Über meine große Leidenschaft für Rituale habe ich schon öfter geschrieben, das weißt du sicher, wenn du mir schon einige Zeit folgst. Das 15-Minuten-Ritual ist eines der für mich am wirkungsvollsten überhaupt. Weil es in 15 Minuten tatsächlich dauerhaft ordentlich und sauber bleiben kann. Eine gewisse Grundordnung ist hier auf jeden Fall von Vorteil, aber nicht unbedingt zwingend nötig.

Vorteile, wenn du schon eine Grundordnung in deinen Räumen hast:

  • du räumst Dinge abends einfach zurück an ihren Platz (der schon definiert ist)
  • du siehst sofort, was unnötig herumsteht oder -liegt
  • dir fällt auf, was nicht an seinem Platz steht
  • du brauchst nach einiger Zeit nie mehr die vollen 15 Minuten bzw. packst einfach andere Ordnungsgewohnheiten mit in diese Zeit

Wenn du noch nicht für jeden Raum eine Ordnung hast bzw. Dinge noch keine definierten Plätze haben

  • dann bemerkst du immer mehr, was dich im Alltag stört
  • du wirst durch das Ritual zu einem Aufräumprofi, weil sich die Gewohnheit der täglichen kleinen Schritte einspielt
  • jetzt willst du für Dinge feste Plätze bestimmen, weil sie dich an Ort und Stelle nerven (weil du sie immer von A nach B räumst und sie aber sowohl bei A als auch bei B stören)
  • dein Partner/Kind/Gäste bemerken, dass es bei dir ordentlicher ist

Wie funktioniert denn nun das 15-Minuten-Ritual?

Du stellst deinen Timer auf besagte 15 Minuten ein und „fegst“ dann durch deine Wohnräume. THAT’S IT 😉

Ok, etwas genauer: In 15 Minuten gehst du mit einem Aufräumblick durch jeden einzelnen Raum und verlässt ihn so, wie du ihn am nächsten Tag vorfinden möchtest. Ich mache das jeden Abend, bevor ich ins Bett gehe.

Warum abends?

Weil Gewohnheiten davon leben, dass wir sie zur gleichen Uhrzeit oder nach oder vor bestimmten Handlungen ausführen. Bei mir ist das eben bevor ich ins Bett gehe. Weil sich der „innere Schweinehund“ dann am besten darauf einstellen kann. Er wird anfangs noch ziemlich viel rumzicken und sich wehren wollen, nach einiger Zeit merkt er aber, dass es nichts bringt. Weil du es einfach trotzdem machst. Irgendwann spielen sich die Gewohnheiten dann ein, sie werden automatisiert und du musst nicht mehr darüber nachdenken, OB du sie nun erledigen möchtest. D.h. dein Gehirn muss keine Energie mehr darauf verwenden, diesen Prozess zu steuern – weil er automatisch abläuft. Du könntest sogar nebenbei andere Dinge tun (z.B. Hörbuch oder Podcast hören), ohne dass das dem Aufräuprozess schädlich wäre.

Mein liebstes Beispiel ist hier immer das Zähneputzen. Wenn du – wie ich – Kinder hast, weißt du sicher, wie müßig es in den ersten Jahren ist, ein Kind zum täglichen (mehrmaligen) Zähneputzen zu bewegen. Du brauchst viel Geduld, Ausdauer, wohlmeinende Worte und Ablenkungsmanöver, um das tägliche Putzen in den Alltag deines Kindes zu integrieren. Irgendwann merken Kinder dann auch, dass sich wehren und schimpfen und müde stellen usw. (setze hier gerne noch gefühlt 1000 Ausreden ein, die Kinder in ihrer kreativen Vermeidungsnot erfinden) NICHTS bringt. Sie „ergeben“ sich, weil ihr System merkt, dass Zähneputzen ab jetzt scheinbar zum Alltag gehört. Bingo! Ab jetzt ist die Gewohnheit etabliert.

Routinen etablieren

Der Körper liebt Routinen, weil das Gehirn in dieser Zeit automatisch funktioniert und es sich auf andere Dinge konzentrieren kann.

Denke mal an deine 1. Fahrstunde zurück. Was war das kompliziert! Kupplung drücken um zu schalten, bremsen ODER Gas geben, gleichzeitig in alle Spiegel blicken, nebenbei die Worte des Fahrlehrers und den Verkehr bitte auch immer schön beobachten… Puh, ich war ziemlich überfordert! Und dann? Mit den Jahren hat es sich so eingespielt, dass wir ziemlich viele andre Dinge nebenbei gleichzeitig machen können (was beim Autofahren sicher nicht immer günstig ist). Hast du dich auch manchmal schon gefragt, wie du nun von der Arbeit nach Hause gefahren bist, weil du nebenbei über deine Freisprechanlage telefoniert hast oder dich mit jemandem im Auto unterhalten hast oder lautstark bei Liedern mitgesungen hast? Wer ist eigentlich gefahren? Du – und zwar un(ter)bewusst.

Aufräumen ist auch eine Gewohnheit, die man definitiv lernen kann. Ich finde es sogar sehr sinnvoll, diese zu automatisieren, weil ich in dieser Zeit mit die kreativsten Gedanken habe.

Das Gehirn kann abschweifen, während die Hände beschäftigt sind.

