Frau mit Piercing

Sventja Franzen kenne ich noch nicht allzu lange – „zufällig“ habe ich sie über den Minimalismus-Blogroll gefunden und war sofort angetan von ihrer Art zu schreiben. Sie ist Frugalismus-Bloggerin und berichtet über ihren Weg zur finanziellen Freiheit – das interessiert mich. Die Geschichte dahinter ebenfalls. Sie schreibt selbst über sich, dass sie eben keinen BWL-Background hat, nicht Erbin eines Imperiums ist und eine ganz „normale“ Frau ist, die arbeitet, sehr gerne reist und nebenbei viel Geld spart und investiert. Ich mag genau diese ehrlichen Berichte, in denen man sich wiederfindet, womit man sich identifizieren kann, aus denen man selbst etwas lernen kann. Und Sventja ist eine spannende Frau, die sich hohe Ziele steckt und auch erreicht – darüber schreibt sie sehr offen und interessant. Ich habe gleich in den ersten Tagen, als ich sie entdeckt habe, alle ihre Blogartikel verschlungen, schaut auf jeden Fall mal auf ihrem Blog vorbei.

Als ich sie um ein Interview gebeten habe, hat sie spontan zugesagt, was mich sehr gefreut hat! Und nun zum Interview!

Wer bist du?

Mein Name ist Sventja, ich lebe im Norden von München und habe mich vor ein paar Jahren auf den Weg in die finanzielle Freiheit gemacht.

Frau am Meer

Stelle bitte kurz deine „Mission“ / dein Herzensprojekt vor und wie es dazu kam!

Seit 2018 kann man mich auf meinem Blog richbitchproject.com dabei begleiten, wie ich mir ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ selbst schaffe, wie sich meine Investments und Einkommensströme entwickeln und wie ich versuche, ein erfülltes frugales Leben zu führen. Mein Herzensprojekt begann, als ich nach der Lektüre einiger Blogs und Bücher verstand: Ob ich in die Altersarmut schlittere oder ob ich stattdessen sogar finanziell unabhängig werde, das habe ich selbst in der Hand! Und so arbeitete ich mich immer tiefer in die FIRE-Bewegung ein. Irgendwann, als ich gerade wieder in eine größere Position Dividendenaktien investiert hatte, fragte mein Freund mich: „Dann willst Du jetzt also eine Rich Bitch werden?“ Meine Antwort lautete: „Ja.“ Und so wurde das Rich Bitch Project geboren.

Wann wusstest du, dass du JETZT losgehen willst, um sie (die Mission) zu verwirklichen?

Das wusste ich in dem Moment, als ich in Sri Lanka unter Palmen lag und davon las, dass man sich auch als „normaler Mensch“ ein Vermögen, eine Alterssicherung und sogar finanzielle Unabhängigkeit erschaffen kann – kurz: ein selbstbestimmteres Leben. Da in meinem Umfeld fast niemand wusste, was es mit dem Investieren und frugalem Lifestyle auf sich hat, wollte ich so viele Menschen wie möglich von meinen Fehlern und Erfahrungen profitieren lassen. Also startete ich meinen Blog und wurde zu einer der wenigen weiblichen Finanzblogger in Deutschland, die transparent ihre Investments und ihren Vermögensaufbau teilen.

Was war der ausschlaggebende Faktor?

Ausschlaggebend war für mich die Erkenntnis, dass unheimlich viele Menschen sehenden Auges in die Altersarmut laufen und gleichzeitig keine Geldprobleme zu haben nicht nur den „oberen 10 Prozent“ vorbehalten ist.

Frau die hüpft

Gab es anfangs Hindernisse? Wenn ja, wie hast du diese überwunden?

Ja, die gab es durchaus. Offen über Geld und das eigene Vermögen zu sprechen ist erstmal nicht ganz einfach in einer Neidkultur wie Deutschland. Viele Menschen fühlen sich direkt angegriffen, wenn sie sehen, dass jemand andere Geldentscheidungen trifft als sie selbst und damit auch noch gut fährt. Beispielsweise habe ich mal ein halbes Jahr lang keine Dinge gekauft – klar auch aus finanziellen Gründen, aber vor allem, weil ich meinen eigenen Konsum hinterfragen wollte. Bei solchen Aktionen ist Gegenwind einfach vorprogrammiert. Am Ende musste ich für mich entscheiden, mit wem die Diskussion produktiv war und mit wem toxisch. Und meine Konsequenzen daraus ziehen.

