – du stehst doch eh gerne früh auf, dann kannst du auch laufen gehen
  • Ich war zu spät im Bett und bin noch müde – machs trotzdem, dann gehst du halt heute Abend früher ins Bett oder findest am Nachmittag Zeit für einen Powernap. Außerdem bist du nach dem Laufen viel fitter als nach weiteren 30 Minuten Schlaf mit schlechtem Gewissen
  • Ich habe früh einen Termin – dann musst du eben früher aufstehen, duschen willst du doch eh noch
  • Mein Freund übernachtet doch hier und sonntags darf ja wohl jeder einmal ausschlafen – dann gehe am Nachmittag oder frühen Abend laufen (Sonntag sind tatsächlich die einzigen Tage, an denen ich meist nicht früh laufen gehe)
  • Es regnet – die paar Minuten (für die nötige Pflichtmeile) wirst du wohl überleben und unter der Dusche wirst du später eh nass bzw. wieder warm
  • Ich habe keine Lust – machs trotzdem! (Das hilft übrigens immer)
  • usw.

Ich laufe nun täglich seit über 77 Tagen

Macht es jeden Tag Spaß? Ehrlich gesagt: nicht immer. In 99 % der Tage aber schon, nur an wenigen Tagen war es eine Qual (weil es echt sehr kalt oder rutschig war). Hier auf dem Foto bin ich tatsächlich einmal NUR die Pflichtmeile gelaufen und war echt froh, dass es danach vorbei war. Warum ich mir das dennoch „antue“? Weil es eben in 99 % aller Fälle großen Spaß macht. Am Anfang noch nicht immer, aber spätestens wenn ich um die Ecke unseres Weges gebogen bin, wenn die Vögel zwitschern und ich einfach nur happy bin, draußen zu sein. Manchmal muss man sich bzw. den Schweinehund eben zu seinem Glück zwingen, oder?

Laufend glücklich

 

Ideensprüher

Eines Tages beim Laufen kam mir übrigens eine sehr gute Idee. Ach ja, das passiert momentan ständig, ich glaube einfach, dass ich beim Laufen total bei mir selbst bin. Meine Gedanken sind frei und durch die Weite der Landschaft können sie schweifen. Auch Gedankenblitze schießen nur so rein – genau das ist es ja, was ich mir für dieses Jahr u.a. vorgenommen habe – noch mehr auf meine Intuition und die Impulse zu vertrauen. Aber zurück zur Idee: Mir kam der Gedanke, dass ich für jeden gelaufenen Kilometer 1 € spenden könnte. An eine tolle Organisation, die vielleicht sogar etwas mit Laufen oder so zu tun hat. Fällt dir da spontan etwas ein?

Und wann? Zu meinem Geburtstag, also nach genau einem Jahr, am Ende meines #projekt365. Passend, oder? Ich habe Geburtstag und werde über Facebook meine Freunde bitten, statt mir etwas zu schenken (was ich ohnehin vor Jahren schon abgeschafft habe) lieber dieser Organisation etwas zu spenden.

Ich bin schon sehr gespannt, wie viele Hundert oder gar Tausend Euro da zusammen kommen 😊

 

Ordentliche Routinen – Zwischenbericht

Übrigens lief der Online-Kurs „Ordentliche Routinen“ so gut, dass sich daraus eine kleine Spaziergeh-Challenge entwickelt hat. Die Teilnehmerinnen tracken mittels einer auf ihrem Smartphone installierten Apps die tägliche Schrittezahl und posten sie am Abend in einer von mir gegründeten Gruppe. Jede hat ihr eigenes Tagesziel (meins ist bei 8500 Schritten), das es täglich zu erreichen gilt. So ist jede für sich täglich beschäftigt, bestimmte Schritte zu gehen, um ihr Ziel zu erreichen (genau das ist so sinnbildlich, weil man für alle Ziele im Leben bestimmte Schritte gehen darf! Und hier passt es so bildlich, oder?).

Wenn wir dann abends posten, ist es wirklich eine wahre Freude. Die Damen überbieten sich z.T. mit ihren Zielen (wohlgemerkt geht es nicht um einen Wettkampf untereinander sondern nur um den eigenen Schweinehund). Wenn es eine einmal nicht geschafft haben sollte, weil einfach das Leben manchmal dazwischen kommt, dann wird sie durch die wohlwollende Gruppe so aufgebaut, dass sie am nächsten Tag frohen Mutes wieder dabei ist! Anfangs war es nur für den Februar 2021 gedacht, doch alle sind so begeistert, dass sie weitermachen wollten. Weil man eben nicht alleine mit sich und seinem Thema ist sondern weil es Mitstreiterinnen gibt, die das Gleiche wollen – genau aus diesem Grund mag ich mittlerweile auch Online-Coachings im Gruppenformat so gerne, weil sich hier eine ganz besondere Energie entwickeln kann. Falls Du also Lust haben solltest, Teil unserer motivierenden „Schritt-für Schritt“-WhatsApp-Gruppe zu werden, melde dich bei mir! Den nächsten Kurs „Ordentliche Routinen“ gibt es übrigens Ende April, die Anmeldepforten sind schon geöffnet.

 

Laufend glückliche Grüße,

deine Petra ❤