Vor kurzem hatte ich die wunderbare Gelegenheit, meine Arbeit als Aufräum-Coach im Fernsehen vorstellen zu dürfen. Der BR hat in Kooperation mit South & Browse die Sendung Heimatrauschen produziert, die am Freitag, den 21.06.2019 ausgestrahlt wurde.

Ich konnte zeigen, dass es bei mir daheim tatsächlich immer ordentlich ist (auch nachts, das ist ein alter Grundsatz meiner Mama gewesen, die meinte, dass Besucher nachts immer zu uns kommen könnten, ohne dass man sich schämen müsste. Anmerkung nebenbei: bei mir klingelt des Nachts seltenst Besuch, dennoch habe ich das scheinbar sehr verinnerlicht 😉 )

Routinen im Alltag

Die netten Kameramänner und der Redakteur haben mich also einen Tag begleitet, angefangen bei meinen täglichen Routinen (alles gleich wieder an seinen Platz zurück räumen, Dinge für die anderen Stockwerke in Körben auf dem Treppenabsatz sammeln und dann mitnehmen und verstauen, mein 15-Minuten-Ritual am Abend, nicht bügeln sondern nach dem Waschen die Wäsche ordentlich auf Bügel hängen und glattstreifen) bis hin zum Telefonat mit Kundinnen zur Terminvereinbarung und letzten Absprachen.

Bei der Arbeit mit meiner Kundin Karin Wittenstein durften sie uns – dank Karins Zustimmung – begleiten und filmen, was wirklich eine tolle Geste von ihr war! Schließlich ist schon der Schritt dazu, einen Aufräum-Coach zu buchen, eine Entscheidung, die nicht jede/r einfach so trifft. Aber dann noch halb bzw. ganz Bayern mit zuschauen zu lassen, während der Schrank ausgemistet wird, finde ich sehr bewundernswert! Vielen Dank noch einmal an dich, liebe Karin!

Vor Ort hatten wir dann das persönliche Erstgespräch (am Telefon hatten wir natürlich vorab schon geklärt, was bei ihr ausgemistet und neu strukturiert werden soll!), bei dem ich ihr die Fragen in dem von mir entwickelten Fragebogen gestellt habe, die essentiell für die anschließende Arbeit sind:

  • Wie sieht es derzeit in diesem Bereich aus?
  • Warum, was sind die Ursachen hierfür?
  • Wie soll dieser Bereich in Zukunft aussehen?
  • Warum, welches Gefühl würden Sie damit verbinden?

Anschließend erstellten wir zusammen den „Lebensfahrplan“ – wie es weitergehen soll, wie die Kundin leben möchte, was sie zukünftig vorhat usw. Das ist für mich mit der wichtigste Bereich, der im TV-Beitrag natürlich nicht veröffentlicht wurde – zum Schutz der Privatsphäre meiner Kundin! Schließlich ist das sehr persönlich und sensibel! Die besprochenen Themen stehen ausschließlich in dem von mir erstellten Abschlussprotokoll, das ich am Ende der durchgeführten Arbeit erstelle.

Nachdem wir besprochen hatten, wie Karin zukünftig leben möchte – soviel darf ich verraten – sie möchte mit weniger Gepäck durch das Leben gehen – haben wir begonnen, den Kleiderschrank Stück für Stück auszuräumen. Das bleibt nicht aus! Es muss tatsächlich jedes einzelne Teil in die Hand genommen werden und die Fragen:

  • Macht es dich (noch) glücklich?“ bzw.
  • Hat dieses Teil einen Platz in deinem zukünftigen (Traum-)Leben?“

beantwortet werden. Ziel ist nämlich, am Ende nur noch Lieblingsteile im Schrank zu behalten. Und eben alle Teile auszuwählen, die bleiben dürfen. Nicht wie sonst immer: was kann ich wegschmeißen? Was muss gehen! Nein! Was darf bleiben, weil es mich glücklich macht, weil es mir gefällt, weil ich mich gut darin fühle und mir das Kleidungsstück ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Der „Rest“, der diese Kriterien nicht erfüllt, kann weg. Diese Herangehensweise verändert alles!

