Im März 2018 hatte ich einen Schlüsselmoment! Mir wurde plötzlich alles zu viel! Ich hatte zwei Jahre davor meine Mama an den Krebs verloren, meine Ehe beendet, bin mit meinem Sohn in meine Heimatstadt zurückgezogen, habe mich beruflich und privat neu aufgestellt und das Elternhaus ausgemistet, umgebaut …

Nach all diesen Aktivitäten kam ich scheinbar zur Ruhe. Und nun? Wurde es ruhiger, ich hatte plötzlich Zeit. Zeit zum Nachdenken, zum neu Verplanen, zum Umstrukturieren. Zum Ankommen? Ja, schon. Aber irgendwie auch nicht. Und diese Frage: „Warum bin ich noch nicht bei MIR angekommen?“ beschäftigte mich sehr. Nun hatte ich doch alles, was ich mir erträumt hatte. Ein tolles Zuhause mit meinem Sohn und dem Kater, eine wunderschöne Arbeit mit netten Kollegen, einen liebevollen Partner, wundervolle Freundinnen … Dennoch. Irgendwas scheinte zu fehlen. Doch was?

Mein reiches Leben, für das ich dankbar war, wollte wieder betrachtet werden. Für mich stand es auf dem Prüfstand. Ich war zwar glücklich, aber irgendwie auch nicht so richtig. Kennst du das? Du hast nach außen hin scheinbar alles was es braucht – und doch fehlte etwas.

Dieses Gefühl nagte Wochen an mir. Bis klar war – ich musste dringend noch einmal ausmisten. Und zwar alles in meinem Leben. Innen und außen.

Es ist nie nur ausmisten

Ich wollte alle Bereiche und Dinge noch einmal gründlich durchsehen und prüfen, ob ich sie so lassen und behalten möchte. Also machte ich mir einen Plan. Ich liebe Pläne, habe quasi schon immer geschrieben (Tagebuch, Listen, Wie-will-ich-leben-Instruktionen) und deshalb war das nun das Naheliegendste für mich.

Also bin ich folgendermaßen vorgegangen:

  • 1 Monat lang im Außen (Mai 2018) mein komplettes Haus und alles was dazu gehört ausmisten (auch Garage, Auto, Büro in der Arbeit)
  • 1 Monat lang im Innen (Juni 2018) mein Seelenleben entmüllen.

8 Wochen, die mein Leben von Grund auf verändert haben, so viel kann ich sagen!

Außen

Der Mai 2018 war also geprägt von ausmisten, umräumen, umstrukturieren und neu dekorieren. Ich habe mir einen Plan (na klar, was auch sonst?) erstellt, wie ich vorgehen werde. Für jeden einzelnen Raum habe ich aufgelistet, was ich durchsehen will, welcher Bereich mir nicht gefällt, was ich verändern möchte, wo ich etwas ander(e)s möchte. Das waren sehr viele Listen mit sehr vielen Aufgaben.

Ich hatte tatsächlich jedes einzelne Stück (!) in der Hand. Habe mich gefragt, ob es mich (noch) glücklich macht, ob es in meinem zukünftigen Leben bleiben darf, ob es dort noch hineinpasst. Oh, wie viel habe ich ausgemistet. Da waren noch so viele Dinge von meiner Mama oder aus der Vergangenheit, die mich plötzlich nicht mehr glücklich machten bzw. die mich sogar unglücklich oder traurig machten.

Wollte ich mich mit diesen Dingen zukünftig wirklich umgeben? Nein! Definitiv nicht! Ich denke, dass in diesem Monat sicher noch einmal die Hälfte meines Besitzes weggegeben habe. Viele Dinge durften zum Wertstoffhof, die Männer kannten mich sicher schon beim Vornamen. Auch mein Sohn war oft mit dabei, habe ich ihm doch gezeigt, wie befreiend es sein kann, die nicht mehr benötigten Teile voller Schwung in den Container „zu pfeffern“ und loszulassen. Sehr viele Besitztümer habe ich außerdem verschenkt bzw. verkauft, so dass alles Gute noch einen Nutzen hatte. Was für ein tolles Gefühl: Sachen wegzugeben an jemanden, der sie wertschätzt und brauchen kann. Unbezahlbar! Zurück in den Kreislauf!