Wie empfindest du Hindernisse/“Probleme“ generell, hast du Strategien/Muster?

Wenn jemand zu mir sagt: „Das geht nicht!“, dann bin ich viel zu neugierig, als dass ich es dabei belassen könnte. Meiner Überzeugung nach kann man in unserer Luxusgesellschaft die meisten Probleme entweder mit Kreativität, Fleiß, Mut und/oder Komfortverzicht lösen. Nur gefällt uns manchmal eben die naheliegende Antwort nicht 🙂 In den letzten 2 Jahren habe ich deshalb aktiv daran gearbeitet, Dinge weniger zu zerdenken, mutiger zu sein und früher ins Machen zu kommen.

Was unterscheidet dich von anderen Bloggerinnen / Autorinnen zum Thema Investieren/Sparen/Frugalismus?

Vermutlich gar nicht so viel. Was ich häufiger höre: dass meine Inhalte völlig bodenständig sind. Da ist nichts auf Hochglanz poliert oder gestellt. Es berichtet einfach ein normaler Mensch, wie er frugal lebt und sich ein Vermögen aufbaut. Und das mit einfachsten Mechanismen, die jeder problemlos für sich adaptieren kann.

Welche 3 Tipps kannst du Menschen geben, die mit dem Investieren beginnen wollen?

1. Informiere Dich so, dass Du wirklich verstehst, in was Du investierst und mit welchen Risiken das verbunden ist – und verabschiede Dich vom Gedanken, über Nacht reich werden zu wollen.

2. Fang mit risikoärmeren, leicht verständlichen Investments an und probiere aus, wie es Dir damit geht. Alles gut? Dann kannst Du Dir Investments mit höheren Renditen ansehen.

3. Mach Dir keinen Stress. Gerade am Anfang bringt es viel mehr, an der Erhöhung des Einkommens und damit der Investmentsumme zu arbeiten, statt mit hohem Aufwand ein paar Cent mehr Rendite erwirtschaften zu wollen.

Welche Pläne für die Zukunft hast du?

Meine „Pläne“ sind eigentlich alles Dinge, die nichts mit Investments zu tun haben. Reichtum hat viele Seiten: eine finanzielle natürlich, aber ein reiches Leben will in erster Linie  erfüllend und wertvoll sein. Inzwischen mache ich mir viel mehr Gedanken darum, wie ich ein reich(haltig)es Leben führen kann und was das für mich bedeutet. Wenn man einmal das Prinzip hinter dem Investieren verstanden hat, laufen die meisten Mechanismen automatisch und man hat viel mehr Zeit für den ganzen wundervollen Rest.

Frau, die läuftWo findet man dich? (Website, Instagram, Facebook usw.) Und wo im wirklichen Leben?

Auf meinem Blog: www.richbitchproject.com und auf Instagram: www.instagram.com/richbitchproject/

Gibt es bei all den Büchern, die du gelesen hast, das EINE Buch, das dein Leben verändert hat?

„Die 4-Stunden-Woche“ von Tim Ferris hat vielleicht nicht mein Leben verändert, aber einen wichtigen Impuls gegeben, durch den ICH wiederum mein Leben verändert habe.

Gibt es DIE eine Routine, die du täglich anwendest?

Nein.

Hast du ein Lebensmotto?

Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.

Bist du glücklich? Wenn ja (was ich hoffe): was tust du dafür?

Immer öfter. Ich liebe es, fantastische Erlebnisse zu schaffen (Reisen, Bergtouren, durch die Natur streifen) und schöpfe Kraft selbst aus kleinen Details oder kurzen Augenblicken. Ein wichtiger Faktor ist für mich dabei Dankbarkeit – sich klar zu machen, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein und ein recht sorgloses Leben mit  vielen wundervollen Momenten führen zu dürfen.

Frau mit ausgestreckten Armen

Und zum Schluss: was möchtest du noch sagen?

Think positive und trau Dich! 🙂


Vielen Dank liebe Sventja für deine Antworten, klingt sehr spannend und authentisch. Das macht Mut, das Finanzthema selbst anzugehen – der Frugalismus ist für mich ebenfalls ein sehr spannender Bereich – der super zum Minimalismus passt.


Was sagt Ihr? Das Interview macht doch echt Lust, tiefer in die Themen Finanzen, Investieren und Sparen einzusteigen, oder? Schaut gerne auch einmal bei den anderen Interviewgästen vorbei, die ebenfalls sehr inspirierend sind.

Viele Grüße,
Petra ❤