Vorteile von fest definierten Plätzen für alle Gegenstände

  1. Wenn die Gegenstände in deinem Haushalt fest definierte Plätze haben, räumst du sie am Abend einfach wieder zurück. Das ist für mich etwas anderes als tatsächliches aufräumen. Ich räume nur noch zurück, nie mehr auf. Jedes Mitlglied meiner Familie kennt die fest definierten Plätze genauso wie ich. Weil auch sie die Gegenstände immer wieder zurückräumen (ja, das kann man ihnen beibringen, siehe Zähneputzen). Wenn mein Sohn z.B. die Schere braucht, weiß er ganz genau, wo sie ist. Weil sie immer dort ist. Und jeder in der Familie sie dorthin zurückräumt, wenn er sie nicht mehr braucht.
  2. Kein lästiges Suchen oder „Mama, wo ist die Schere?“ – weil jeder weiß, wo sie ist. Spart sehr viele Diskussionen und unnötige Umwälzaktionen aller möglicher in Frage kommender Orte.
  3. Zu Wissen, wie viele Gegenstände einer Kategorie ich habe, spart mir Fehlkäufe. Berühmtestes Beispiel aus eigentlich allen Aufräumcoachings, die ich je durchgeführt habe, sind Nudeln. Nudeln gibt es in Küchen oft in mehreren Schränken, manchmal auch noch im Vorratskeller oder -raum. Wenn man nun einkaufen ist und Nudeln sieht, denkt man oft spontan: „Mensch, Nudeln brauchen wir auch noch“. Lagerst du Nudeln aber nur an einem Ort, z.B. in einem Schrankfach, hast du sofort einen Überblick, dass du wohl die nächsten Monate erst einmal KEINE Nudeln mehr kaufen musst. Wenn du nun einkaufst, hast du immer dein Nudelfach vor deinem geistigen Auge und weißt sofort, dass es NICHT nötig ist, Nudeln zu kaufen, weil das Fach überquillt. Natürlich gehen Nudeln nicht kaputt, das stimmt. Aber jetzt tausche Nudeln durch Kartoffeln oder Gemüse / Obst, dann weißt du genau, was ich meine.

Hier einige Beispiele für fest definierte Gegenstände in meinem Haushalt:

  • die Schere ist immer in der Küchenschublade im hinteren rechten Fach
  • Schlüssel werden sofort, wenn jemand nach Hause kommt, hinter die Tür ans Schlüsselbrett gehängt
  • Handys werden immer am gleichen Ort abgelegt
  • Handyladekabel liegen immer in der gleichen Schublade in der Küche (dort werden sie auch aufgeladen), wo sie wieder zurückgeräumt werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden
  • Nagelschere und -feile sind in der obersten Badschublade, der Föhn in der untersten Schublade
  • Servietten sind in der Nähe des Esstisches, wo sie gebraucht werden
  • Einkaufstaschen sammele ich an einem Ort im Flur (wenn ich mit den Einkäufen nach Hause komme, landen sie danach dort). Von Zeit zu Zeit nehme ich dann einen Schwung wieder mit ins Auto, weil ich sie ja dort meistens brauche. Ein lästiges Einkaufstasche-Kaufen beim Einkaufen gibt es also nie
  • Duschgel- und Shampoo – Vorräte sind im Badschrank, so dass ich sofort einen Überblick habe, ob ich wieder eins nachkaufen muss

Special-Tipps

  • Dinge, die ich aus dem Vorrat nehme, kommen sofort auf die Einkaufsliste. Spätestens beim letzten Duschgel oder der Nudelpackung werden diese Dinge aufgeschrieben, so dass sie nie ausgehen. Hier gilt das Motto: Schreib‘ es gleich auf, dann vergisst du es nicht. Natürlich kannst du bei allen Dingen selbst entscheiden, wie viele Packungen du von jeder Sache haben möchtest. Mein Motto ist hier: Weniger ist mehr. Schließlich haben Geschäfte 6 Tage pro Woche geöffnet, es wird also niemand verhungern etc.
  • Lagere Gegenstände sinnvoll und dort, wo du sie brauchst. Durch die halbe Wohnung zu rennen, um deinen Schlüssel abzulegen, machst du nicht, weil dich zwischen Tür und Angel im wahrsten Sinne etwas ablenken kann.

Was passiert nun, wenn du die 15 Minuten gar nicht mehr komplett „brauchst“?Nichts schlimmes 😉 Entweder, du verringerst die Zeit auf 10 Minuten, manche lieben ja solche Challenges. Oder aber du machst es wie ich und packst in diese 15 Minuten noch andere sinnvolle Routinen.

  • abends schon die Waschmaschine füllen, so dass ich sie am nächsten Morgen einfach schnell anstellen kann
  • die Spülmaschine anmachen, so dass diese über Nacht für mich „arbeitet“
  • die Frühstückssachen vorbereiten (Geschirr, Brotzeitdosen, Trinkflasche usw.), so dass ich mir früh die Zeit spare
  • ich fülle den Wasserkocher mit Wasser für meinen heißen Ingwertee am nächsten Morgen
  • eine To Do – Liste auf einen Zettel schreiben, so dass ich meinen Kopf nicht damit belaste, was ich auf gar keinen Fall vergessen darf

Ich hoffe, dass ich dir nun genug Anregungen für diese – für mich die wertvollsten 15 Minuten des Tages – geben konnte. Auf dass sie dir genauso ans Herz wachsen!

Probiere es doch einmal auss Was hast du zu verlieren? Ach ja, Unordnung, Stress, Genervtsein… 😉

Aufgeräumte Grüße,
deine Petra ❤