Die Befreiung, all das nicht mehr benötigte loszulassen kann sicher jeder nachvollziehen, der schon einmal ausgemistet hat. Als ob ich mich mit jedem einzelnen Teil, das ich los ließ, leichter fühlte. Jedes Stück Freiheit fühlte sich kostbar an. Jede freie Ecke, jede leerer gewordene Schublade… Als ob ich plötzlich mehr Luft zum Atmen hatte. Ich weiß, das klingt sehr pathetisch. Aber so fühlte ich es in diesem Moment. Ich wusste dadurch, dass ich niemals mehr zu viele Dinge wollte. Über Minimalismus habe ich hier ja schon öfter geschrieben – das war er in seiner Reinform. Ein spürbares Erlebnis für mich! Ballast abwerfen und sich gut fühlen. So einfach war das also!

Dieses Ausmisten im Außen hat viel in mir bewirkt. Ich spürte noch mehr als damals – als ich das Elternhaus ausräumte – wie sehr ich mich verändert hatte. Auch im Vergleich von vor zwei Jahren. Ich hatte mich verändert und deshalb mussten meine Räume angepasst werden. Sie mussten an mich und meine neuen Bedürfnisse nach mehr Freiraum und Einfachheit angepasst werden. Weil mich alles andere belastete und erdrückte. Das Gefühl, dass etwas fehlte, war plötzlich sonnenklar. Es war nicht das Gefühl von Leere sondern im Gegenteil von zu viel! Von Ballast. Wahrscheinlich fühlt sich das im ersten Moment ähnlich an, jedenfalls war es mir danach klar. Nur wenn ich eine Leere bzw. ein genau-richtig erschaffe, habe ich Platz für etwas Neues – und damit meine ich sicher nicht wieder irgendwelche Dinge, die ich mir ins Haus stellen wollte. Sondern Neues im Sinne von neuem Sinn, von erfüllenden Dingen, von meinem WARUM.

Dazu war es nun genau richtig, dass der Juni kam. Mein Monat der inneren „Reinigung“ – Detox für die Seele sozusagen 😉

Was dich nicht glücklich macht, kann weg

Innen

Auch hierfür gab es natürlich einige Überlegungen im Vorfeld, die ich mir sorgfältig auflistete. Was wollte ich alles „anschauen“?

  • Verpflichtungen
  • Freunde
  • Ziele / Träume
  • Beziehungen
  • Glaubenssätze
  • Umfeld
  • usw.

Ich nahm mir für jeden Tag ein anderes Thema vor. Begonnen habe ich mit Abschiedsbriefen an meine Eltern, an meinen Ex-Partner und an mein „altes Ich“. Die Briefe wurden natürlich niemals abgeschickt (meine Eltern sind beide tot) – aber um das ging es nie. Es ging einfach darum, mir alles von der Seele zu schreiben – gutes wie schlechtes! Meinen Frieden zu machen, zu verzeihen, zu lernen aus der Vergangenheit. Zu erkennen, dass niemand je böswillig gehandelt hat, dass mich die Eltern nach bestem Wissen und Gewissen erzogen haben – schließlich lernt man das ja nirgends richtig. Man kann nur aus seinem Erfahrungsschatz weitergeben, kennt nur diese Wahrheit.

Gerade das Verzeihen ist so eine kraftvolle Übung, die man v.a. für sich selbst machen kann. Andere wissen oft gar nichts davon, was man in seinem Inneren für einen Groll oder für negative Gefühle dem anderen gegenüber hegt, so dass man sich hauptsächlich selbst damit belastet. Ist das nicht paradox? Ich bin sauer auf jemanden, habe komische Gefühle, negative Gedanken, verhalte mich seltsam und der andere merkt nicht einmal was davon? Was für ein Quatsch!

Nach diesem Verzeihen – auch mir gegenüber – war ich bereit, mich der Gegenwart und der Zukunft zu stellen. Der Brief an mich selbst und mein milder Blick auf mein Leben taten gut – ich erkannte für mich, dass mich meine Vergangenheit genau zu der Person gemacht haben, die ich heute bin. Und damit bin ich eigentlich sehr zufrieden. Weshalb also grämen und ärgern? Bringt ja doch nix! Ich habe in dieser Zeit erkannt, dass mich v.a. die Dinge ärgern, die ich NICHT getan habe. Die ich mich nicht traute, weil sie zu groß schienen, weil sie außerhalb meiner sehr bequemen „Komfortzone“ lagen, weil mir die Meinung von außen wichtiger erschien… Das habe ich mittlerweile auch ausgemistet – was andere Menschen von mir denken ist mir inzwischen (fast) egal 😉 Nun galt es also, meine Verpflichtungen und Termine zu betrachten. Was tat ich und warum? Und hatte ich (noch) Spaß daran? Was frisst den Großteil meiner Zeit? Viele Dinge wurden in dieser Zeit überflüssig – z.B. bügeln. Für mich schon immer ein Graus. Ab dann beschlossen, dass es eine sinnvolle Kunst ist, Wäsche sehr gut und ordentlich aufzuhängen, denn das machte bügeln für mich komplett überflüssig. Was für eine Erleichterung.