Loslassen

Karin und ich sind somit Teil für Teil durchgegangen, vieles wurde anprobiert, viele Sachen konnten schon beim Anfassen gehen – weil sie an eine negative Situation erinnerten, weil sie kaputt oder zerschlissen waren, weil die Farbe oder die Form noch nie gefallen haben… Und das, obwohl Karin anfangs sehr skeptisch behauptete: „Ich kann nicht gut loslassen, ich bin sehr gespannt, wie du das schaffen willst bei mir!“

Die Fotos beweisen sehr gut, wie gut Karin letztendlich doch loslassen konnte! Weil sie plötzlich bemerkte, was der Unterschied zwischen Lieblingsteilen und vielen Klamotten im Schrank war. Nämlich ein Aufatmen – im wahrsten Sinne des Wortes! Schon beim Kleiderschrank-öffnen ein Lächeln, weil sie nun alles, was sich darin befindet, gerne trägt – weil sie weiß, dass alles passt und ihr steht, dass es gut miteinander kombinierbar ist – die Autokorrektur macht aus kombinierbar immer kombinierbär;) Klingt irgendwie viel besser so: „Meine Klamotten sind allesamt gut miteinander kombinierbär!“ Eure auch?

Ein Tipp, den ich euch außerdem nicht vorenthalten möchte, ist der mit den nach vorne gedrehten Kleiderbügelhaken! Was daran der Trick sein soll? Das ist der Gamechanger für die wenigen (!!!) Teile, bei denen du einfach nicht so genau weißt, ob sie dich tatsächlich noch glücklich machen. Du gibst ihnen quasi noch eine allerletzte Chance!

Sagen wir einmal, du hast ein Sommerkleid, das du eigentlich ganz gut findest, es aber nie trägst. Es aber zu gut findest und dir vornimmst, es doch zu tragen weil es doch sehr gut aussieht. Dann hängst du es in den Schrank zu deiner Sommergarderobe – alle Haken der Kleiderbügel in eine Richtung gedreht! Jedes Mal, wenn du nun etwas anhattest, drehst du den Haken um und siehst nun sehr genau, was du getragen hast und was nicht. Glaub mir: Spätestens jetzt siehst du ganz eindeutig, wie enorm wichtig dir dieses Kleid war und du kannst es nun entweder ruhigen Gewissens entsorgen – oder aber du trägst es tatsächlich! So oder so – eine Entscheidung konnte getroffen werden!

Zum Abschluss des Tages hatten wir dann Karins Schrank wieder übersichtlich eingeräumt. Kategorie für Kategorie, somit weiß sie immer, wo sich welche Kleidungsstücke befinden. Sie hat einen guten Überblick über das, was sie hat, findet es sofort und muss nicht danach suchen. Weil die Masse an Teilen sie nicht mehr erdrückt, sondern sie umgeben von Lieblingsteilen ist.

Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für diesen tollen Tag, den Beitrag könnt Ihr euch hier noch einmal ansehen!

Bitte seht euch auch die Beiträge zu den „Butter Boyz“ an, in dem Moritz Oswald und Fabio Cestari de Mesquita aus Regen außergewöhnliche Butter kreieren – die sofort Lust auf ein frisches Butterbrot machen.

Außerdem wurde die erste inklusive WG Deutschlands gezeigt, die ihren 30. Geburtstag feiert. Hier wohnen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen und Studenten übernehmen Verantwortung für ihre Mitbewohner, wodurch sie mietfrei in dem Münchner Haus wohnen dürfen. Zudem wurde der Verein WOHN:SINN vorgestellt, der im Juni 2016 als ehrenamtliches Projekt des Münchner Studenten Tobias Polsfuß startete und ebenfalls inklusive Wohnprojekte initiiert.

Desweiteren wurde die Arbeit von Rebecca Nunn aus Bad Kohlgrub vorgestellt. Rebecca ist gelernte Holzbildhauerin und fertigt filigrane Holzfiguren nach der Vorlage von Fotos. Sie schnitzt ganz wunderbare und lebensnahe Portraits aus Holz.


Aufgeräumte Grüße,
Eure
Petra