Nach dem Motto:

Bügelst du noch, oder lebst du schon?

„Zufällig“ wurde in dieser Zeit mein Handy kaputt. Über einige Tage kündigte es sich an, dass es wohl bald den Geist aufgeben würde, aber erst als ich beschloss, sicherheitshalber alle Kontakte zu sichern, war es endgültig hinüber. Bevor ich alle Kontakte sichern konnte. Plötzlich hatte ich tatsächlich keinen einzigen Kontakt mehr. KEINEN. Alles war darauf gespeichert. Termine, Bilder (die ich zum Glück vorher gesichert habe), Adressen usw. Und nun war alles weg? Puh, das war tatsächlich ausmisten vom Feinsten. So hart wäre ich nicht einmal ich gewesen. Aber gut, ich sagte mir: Für irgendwas wird es schon gut sein. Mal abwarten, wer sich nun alles meldet. Und weißt du was? Einige Menschen davon haben sich bis heute nicht (mehr) gemeldet – und ich vermisse niemanden. Dafür kamen unzählige neue Freunde und Bekannte dazu, die vorher nicht in meinem Leben waren. Die „alten“ wurden quasi durch höhere Gewalt aus meinem Leben gelöscht.

Als nächstes überlegte ich mir, wo ich in 1 Jahr stehen will. Wie will ich da leben, arbeiten, wohnen…? Das war eine spannende gedankliche Reise, meine Visionen entstanden – dazu kreierte ich mir ein Visionboard, an dem ich alles festklebte, malte und schrieb! Welche Ziele habe ich, welche Reisen möchte ich unternehmen, wie soll mein Haus aussehen. Sehr spannend und auf jeden Fall zu empfehlen. Zu dieser Zeit beschäftigte ich mich schon einige Jahre mit Persönlichkeitsentwicklung, positiver Psychologie, NLP, positivem Mindset, der Kraft der Gedanken uvm. Dieses Board hängt in meinem Arbeitszimmer und immer wenn ich dort bin, fällt mein Blick drauf – eine ungeheure Anziehungskraft geht davon aus, genau dorthin zu kommen. Eine weitere Übung in meinem Ablauf war es, Dankbarkeit zu zelebrieren. Wofür bin ich alles dankbar? Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wie viele Seiten mit Punkten ich aufgeschrieben habe. Aber wie toll war diese Übung bitte? Ab da nahm ich mir vor, jeden Abend meine ganzen „Wunder“ aufzuschreiben, die sich tagsüber ereigneten und für die ich dankbar war. Das tue ich übrigens bis heute. Man steht schon mit einem anderen Gefühl auf – weil man sich auf alle Momente ganz anders einlässt, weil ich sie merken möchte, damit ich sie abends in mein Dankbarkeitsbüchlein schreiben kann. Weil man sich plötzlich viel mehr auf die positiven Dinge im Alltag konzentriert.

Das, auf was du dich fokussierst, verstärkt sich

Nach diesen zwei lebensverändernden Monaten ist eine Idee in mir gereift. Die Idee zur „Aufräumerei“. Ich habe an mir selbst erkannt und gespürt, wie wohltuend und erleichternd so ein Ausmisten des Lebens ist. So viele Menschen in meinem Umfeld schienen zu dieser Zeit genau die gleichen Themen in ihren Leben zu haben.

  • Kann das alles sein?
  • Was will ich noch machen?
  • Irgendwie ist mir alles zu viel…
  • Ich habe das Gefühl, dass ich keine Luft zum Atmen habe vor lauter Verpflichtungen…
  • Was tut mir gut?

Ich wollte anderen Menschen eine Inspiration sein, wollte mit ihnen meine Erfahrungen teilen, wie gut aufräumen der Seele tut, wie leicht und locker man sich im Alltag plötzlich fühlt. Dass nur der erste Schritt vermeintlich schwer fällt – der mit unterstützender Hilfe viel leichter wird. Und diese Hilfe wollte ich für andere sein, wenn sie sich auch nicht so leicht tun! Andere motivieren, damit sie sich für ihr Leben entscheiden, einmal durch die „Hölle des Ausmistens“ zu gehen, damit man danach ein für allemal Ruhe davon hat. Und wie befreiend es sich anfühlt, selbstbewusst Entscheidungen zu treffen über die Dinge, die im Leben bleiben sollen / dürfen.

Wie gesagt – es ist nie nur ausmisten. Es verändert dein Leben – wenn du es zulässt – und dadurch verändert sich alles. Wie herrlich!

Aufgeräumte Grüße,
deine Petra